Der Untergang des Hafens
Mit Trommeln und Fanfaren kündete der Kanton einen neuen Kulturraum an – nichts geschah. Die geplanten Zwischennutzungen versanken im Verwaltungsapparat.

«Romantik in Verbindung mit Industriezone» verwendeten viele Initianten als Beschreibung ihrer Projekte zur Zwischennutzung am Rheinhafen an der Uferstrasse. Über 60 Vorschläge und Konzepte gingen beim Präsidialdepartement ein, als dieses zusammen mit den Schweizerischen Rheinhäfen und dem Baudepartement 2012 verkündete, dass das 15 000 Quadratmeter grosse Migrol-Areal inklusive dem Esso-Areal und einigen Promenadenparzellen für die kulturelle Zwischennutzung freigegeben würden. Ein Lichtblick für alle Kulturliebenden und Nachtfüchse, die schon den Schwanengesang zur Schliessung des nt/Areals probten. Grosse Töne wurden seitens des Kantons und der Organisatoren gespuckt. Die Regierung, welche stets kritisiert wird, weil sie nichts gegen das Kultursterben in der Stadt unternimmt, sah ihre Zeit gekommen, sich zu profilieren.
Wagenplatz sorgte für Kultur
Ein Augenschein im März 2015: tote Hose an der Uferstrasse. Das gigantische Areal, das für eine Revolution im Basler Nachtleben gesorgt hätte, blieb grau, kalt, langweilig. Von urbaner Romantik ist nichts zu sehen. Nur auf dem ehemaligen Areal der Esso, welches mit nur 4000 Quadratmeter vergleichsweise klein zum Migrol-Areal wirkt, haben sich kleine Betriebe unter dem Dachverein von «I_Land» angesiedelt und sorgen für eine spärliche Bespielung des Hafenareals in den warmen Sommermonaten. Schliesslich waren es die Wagenleute, die das kulturelle Potenzial des grossen Areals voll und ganz ausgeschöpft hatten.
Es waren die Besetzer, die das Hafenareal zu dem machten, was der Kanton anfangs beabsichtigte: Sie hauchten dem grauen Hafenareal Leben ein. Doch dieses illegale Schmarotzertum war nicht die Kultur, die sich das Präsidialdepartement wünschte. Gewünscht ist staatlich-bürokratische Kultur. Einfach ein Areal ein paar Dreadlocks tragenden Spinnern zu überlassen, kam nicht infrage. Es sollte alles nach sozialdemokratischer Bürokratie ablaufen, in welcher der Kanton Basel-Stadt ungeschlagener Meister ist.
Kanton nervt mit Papierkram
Doch der Kanton lässt von seinem ursprünglichen Ziel, das Hafenareal mit Kulturanlässen zu bespielen, nicht ab. Dabei geht er allen auf die Nerven, die ihm dabei helfen möchten, und vergrault sie mit ihren unmöglichen Bebauungsvorschriften. Vereine wie «shochzwei» hatten die Nase voll und sprangen enerviert ab. Zu viele Köche verderben den Brei, ist die Bauernweisheit, die das Geschehen am Hafenareal am besten beschreibt. Die Schweizerischen Rheinhäfen, das Präsidial- und das Baudepartement wollen zwar alle dasselbe, sind sich jedoch ständig uneinig, wie die Zwischennutzungen geregelt werden sollen. Für bereits im Sommer 2012 bestätigte Projekte wurden die Baurichtlinien und Spielregeln notorisch geändert. «Ausser Spesen nichts gewesen», war das Fazit von Zeno Steuri von «shochzwei». Der Verein musste 2012 ständig neue Bewilligungen zur Bewirtschaftung einholen und stellte das Projekt, das ihn notabene 400 Arbeitsstunden gekostet hat, ein. Zwischennutzungen müssen schnell und günstig entstehen, da sie nur kurze Zeit existieren.
Für bürokratische Spielereien und naive Planungspolitik hat kein gemeinnütziger Verein Zeit und vor allem auch kein Geld. Die Verantwortung für die Komplikationen wurde ständig zwischen Kanton und Rheinhäfen hin- und hergeschoben, sodass die Vereine im staatlichen Verwaltungsapparat verloren gingen. Die Departemente kennen nichts anderes als Bürokratie und bauen den Irrgarten aus staatlichem Papierkram brav weiter aus. So können zwar keine Kulturprojekte lanciert werden. Doch der Kanton weiss nicht anders vorzugehen.
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