Deutsche Fluglotsen sagen Streik ab
Die Gewerkschaft gibt klein bei: Sie will nicht Berufung gegen ein Gerichtsurteil einlegen, das ihr im Tarifstreit einen Streik untersagt hat. Zu Beginn tönte es noch anders.

Der Streik der deutschen Fluglotsen morgen Donnerstag ist vom Tisch. Der Streik sei abgesagt, sagte ein Sprecher der Fluglotsen-Gewerkschaft GDF. Die Gewerkschaft hatte noch kurz zuvor gegen ein Gerichtsurteil Berufung eingelegt, das ihr einen Streik untersagt hatte.
In erster Instanz hatte das Arbeitsgericht Frankfurt den geplanten Streik mittels einer einstweilige Verfügung untersagt. Einzelne Forderungen der GDF in den laufenden Tarifverhandlungen seien unzulässig und ein Streik damit rechtswidrig. Das Gericht folgte damit einem Antrag der Deutschen Flugsicherung (DFS).
Entscheid wäre zu spät gekommen
Unmittelbar im Anschluss an den Entscheid gingen die Fluglotsen aber in Berufung. Die Entscheidung des Hessischen Landesarbeitsgerichts war aber erst mitten in der Nacht zu erwarten, was für die meisten Fluggäste zu spät gewesen wäre, um sich darauf einzustellen, erklärte der GDF-Sprecher die Streik-Absage für morgen Donnerstag. «Unabhängig vom noch anstehenden Urteil wird es auch mit Sicherheit keine Arbeitskampfmassnahme am Freitag geben.»
Streiks auf deutschen Flughäfen sind aber dennoch nicht endgültig vom Tisch: Letztlich sei es egal, ob in zwei oder drei Tagen gestreikt werde, sagte der GDF-Vorstand Michael Schäfer. Er zeigte sich zuversichtlich, dass das Landesarbeitsgericht zugunsten der Gewerkschaft entscheiden werde.
Streit um Tarifvertrag
Ursprünglich wollten die Fluglotsen am Donnerstag von 6.00 Uhr bis 12.00 Uhr in ganz Deutschland die Arbeit niederlegen, nachdem sich ihre Gewerkschaft nicht mit der DFS auf einen neuen Tarifvertrag einigen konnte. Damit wäre der Flugverkehr in Deutschland zum Erliegen gekommen und in etlichen anderen europäischen Ländern auch teils stark behindert worden.
Die Fluglotsen hatten in einer Urabstimmung mit grosser Mehrheit für einen Streik gestimmt; heute hatte der Gewerkschaftsvorstand das bestätigt. Es wäre die erste Arbeitsniederlegung in der Geschichte der ehemaligen Behörde gewesen.
In Deutschland arbeiten nach GDF-Angaben etwa 5500 Beschäftigte bei der Flugsicherung, davon 2400 Fluglotsen. Die Gewerkschaft vertritt rund 3200 Mitarbeiter.
«Grenze zum Schikanösen»
Angesichts des drohenden Streiks hatte Lufthansa bereits mit Notfallplanungen begonnen. Im Hintergrund war ein Sonderflugplan, entstanden der sehr viele Flugausfälle beinhalten hatte, wie Lufthansa noch vor dem Gerichtsentscheid bekanntgegeben hatte.
An kritischen Voten gegen den geplanten Streit hatte es am Mittwoch nicht gemangelt. Lufthansa-Geschäftsleitungsmitglied Stefan Lauer hatte der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Mittwoch) gesagt: «Ein solcher Streik inmitten der Hauptreisezeit wäre nicht nur völlig überzogen, sondern würde die Grenze zum Schikanösen überschreiten».
Für die Luftfahrtindustrie wäre der Streik ein weiterer Tiefschlag gewesen. Die Erdbebenkatastrophe in Japan, die Unruhen in Nordafrika und die hohen Kerosinpreise machten im ersten Halbjahr bereits alle Kalkulationen zunichte.
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