Der Südsudan feiert – die Schweiz anerkennt Unabhängigkeit
Die heutige Unabhängigkeitserklärung des Südsudans mündete in einer Feier, wie sie der Kontinent noch selten gesehen hat. Inzwischen äusserte sich auch der Bundesrat zum 54. Staat Afrikas.
Die Welt hat einen neuen Staat: Der Südsudan hat sich heute offiziell für unabhängig vom Norden erklärt und in der Hauptstadt Juba überschwänglich seine Staatsgründung gefeiert. Die Schweiz anerkennt den Südsudan als unabhängigen Staat. Bern leitet nun die formellen Schritte zur Aufnahme von diplomatischen und konsularischen Beziehungen ein.
Der Bundesrat fällte den Entscheid zur Anerkennung des neuen Staates nach Konsultationen mit den aussenpolitischen Kommissionen der beiden Räte, wie die Bundesbehörden am Samstag in einem Communiqué mitteilten. Dieser Beschluss erfolge im Gleichschritt mit der internationalen Gemeinschaft.
An den Unabhängigkeitsfeiern in Juba nahm heute der Schweizer Botschafter in Äthiopien, Dominik Langenbacher, teil, wie von Seiten des Eidg. Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) zu erfahren war. Der Südsudan werde nach erfolgter Anerkennung als Seitenakkreditierung von der Schweizer Botschaft in Adis Abeba abgedeckt.
Getrennt nach Religion
Das grösste Land auf dem afrikanischen Kontinent ist nun nach einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg in einen vornehmlich muslimischen Norden und einen christlichen Süden geteilt.
Nach nächtlichen Feiern machten sich heute Morgen zehntausende Menschen auf den Weg zum Grab von Rebellenführer John Garang, wo die Unabhängigkeitszeremonie stattfand.
Garang war 2005 kurz nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens zur Beendigung des Bürgerkriegs zwischen Nord und Süd bei einem Helilkopterabsturz ums Leben gekommen.
Riesige Menschenmenge
Die Menschenmenge vor dem Mausoleum war die grösste, die sich je in der Stadt am Ufer des Weissen Nils versammelt hatte. Die Zeremonie begann mit Gebeten von christlichen und muslimischen Würdenträgern.
Dann verlas Parlamentspräsident James Wani Igga die Unabhängigkeitserklärung. Die neue Regierung werde sich an den Werten Gerechtigkeit, Freiheit und Gleichheit orientieren und «freundschaftliche Beziehungen mit allen Ländern, auch mit dem Sudan» aufbauen.
Nur Minuten nach der umjubelten Erklärung wurde die sudanesische Flagge eingeholt und die südsudanesische Flagge gehisst, viele Menschen sangen, tanzten und vergossen Freudentränen. «Wir dürfen uns niemals, niemals ergeben», riefen sie.
Gedenken an Kriegsopfer
Anschliessend legte der 60-jährige Politveteran Salva Kiir seinen Amtseid als Präsident ab und unterzeichnete die Übergangsverfassung des Südsudan. Der Südsudan ist nun der jüngste Staat der Welt und der 54. Staat Afrikas.
Zu den Feierlichkeiten gehörten auch eine Militärparade und Predigten eines muslimischen und eines christlichen Würdenträgers. «Heute erinnern wir uns an und beten für diejenigen, die sich zu Zeiten des langen Krieges mit uns solidarisiert haben», sagte der katholische Erzbischof Paulino Lokudu.
Die Menschen des bisher südlichen Landesteils des Sudan hatten sich per Referendum Ende Januar für eine Abspaltung vom Norden ausgesprochen. Der Norden erkannte zwar als eines der ersten Länder die Unabhängigkeit des Südens an. Zwischen beiden Seiten gibt es aber weiterhin ungeklärte Fragen, etwa zum Status umstrittener Grenzregionen.
Der Südsudan gehört nun wie der Sudan zu den ärmsten Ländern der Welt und steht vor grossen Herausforderungen. In dem jahrzehntelangen Bürgerkrieg wurden weite Teile des verarmten, aber ölreichen Landes zerstört.
Al-Bashir will Wille respektieren
Der einstige Kriegsgegner, der sudanesische Präsident Omar al- Baschir, verabschiedete den Südsudan in die Unabhängigkeit. Er sicherte dem neuen Staat dabei seine Unterstützung zu. «Der Wille der Bürger des Südens muss respektiert werden», sagte der wegen Kriegsverbrechen in Darfur gesuchte Al-Baschir bei der Unabhängigkeitsfeier in Juba.
Der neue südsudanesische Präsident Salva Kiir kündigte eine Generalamnestie für die früheren Kriegsgegner an. Der Straferlass gelte für alle, die gegen den Süden des Landes gekämpft hätten, sagte Kiir.
Schon bald UNO-Mitglied
Die UNO freue sich auf die baldige Aufnahme ihres 193. Mitglieds, sagte Alt-Bundesrat Joseph Deiss in Juba in seiner Funktion als Präsident der UNO-Generalversammlung. Gemäss Deutschlands UNO- Botschafter Peter Wittig könnte der Südsudan bereits kommende Woche aufgenommen werden.
Staatschefs und Regierungsvertreter aus aller Welt nahmen an der Zeremonie teil. Zahlreiche Staaten beglückwünschten den jungen Staat und erklärten die Aufnahme diplomatischer Beziehungen, darunter die USA, Deutschland, Grossbritannien, Frankreich, die Türkei und eben auch die Schweiz.
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