Vorstellung Peugeot 408Der Vierer ist wieder da
Vor elf Jahren endete die Produktion des Peugeot 407 und damit die Tradition der Vierer-Modelle, die bereits 1934 begann. Jetzt kehren die Franzosen ins Segment zurück – mit einer coupéartigen Limousine mit SUV-Elementen.

Der kauzige TV-Inspektor Colombo alias Peter Falk ging 1978 mit einem Peugeot 403 Cabrio auf Ganovenjagd. 20 Jahre später jagte ein Peugeot 406 als getuntes Taxi in der gleichnamigen Actionkomödie durch Marseille. Das sind nur zwei Beispiele, wie beliebt und erfolgreich die Peugeot-Modelle mit der Vier vor der Null einst waren. Vor elf Jahren dann aber das jähe Ende: Mit dem 407 lief die Produktion des letzten Vierers aus. Der SUV-Boom, aber auch Design-Sünden machten die Limousine und den geräumigen Kombi zum Ladenhüter. Nun aber nehmen die Franzosen einen neuen Anlauf: Ab 2023 wird weitergezählt – Peugeot ist bei Nummer 408 angekommen.
Doch Peugeot-Chefin Linda Jackson hat nicht die frühere Kundschaft im Blick: «Der neue 408 wurde für Autoliebhaber konzipiert, die sich vom Traditionellen lösen und verantwortungsbewussten Fahrspass suchen.» Beim wiedergeborenen 408, der noch auf der neun Jahre alten Plattform EMP2 basiert, soll es um kontrollierte Effizienz und ein digitales Erlebnis auf hohem Niveau gehen. Peugeot ordnet ihn in der Kompaktklasse ein, auch wenn er mit seiner Länge von 4,70 Metern eher eine Liga höher antritt und gleich mehrere Gruppen von Kunden anlocken soll. SUV-Fans kommen dank erhöhter Sitzposition auf ihre Kosten. Wer eher sportlich unterwegs sein will, dürfte das im Coupé-Stil abfallende Dach schätzen. Und Praktiker werden mit einem Laderaum bis zu 1611 Liter verwöhnt. Crossover werden derartige automobile Mixturen genannt. Der Peugeot 408 ist so eine, die sich nicht wirklich festlegt, als was sie nun zu gelten hat.
Extravagantes Design
Selbstbewusst ist der Auftritt der Crossover-Limousine allemal, das zeigen Details wie der nach hinten flacher werdende Seitenschweller, der sich mit den Umrandungen der Radhäuser verbindet. Der fast 2,80 Meter lange Radstand verrät, dass viel Platz für die Passagiere reserviert ist. Am Heck fällt das wilde «Geriffel» des Diffusors unter dem Stossfänger auf, dagegen gibt sich der Dachspoiler oberhalb der Rückscheibe eher zurückhaltend. Die Frontpartie ist geprägt durch schmale Doppelscheinwerfer in Matrix-LED-Technik, den markentypischen Tagfahrlichtern im Säbelzahntiger-Look und einen Grill, dessen einzelne, in Wagenfarbe lackierten Plättchen eine fächerartige Fontäne simulieren. Die Mitte krönt das neue Markenwappen mit dem Löwenkopf.
Die Modernität setzt sich im Innenraum fort, wo sich Digitales mit Analogem mischt. Es gibt klassische Tasten und Schalter am Lenkrad und unter dem 10-Zoll-Monitor, der für Infotainment und Navigation zuständig ist. Auf ihn kann auch das Handy gespiegelt werden – dann funktioniert der Bildschirm wie ein klassisches Tablet. Einen Wahlhebel für die 8-Gang-Automatik gibt es nicht, diese Aufgabe übernimmt ein Wippschalter auf der Mittelkonsole.
Mit gleich 30 Assistenzsystemen bietet der Neuling eine Vielzahl von elektronischen Helfern, die dank sechs Kameras und neun Radargeräten die Umgebung im digitalen Blick haben. Beispiele sind Abstandsradar mit Stop-and-Go-Funktion, automatische Notbremsung mit Kollisionswarnung auch beim Rückwärtsfahren, aktive Spurassistenten oder eine 180-Grad-Rückkamera. Hinzu kommt ein Nachtsichtgerät, das bei Dunkelheit bis zu 250 Meter nach vorne schaut, um Menschen oder Tiere ins Infrarot-Sichtfeld zu rücken. Welche der zahlreichen Systeme nur gegen Aufpreis zu haben sind, ist noch nicht bekannt.
Kein Diesel mehr
Beim Antrieb des Peugeot 408 hat der Diesel, einst eine Stärke von Peugeot, endgültig ausgedient. Zum Marktstart Anfang nächsten Jahres haben die Käufer drei Optionen, deren kleinste wohl nur selten auf der Preisliste angekreuzt werden dürfte. Auch wenn deren Fahrleistungsdaten noch nicht verraten werden, dürfte der Benziner mit 1,2-Liter-Dreizylinder und 96 kW (130 PS) mit seinen stärkeren Plug-in-Hybridmodellen kaum mithalten können. Die nämlich vertrauen auf die Hilfe eines Elektromotors mit 81 kW (110 PS), der einen 1,6-Liter-Turbobenziner unterstützt. Gemeinsam schicken sie 132 kW (180 PS) oder 165 kW (225 PS) an die Vorderräder. Eine 12,4-kWh-Batterie soll für eine elektrische Reichweite von mindestens 60 Kilometern sorgen. Die beiden Plug-in-Hybrid-Antriebe, die schon aus dem kleineren 308 bekannt sind, können am schnellsten an der heimischen Wallbox mit 7,4 kW geladen werden, was fast zwei Stunden dauert. An einer Schnellladesäule kann der 408 nicht andocken.
Anders das Spitzenmodell des Crossover, denn der 408 wird später auch als rein elektrische Variante erscheinen. Unbekannt ist noch, ob er mit der gleichen Batterie im Unterboden antreten wird wie die bisherigen E-Autos der Löwenmarke, die jeweils mit 50-kWh-Akkus unterwegs sind und auf etwa 370 Kilometer Reichweite kommen. Ob das für den neuen Vierer reichen wird, bleibt abzuwarten. Marktstart für die Versionen mit Verbrennungsmotor ist für Anfang 2023 vorgesehen, die Preise sind noch nicht bekannt.
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