Der Vater des Darts-Booms mahnt zur Vernunft
Am Donnerstag beginnt die Darts-WM in London. Längst könnten die Veranstalter grössere Hallen füllen – und haben sich bewusst dagegen entschieden.

Bald singen sie wieder, im Alexandra Palace, den jeder nur als «AllyPally» kennt, und von dem jeder weiss: Dort fliesst mehr Bier als Schweiss. Doch der Darts-WM, die am Donnerstag startet, fehlte es gleichwohl nie an Unterhaltung, an Drama und Spannung. Seit der Titelkampf der Professional Darts Corporation (PDC) vor zehn Jahren ins Freizeitzentrum im Londoner Norden gezogen ist, hat sich das Turnier vom Insidertipp zum Massenphänomen und die Sportart von der Kneipenbeschäftigung ins Vollprofitum entwickelt.
Das Preisgeld beträgt neu 1,8 Millionen Pfund, übertragen wird die WM seit einigen Jahren in ganz Europa. Die Zuschauerzahlen in der Halle sind auch nach dem Umzug in den «AllyPally» stetig gewachsen: Durch diverse Zusatztribünen finden mittlerweile fast 3200 Zuschauer Platz in der Halle. Nur: Die Organisatoren könnten locker das Zwei-, Dreifache an Karten verkaufen.
Vermarkter Barry Hearn hat die Darts-WM zwar stetig kommerzialisiert und vergrössert – den nächsten Schritt, den Umzug in die 10'000 Zuschauer fassende Haupthalle des Alexandra Palace, will er nun aber bewusst nicht machen. Zahlreiche Turniere sind in den letzten Jahren rund um die WM entstanden, Darts hat sich endgültig zu einer professionalisierten, für Sponsoren attraktiven Sportart entwickelt.
Rücksicht auf die Wurzeln des Sports
Bereits vor zwei Jahren hatte Hearn gewarnt, die Veranstaltung könnte so ihren Volksfestcharakter verlieren. Seit Jahren verzichtet Hearn auch darauf, die Ticketpreise anzuheben – obwohl er auch dann noch problemlos ein Vielfaches der aktuellen Kontingente verkaufen könnte. «Wir wissen, welchen Teil der Gesellschaft wir bedienen», sagte Hearn anlässlich der vergangenen Austragung im Gespräch mit der «Schweiz am Sonntag».
Die Organisatoren fürchten also, bei einem Umzug in die grössere Halle die Basis des Publikums – Klientel: Junggesellenabschied – zu verlieren und mit ihr die einzigartige Stimmung in der West Hall, randvoll mit trinkfesten und oft verkleideten Zuschauern. Der Plan bei einem Umzug wäre denn auch gewesen, die 10'000 Plätze nicht alle anzubieten, die Halle baulich zu verengen und so etwa 6000 Leuten Eintritt zu gewähren. Angesichts der Bedenken von Hearns sowie mehr Sicherheitskosten, die es zu bewältigen gelten würde, lassen die Ausrichter den Umzug bleiben.
Für Stimmung ist in auch in der herkömmlichen Lokalität gesorgt, für sportliche Spannung ebenso. Längst gibt es für das Turnier ein kompliziertes Qualifikationsverfahren, 72 Spieler sind dabei, darunter die ersten 32 der Weltrangliste. Rekordweltmeister Phil Taylor (14 Titel) wird sein letztes Turnier bestreiten, der amtierende Champion Michael van Gerwen greift nach seinem dritten Titel, sein Landsmann Raymond van Barneveld strebt seit zehn Jahren seinen zweiten Sieg (letztmals 2007) an. (mrm)
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