Der Schrecken der ganzen Welt
Terroristen, die mit nuklear angereichertem Material Anschläge verüben. Seit Jahren warnen Experten vor diesem Katastrophenszenario. Nun stellt sich die versammelte Weltelite der Gefahr.

Nach der historischen Unterzeichnung eines neuen Abrüstungsvertrags mit Russland nimmt US-Präsident Barack Obama jetzt Atomterroristen ins Visier. Bei einem Gipfeltreffen mit fast 40 Staats- und Regierungschefs an diesem Montag und Dienstag will Obama konkrete Schritte gegen den Schmuggel mit Nuklearmaterial erreichen. Obama hat dabei weniger die Atomwaffenarsenale im Auge: Es geht hauptsächlich um spaltbares Material in zivilen Atomreaktoren und Forschungslaboratorien, aus dem Bomben hergestellt werden können.
Insgesamt sind zum Gipfel, der am Montagabend (Ortszeit) mit einem gemeinsamen Arbeitsessen beginnt, 47 Länder eingeladen, 38 davon werden von Staats- und Regierungschefs vertreten. Auch die EU, die UNO sowie die UNO-Atombehörde IAEA sitzen mit am Tisch. Die Schweiz ist durch Bundespräsidentin Doris Leuthard vertreten.
Washington will klare Zusagen
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat seine Teilnahme abgesagt, weil nach israelischen Regierungsangaben eine Reihe von Ländern die Gelegenheit für eine anti-israelische Kampagne während des Gipfels nutzen wolle. Die israelische Delegation wird nun von Atomenergieminister Dan Meridor geleitet.
Bereits im Vorfeld machten Washingtoner Regierungsvertreter klar, dass sie die Versammlung nicht als Kaffeklatsch betrachten: Von den einzelnen Staaten würden Zusagen von Massnahmen erwartet, die verhindern sollen, dass Plutonium oder hoch angereichertes Uran in falsche Hände geraten.
Tödliche Folgen
Alle Länder müssten ihrer Verpflichtung nachkommen, Nuklearmaterial sicher zu lagern, sagte Aussenministerin Hillary Clinton am Freitag (Ortszeit) in einer Rede in Kentucky. «Wenn man dieser Herausforderung nicht gerecht wird, können die Folgen tödlich sein.»
Clinton beklagte, dass internationale Regeln für den Umgang mit Nuklearmaterial «zunehmend brüchig» würden: «Wir brauchen eine stärkere Hand.» Vor diesem Hintergrund sollen die Gipfelteilnehmer auch darüber beraten, wie international bestehende Verträge gestärkt werden können.
Weniger hoch anreichern
Der Gipfel dürfte bei seinen Beratungen auch besonders Atomwaffen- Ambitionen des Iran im Blick haben, auch wenn dieses Thema nicht offiziell auf der Tagesordnung steht.
Nach einem Bericht des «Wall Street Journal» werden im Entwurf für das Abschlusskommuniqué eine schärfere Strafverfolgung von Atomschmugglern und eine bessere «Buchführung» über Nuklearmaterial-Bestände gefordert. Die internationale Staatengemeinschaft solle ausserdem dazu gedrängt werden, hoch angereichertes Uran in Atomreaktoren durch deutlich geringer angereichertes zu ersetzen, das weniger leicht zur Herstellung von Atomwaffen verwendet werden kann.
Gefahr des Atomschmuggels
US-Sicherheitsexperten schätzen, dass es weltweit rund 1600 Tonnen hoch angereichertes Material sowie etwa 500 Tonnen Plutonium gibt. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion Anfang der 90er Jahre hat es wiederholt Versuche von Atomschmuggel gegeben. US-Geheimdienstler gehen auch davon aus, dass Al-Qaida-Terroristen in den vergangenen Jahren bereits mehrfach versucht haben, sich Nuklearmaterial anzueignen.
Obama verfolgt die Vision einer atomwaffenfreien Welt, die Nichtweiterverbreitung von nuklearen Bomben oder waffenfähigem Material ist neben einer stufenweisen Abrüstung sein wichtigstes Anliegen auf dem Weg dorthin. Am Donnerstag hatten Obama und sein russischer Amtskollege Dmitri Medwedew in Prag ein neues START- Abkommen zur Verringerung strategischer Waffen unterzeichnet.
SDA/cpm
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