Der Weg in den Untergrund
Der 1980 verstorbene Ludwig Hohl («Notizen») war ein genialer Einzelgänger, der über 20 Jahre in einem Genfer Keller hauste. Publizistin Anna Stüssi arbeitet derzeit an einer Biografie.
Tränen einer Frau wiesen Hugo Sarbach den Weg zu Ludwig Hohl. Anfang der Siebzigerjahre, der gebürtige Walliser lebte in Freiburg und studierte dort Philosophie und Germanistik, hörte er durch die Wand eine Nachbarin weinen. Er verspürte den Reflex, sie zu trösten, klingelte an ihrer Tür und kam so in Kontakt mit dem Bruder der Frau, einem Dichter. Im Gespräch über Literatur erwähnte dieser Ludwig Hohl. Er lieh Sarbach ein Exemplar der «Notizen»: «So etwas hatte ich noch nie gelesen.» Dieser gigantische, wild zerklüftete Gedanken-Steinbruch, zwischen 1934 und 1936 geschrieben und fast lebenslang ergänzt und umgebaut, versammelt im Grenzgebiet von Literatur und Philosophie Maximen und Reflexionen, Porträts und Skizzen, Zitate und Vignetten.