40 Prozent weniger HeizenergieDer warme Oktober half beim Sparen
Die Temperaturen lagen im vergangenen Monat 4 Grad über dem Normalwert. Diese ungewöhnliche Wärme hatte einen ganz konkreten Effekt: Es musste weniger geheizt werden.

Es war wahrlich ein goldener Oktober. Was wir alle gefühlsmässig schon mitgekriegt haben, lässt sich jetzt dank den Zahlen des Klimavereins Basel konkret benennen. Im Vergleich mit der Norm der Jahre 1991 bis 2020 war der Oktober exakt 4 Grad Celsius zu warm. Greift man auf die alte Norm der Jahre 1961 bis 1990 zurück, waren es gar 4,7 Grad. Ausgewertet wurden die Daten der Station Basel-Binningen.
Laut Ambros Werner, dem «Wetterfrosch» der BaZ, der für uns seit Jahren das «Monatswetter» beobachtet und beschreibt, war ausgerechnet der erste Tag des Oktobers 2022 der kälteste. «Die Mitteltemperatur betrug am Monatsersten 10,8 Grad Celsius», sagt Werner. Von da an ging es bergauf, und es wurde richtig warm.
Nur zwei Heiztage
Dieser 1. Oktober war ein sogenannter Heiztag, und es kam noch ein einziger weiterer dazu; und zwar am 9. Oktober, wie Ambros Werner weiss. Heiztage sind Tage mit einer Mitteltemperatur unter 12 Grad Celsius. An solchen Tagen muss die Heizung angeschaltet werden, um die Zimmertemperatur auf 20 Grad Celsius halten zu können.
In Zeiten der Energiekrise war der Oktober 2022, der einen Rekord aufgestellt hat mit diesem Wärmeüberschuss, geradezu ein Segen. Gemäss Auskünften von Erik Rummer, Leiter Kommunikation bei den IWB, reichte es aus, neben der Kehrichtverwertungsanlage (KVA) nur eines der beiden Holzkraftwerke zu betreiben. «Das eine läuft, wenn die Temperaturen in der Nacht unter 12 Grad sinken und am Tag unter 22 Grad bleiben. Das zweite Holzkraftwerk wird benötigt, wenn es in der Nacht kälter als 8 Grad wird und tagsüber nicht wärmer als 18 Grad», erklärt Rummer.
Allerdings schalten die IWB ein Kraftwerk nicht ein und aus wie einen Staubsauger. Das heisst, die Temperaturentwicklung muss über mehrere Tage anhand der Prognose verfolgt werden, um dann auch wirklich Wärme liefern zu können, wenn sie gefragt ist. Im Oktober letzten Jahres seien in Basel rund 83 Gigawattstunden (GWh) Fernwärme nötig gewesen, sagt Rummer. Im Oktober 2022 waren es bloss rund 50 Gigawattstunden, also 40 Prozent weniger.
Allzu viel Bedeutung will Rummer diesem aussergewöhnlich warmen Oktober jedoch nicht beimessen. «Wir beschaffen ohnehin das Brennholz, das wir für einen ganzen Winter brauchen – und zwar lange im Voraus, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.» Insgesamt bemessen die IWB den Fernwärmebedarf für einen ganzen Winter mit rund 900 GWh. Also macht ein «normaler» Oktober wie letztes Jahr nicht einmal ein ganzes Zehntel aus.
Ein warmer Winter?
Sieht man sich aber die Langfristprognosen zum Beispiel der amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration an, wird es einen insgesamt deutlich zu warmen Winter geben. Das ist, was den Energiebedarf in diesen Krisenzeiten betrifft, erfreulich. Betrachtet man die Entwicklung allerdings unter dem Aspekt der Klimaerwärmung, ist es eher bedenklich.
Die mittelfristige Prognose verheisst im Augenblick für den November einen Kaltlufteinbruch ab Mitte November. Zuvor soll es aber um den 8. November herum erneut deutlich zu warm werden.
Zum Schluss noch ein Vergleich: Wenn man den Wärmeüberschuss des Oktobers von 4 Grad auf den Juli überträgt, hätten wir in Basel erst recht unter enormer Hitze gelitten. Immerhin brachte der Juli 2022 27 Sommertage, elf Hitzetage und zwei Wüstentage. Er war im Schnitt aber «nur» 2,2 Grad zu heiss im Vergleich mit der Norm 1991–2020. Bei 4 Grad Überschuss wie im Oktober wären wohl Temperaturen von 40 Grad erreicht worden.
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