Nach Jahrhundert-ExplosionDer Vulkan bei Tonga soll noch intakt sein
Es war die grösste je aufgezeichnete Eruption, die Druckwelle war bis in die Schweiz zu spüren. Nun wurde der mutmasslich zerstörte Hunga-Vulkan kaum verändert vorgefunden.

Die Explosion des Hunga Tonga-Hunga Ha’apai im Januar sorgte für die grösste atmosphärische Druckwelle seit über 100 Jahren. Sie umkreiste die Erde mehrfach und war auch in der Schweiz messbar. Der Ausbruch sorgte für Tsunamis im gesamten Pazifik. Das neuseeländischen National Institute for Water and Atmospheric Research (Niwa) hat es nun geschafft, die Form des Vulkans und den umgebenden Meeresboden zu kartieren. Die neuen Erkenntnisse seien «überraschend und unerwartet», schreibt das Forschungsinstitut auf seiner Website.
Bevor das Team zur Forschungsmission aufbrach, erwarteten die Forscher eine dramatische Veränderung des Vulkans. Nach einem Monat Untersuchungen folgte die Überraschung: Der Hunga war noch weitgehend intakt und die Struktur hat sich nicht gross verändert, wie der Expeditionsleiter Kevin Mackay sagt. «Bei einer so heftigen Explosion – der grössten, die jemals aufgezeichnet wurde – würde man erwarten, dass der gesamte Vulkan ausgelöscht worden wäre, aber das war er nicht.»
Verändert habe sich jedoch der Meeresboden rund um den Vulkan . Bis zu 50 Kilometer vom Vulkan entfernt haben die Forscher feinsandigen Schlamm, ausgehöhlte Täler und riesige Haufen von Sedimenten gefunden, erklärt der Meeresgeologe.
Hinweise zur Widerstandsfähigkeit von Meeresökosystemen
Das Team hat insgesamt 22’000 Quadratkilometer vermessen. Die Berechnungen zeigen, dass dem Meeresboden rund um den Vulkan etwa sechs bis sieben Kubikkilometer Material hinzugefügt wurden. Hierbei handelt es sich um Asche und Gestein, das durch die Explosion durch die Luft geschleudert wurde und danach wieder ins Wasser fiel.
Die Forscher untersuchten auch die Auswirkungen auf das Ökosystem. In einem Umkreis von 15 Kilometer um den Vulkan gibt es kein Leben mehr. Es sei jedoch bemerkenswert, dass es ausserhalb dieses Radius immer noch eine reichliche und vielfältige Population von Fischen und anderen Tieren gebe. Die Wissenschaftler spekulieren, dass die Lebewesen sich abseits der Eruption befunden haben oder weit genug entfernt waren, um der Asche zu entkommen.

Für den Niwa-Meeresbiologen Dr. Malcolm Clark ist es ein positives Zeichen, dass es so nahe dem Vulkan noch gesundes Leben gibt. «Obwohl der Meeresboden des Vulkans weitgehend unfruchtbar ist, haben die umliegenden Seeberge Bereiche mit normaler Artenvielfalt, was auf die Widerstandsfähigkeit solcher Meeresökosysteme hinweist und Hoffnung auf Erholung gibt.»
Die Auswirkungen sieht man vom Weltraum
Das Team hat während der Expedition Tausende Fotos gemacht und Hunderte von Proben gesammelt, darunter 115 Sedimentkerne und 250 Kilogramm Gestein, einige davon sind durch die Eruption neu entstanden.

Die vorläufigen Daten zeigen laut dem Niwa, dass die Asche, die sich noch im Meer befindet, stellenweise unzählige Auswirkungen auf das Ökosystem des Ozeans hat. Die Niwa-Biogeochemikerin Dr. Sarah Seabrook erklärt, dass die Asche unmittelbar nach dem Ausbruch die mikroskopisch kleinen Meeresalgen befruchtete. «In diesem Fall gab es eine Blüte des Lebens, die so gross war, dass wir sie aus dem Weltraum sehen konnten.» Die Forscher haben jedoch auch Gebiete entdeckt, in denen dem Wasser durch die Asche Sauerstoff entzogen wurde. Dies könnte sich negativ auf das Leben im Ozean auswirken.
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