Der unmögliche Ammann-Gegner
Hinter den Erfolgen des österreichischen Tournee-Leaders Thomas Diethart steckt eine unglaubliche Geschichte – und eine halbe Ewigkeit im Auto.

Erfolgreiche Wintersportler kommen in der Regel aus gebirgigen Regionen. Nicht so Thomas Diethart, der ebenso überlegene wie überraschende Sieger des zweiten Springens der Vierschanzentournee in Garmisch-Partenkirchen. Diethart, 21 Jahre alt und von seinem Trainer Alexander Pointner erst im Dezember für den formschwachen Manuel Fettner ins österreichische Weltcup-Team befördert, stammt aus Michelhausen bei Tulln an der Donau (180 Meter über Meer).
Mit seiner Unbeschwertheit erinnert Diethart, der am Sonntag erst 141 und dann 140,5 Meter weit sprang, an den jungen Simon Ammann. «Ich bin überwältigt. Das ist so ein geiles Gefühl», kommentierte der eigentlich unmögliche Leader der Tournee seinen Coup. Vor dem dritten Springen in Innsbruck am Freitag beträgt sein Polster auf den zweitplatzierten Teamkollegen Thomas Morgenstern 11,5 Punkte, Simon Ammann folgt weitere 1,5 Zähler dahinter. Auf die Frage, ob ihn diese verheissungsvolle Situation unter Druck setze, sagt Diethart: «Eigentlich nicht.»
Jeden zweiten Tag 400 Kilometer im Auto unterwegs
So mühelos die Sprünge des fliegenden Flachländers aussehen, so entbehrungsreich war der Weg nach oben für ihn und seine Familie. «Es ist eigentlich unvorstellbar für eine Familie, die im Flachland wohnt, wo weit und breit nicht einmal eine gescheite Erhebung ist, dass man einem Buben das Skispringen ermöglicht», gibt sein Vater Gernot, ein Polizist, zu bedenken. «Thomas hat seine Kindheit für diesen Sport geopfert. Aus Michelhausen sind wir jeden zweiten Tag 400 Kilometer nach Hinzenbach gefahren, haben im Auto oder unter der Schanze geschlafen.»
«Thomas ist aus allen Kadern geflogen»
Der Verband glaubte trotz dieses Enthusiasmus nicht immer an seinen heutigen Überflieger. «Es hat Tiefschläge gegeben, Thomas ist aus allen Kadern geflogen. Er hat sich wieder aufgerappelt, uns ist das Geld hinten und vorne ausgegangen. Dann gehst du jammern zu Firmen, damit die vielleicht einen Sprunganzug zahlen», erinnert sich Gernot Diethart. Als sein Sohn schliesslich auf Skigymnasium in Stams kam und fortan unter besseren Bedingungen trainieren konnte, beeindruckte er den heutigen norwegischen Cheftrainer Alexander Stöckl, der damals als Ausbildner für den österreichischen Verband wirkte, mit einer enormen Sprungkraft. 75 Zentimeter schafft Thomas Diethart aus dem Stand, mehr noch als Gregor Schlierenzauer, die nominelle Nummer 1 im Land.
Neben seinem Preisgeld sowie viel Ruhm und Ehre hat Diethart junior in Garmisch-Partenkirchen übrigens noch etwas gewonnen: ein echtes, lebendiges Schwein. Dieses hat ihm sein Vater für den Fall des Sieges verprochen. «Das muss er nun auch durchziehen», fordert der Shootingstar der Skispringer.
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