Augenzeuge Kurt WyssDer Zensur zum Trotz: Basler wollen den Film sehen
April 1959, Lörrach: Baslerinnen und Basler gehen über die Grenze ins Kino, weil «Wege zum Ruhm» von Stanley Kubrick bei uns nicht gezeigt werden darf.

«Wege zum Ruhm» war Stanley Kubricks (1928–1999) zweiter Film. 1957 in der Nähe von München gedreht, sorgte er in verschiedenen Ländern für erhebliches Aufsehen, denn es geht um den Unsinn des Krieges. Um angebliche «Feigheit vor dem Feind» – aus Sicht der Generalität – oder umgekehrt um unsinnige Menschenopfer – aus Sicht der Soldaten und der subalternen Offiziere.
Im Film, basierend auf dem Roman «Paths of Glory» von Humphrey Cobb, wird aber auch die französische Militärjustiz angeprangert. Drei Soldaten wird – als Stellvertreter für ihre Kameraden – der Prozess gemacht. Sie werden zum Tode verurteilt und exekutiert. Colonel Dax (Kirk Douglas), im zivilen Leben Strafverteidiger, nennt diesen Prozess einenHohn.
Auf Weisung des Bundesrats von 1958 durfte der Film in der Schweiz nicht gezeigt werden, «weil er ein Angriff auf die Ehre der französischen Armee sei», wie es hiess. Um die Beziehungen zu Frankreich nicht zu belasten, wurde «Wege zum Ruhm» 1957 auch kurzfristig vom Wettbewerb des Berliner Film-Festivals zurückgezogen.
In Deutschland aber war Kubricks Antikriegsfilm nicht verboten. So konnten ihn im Frühjahr 1959 auch die Hirschen-Lichtspiele in Lörrach zeigen. Wie viele weitere Baslerinnen und Basler fuhr im April jenes Jahres auch Kurt Wyss nach Lörrach, um den Film zu sehen. «Bevor ich das Eintrittsbillett kaufte, habe ich diese Aufnahme gemacht», erinnert er sich.
In der Schweiz wurde der Bann gegen «Wege zum Ruhm» erst 1970 aufgehoben. Stanley Kubrick gilt heute als einer der einflussreichsten und besten Regisseure der Filmgeschichte. Kontroversen ist er nie aus dem Weg gegangen. «Clockwork Orange» zum Beispiel sorgte in Grossbritannien für erhebliches Aufsehen. «2001: A Space Odyssey», «The Shining» oder auch «Full Metal Jacket» – ein weiterer Antikriegsfilm – sind allesamt Meisterwerke.
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