Der Uhu schwebt in Gefahr
Der Bestand vieler Vogelarten in Europa ist laut einer neuen Studie gefährdet – unter ihnen der Uhu, dem auch in der Schweiz immer weniger Lebensraum bleibt.
Der weltweite Vogelschutzbund Birdlife International fasste mit seinem Bericht, der in Buenos Aires vorgestellt wurde, Beobachtungen von einem Vierteljahrhundert an 124 weit verbreiteten Vogelarten zusammen. Bei 45 Prozent der Arten zeigte sich demnach, dass der Bestand schwindet – auch beim Bubo bubo, dem Uhu, der in Mitteleuropa zuvor stärker verbreitet war. Er braucht Felslandschaften zum Brüten und mehr oder weniger offene Gebiete, in denen er jagen kann.
Im Visier der eidgenössischen Vogelschützer
Den Vogelkundlern der Schweizerischen Vogelwarte in Sempach bereitet der Bestand ebenfalls Sorgen. Nachdem ein landesweites Uhu-Inventar in den Achtzigerjahren ein positives Bild gezeichnet hatte, zeigen jüngere Studien, dass die Sterberate unter den jungen Tieren zu hoch ist. Junge Uhus werden häufig von Autos überfahren. «Oder sie müssen in Stromleitungen ihr Leben lassen», sagt Ornithologe Hans Schmid, der für die Überwachung des Bestands zuständig ist, «in den ersten Lebensjahren gibt es einen ziemlich starken Aderlass.»
Laut Untersuchungen des Schweizer Greifvogel-Experten Adrian Aebischer, so Schmid weiter, kommen sogar 88 Prozent der Jungvögel um, bevor sie das vierte Lebensjahr erreichen – ein Verlust, der durch die Geburtenrate nicht auszugleichen ist. Neben dem Engadin, das einst als Uhu-Hochburg galt, und anderen Regionen will die Vogelwarte in Sempach ihre Intensiv-Beobachtung demnächst auf weitere Landesteile ausdehnen.
Immer weniger geeigneter Lebensraum
Neben dem Uhu stehen in Europa vor allem auch Zugvögel unter Druck. In Europa werden sie durch intensive Landwirtschaft bedroht, im Nahen Osten machen Menschen Jagd auf sie und in Afrika vernichtet Wüstenbildung die Reviere, in denen sie gewöhnlich überwintern.
Auch weltweit sinkt dem Report zufolge die Zahl der Vögel infolge der Zerstörung ihres Lebensraums. Am Himmel über Zentralasien beispielsweise kreisten noch vor 16 Jahren Millionen Bengalgeier (Gyps bengalensis). Mittlerweile ist der Aasfresser fast ausgerottet, der Bestand ist «um 99,9 Prozent eingebrochen», so Birdlife International.
Kritik wegen Geldmangel beim Vogelschutz
«Vögel sind ein leicht zu lesendes Umweltbarometer, das uns deutlich macht, welchen Druck unsere Lebensgewohnheiten auf die Artenvielfalt der Welt ausüben», betonte Birdlife-Vorstand Mike Rands in einer Mitteilung seiner Organisation. Obwohl eine Milliarde Dollar pro Jahr ausreiche, um 90 Prozent der afrikanischen Flora und Fauna zu bewahren, sagt er, stelle die Weltgemeinschaft nur rund 300 Millionen Dollar zur Verfügung.
«Die Welt scheitert an ihrem Versprechen, die Verringerung der Artenvielfalt bis 2010 zu stoppen», kritisierte Rands. Die Staatengemeinschaft hatte sich in den Millenniumszielen der Vereinten Nationen verpflichtet, den Verlust der Artenvielfalt bis 2010 «signifikant» zu bremsen. Der Birdlife-Vorstand verkündete in dem Bericht zur Lage der Vögel jedoch auch eine erfreuliche Nachricht: Von 1994 bis 2004 gelang es, insgesamt 16 Arten vor dem Aussterben zu retten.
SDA/raa
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