Der schwierigste Diplomatenposten der Welt
18 Monate lang hat er versucht, zwischen den USA und Pakistan zu vermitteln, nun hat er bereits genug. Der US-Botschafter Cameron Munter wirft den Bettel in Islamabad hin. Grund: Differenzen mit Obama.
Ein Jahr nach der Tötung von Osama Bin Laden ist die Beziehung zwischen den USA und Pakistan auf dem Nullpunkt angelangt. Nun gibt auch der Mann auf, der monatelang versucht hat, die Wogen zu glätten: der US-Botschafter Cameron Munter. Er gibt seinen Posten in Islamabad nach nur 18 Monaten ab.
Am Montag erklärte er seinen Mitarbeitern in der pakistanischen Hauptstadt ganz unerwartet, dass er noch in diesem Sommer zurücktreten werde. Gegenüber «Spiegel online» sagte er: «Schwierige Botschafterposten werden normalerweise für zwei Jahre besetzt. Ich habe mich entschlossen, kein drittes Jahr anzuhängen.»
Das freundliche Gesicht der USA
Über die Gründe für seinen frühzeitigen Abgang äussern sich weder Munter noch die Regierung in Washington. Berichten zufolge war die Beziehung zwischen dem Botschafter und seinem Heimatland alles andere als harmonisch. Wie «Spiegel online» unter Berufung auf pakistanische Medien schreibt, hat die US-Regierung die Bemühungen Munters, Frieden zu stiften, mit einem zunehmend harten Kurs gegen das Land konterkariert.
Während man in Pakistan schlecht auf die USA zu sprechen ist, galten der Botschafter und seine Frau Marliyn Wyatt laut dem Bericht als freundliches Gesicht des Feindes. Als ein liebenswürdiges Paar aus Amerika, das sich aufrichtig für Pakistans Befinden und die Kultur des Landes interessiert.
Verständnis für die Nöte des Landes
Als Cameron Munter im Oktober 2010 das Amt von Vorgängerin Anne Patterson übernahm, trat er ein schweres Erbe an. Die Beziehung der beiden Länder zerbrach endgültig, als es wenige Monate später im Mai 2011 ohne Absprache zur Tötung des Al-Qaida-Chefs Osama Bin Laden in Abbottaba kam.
Anders als in Washington sah Munter in Pakistan nicht nur das hinterhältige Land, das Terroristen Unterschlupf bietet. Der Diplomat zeigte laut Berichten immer wieder Verständnis für die Nöte des Landes, dessen Bewohner oftmals in Armut und ohne Bildung leben.
Offiziell zeigte er sein Engagement, als er von Obamas Regierung eine Entschuldigung und den Stopp des Drohnenkrieges gegen Pakistan forderte. Diese wies die Forderung jedoch postwendend zurück. Nach dem gescheiterten Einschreiten für Pakistan wurde Munter von beiden Seiten kritisiert. In Washington soll er als zu nachsichtig gegenüber Islamabad gegolten haben. Für Politiker in Islamabad war er nicht glaubwürdig und zu wenig durchsetzungsfähig.
Gerüchte über Nachfolge
Nun hat er scheinbar genug von der Rolle zwischen den Stühlen. Wer Munters Posten im Sommer übernehmen soll, ist noch offen. Jedoch gibt es bereits Gerüchte. Wie die Zeitung «New York Daily News» unter Berufung auf Diplomatenkreise schreibt, könnte Richard Olson das Amt übernehmen.Olson arbeitet seit 1982 für die US-Regierung und war bereits diplomatisch in Mexiko, Uganda, Tunesien, Saudiarabien, Äthiopien, den Arabischen Emiraten und im Irak stationiert.
Wohin Munter versetzt wird, ist unklar. Gegenüber «Spiegel online» erklärte sein Sprecher, Munter werde im Sommer eine neue Aufgabe übernehmen. Wohin er gehe, darüber denke man in Washington zurzeit nach. Zuvor war Munter im Irak Vize-Botschafter und Chef der US-Vertretung in Serbien. Munter selbst sagt: «Ich sehe einige Möglichkeiten für meine berufliche Zukunft.»
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