
Ein positiver Effekt auf die NL-Meisterschaft lässt sich von der Erhöhung der Ausländeranzahl von vier auf sechs nicht mehr wegdiskutieren. Wenn drei, vier Spiele vor Schluss gleich eine Handvoll Teams von Playoff-Erfolgen träumen darf, aber auch der Albtraum vom Abstiegskampf noch nicht vertrieben ist, dann lässt sich eine faszinierende Ausgeglichenheit nicht mehr wegdiskutieren.
Und wer hätte gedacht, dass die vermeintlichen Dominatoren und letztjährigen Finalisten Zug und ZSC eine Woche vor Schluss noch um die direkte Playoff-Qualifikation kämpfen müssen?
Der Berner Zerfall ist die Negativstory einer ansonsten an guten Geschichten reichen Meisterschaft.
Und dann gibt es den SC Bern. Der stolze Club, 2016, 2017 und 2019 noch Champion, ist drauf und dran, eine vierte Horrorsaison hintereinander hinzulegen. Wer hätte vor der Saison gedacht, dass der SCB sieben Tage vor Qualifikationsende zu einem Heimspiel der Angst gegen Ajoie antreten muss und er auch danach noch damit rechnen muss, selbst das Pre-Playoff zu verpassen?
Der Berner Zerfall ist die grosse Negativstory einer ansonsten an guten Geschichten reichen Meisterschaft. Wie der SCB im Dauerzustand Fragen um Fragen aufwirft. Wie er seit einem Hoch im Dezember, der ihn auf Platz 4 trug, nur noch im freien Fall ist. Wie er zuvor im November als Sechster den Trainer entliess, sich tatsächlich kurzfristig verbesserte, nur um Ende Februar einen weiteren ratlosen Headcoach an der Bande zu wissen.
Was geht wohl im Kopf Toni Söderholms vor, wenn er ein Spiel wie jenes am Freitag beim 2:6 bei den Lakers sieht, dem grossen positiven Überraschungsteam der Saison? Einem Club, der aus vergleichsweise wenig so viel macht und damit salopp gesagt für das Gegenteil des SCB steht.
Sven Bärtschis erste «richtige» SCB-Saison dürfte erst 2023/24 werden.
Der SCB hat letzten Sommer viele Spieler geholt und sich von ebenso zahlreichen getrennt. Nun drohen aber vor allem zwei Transfers in Erinnerung zu bleiben.
Jener Sven Bärtschis, der vom Top-Linien-Spieler via Viertlinien-Akteur zum Überzähligen wurde – auch, weil er nicht fit wirkte. Seine erste «richtige» SCB-Saison dürfte nach intensivem Sommertraining also erst 2023/24 werden.
Und jener Chris DiDomenicos. Der Stürmer, der mit seinem einmaligen Instinktspiel als Torschütze und Playmaker derart brillieren, aber fernab der Offensivzone mit Unberechenbarkeit für Freund und Feind gleichzeitig destabilisierende Wirkung entfalten kann.
Die aktuell einzige SCB-Hoffnung: Die Saison ist so reich an schönen Storys, die Tabelle so eng – es ist immer noch alles möglich.
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Schlussspurt der Eishockeymeisterschaft – Der SCB ist die Negativstory der Saison
Die Berner waren vor vier Jahren noch Champion, seither sind sie nur noch im freien Fall.