Walter Heutschi Der «Natelkönig» ist tot
Er lernte Coiffeur, wurde dann Ingenieur und baute das Mobilfunknetz der Swisscom auf. Nun ist Walter Heutschi, Vater des Natel-C-Telefons und der Prepaid-Karte, kurz vor seinem 79. Geburtstag verstorben.

Mit der Swisscom stritt sich Walter Heutschi regelmässig vor Gericht. Er, der gelernte Coiffeur und spätere Ingenieur, der die Mobilfunktechnik entscheidend mitgeprägt und das Mobilfunknetz der Schweizerischen PTT, später bei der Swisscom, aufgebaut hatte. Als Ende 1999 Jens Alder an die Spitze des Unternehmens gewählt worden war, verliess der Balsthaler das Unternehmen. Der knorrige Macher Heutschi hatte mit dem geschliffenen Akademiker Alder das Heu nie auf der gleichen Bühne, schrieb etwa die «Handelszeitung».
Doch Heutschi ging nicht mit leeren Händen. Er, der mehrere Erfindungen im Bereich des Mobilfunks patentieren liess, wurde selber Unternehmer. Als Dank für seine Leistungen verkaufte die Swisscom ihm (und weiteren ehemaligen Mitarbeitern) per Management-Buy-out die Roaming-Tochtergesellschaft Comfone AG – zu einem Freundschaftspreis, wie es damals hiess. Die Swisscom blieb mit 25 Prozent an Comfone jedoch beteiligt.

Heutschi gründete die Togewa Holding AG als Muttergesellschaft. In beiden Firmen sass er im Verwaltungsrat. Comfone rechnete Mobilfunkgespräche zwischen verschiedenen Netzbetreibern auf der ganzen Welt ab. Laut der Wissensquelle Wikipedia entwickelte sich das Unternehmen zur weltgrössten Roaming-Plattform.
Zwei Jahre später entzog die Swisscom der Comfone die Roaming-Abrechnung, um sie fortan selber abzurechnen. «Über Nacht haben wir damals 80 Prozent des Umsatzes verloren», sagte Heutschi zu jener Zeit. Mit seiner ehemaligen Arbeitgeberin landete er öfters vor Gericht – David gegen Goliath. Ein Fall betraf beispielsweise die Datenübertragungstechnik Swisscom Unlimited. Swisscom und Togewa arbeiteten bei den Tests ursprünglich zusammen. Doch die Swisscom gab die Karte später allein heraus – mit einer Technik, welche von Comfone patentrechtlich geschützt sei, klagte Heutschi damals.
Der Zwist hatte der Macher-Mentalität des damals bald 70-Jährigen keinen Abbruch getan. 2010 zählte seine Firma 130 Mitarbeiter aus 17 Nationen.
Dann wurde er auch noch Beizer
Im selben Jahr ging der Balsthaler einer weiteren Leidenschaft nach: nämlich Balsthal selber. Zusammen mit seiner Lebenspartnerin Géraldine Philippe übernahm er die Kreuz-Rössli-Kornhaus AG und benannte sie in Hotel Balsthal um. Er brachte als Quereinsteiger wieder Leben in die Gasthöfe, die lokale Presse feierte den Heimkehrer. 2015 wurden er und Philippe für ihr Wirken von einer Stiftung sogar ausgezeichnet. «Dass ich einmal Beizer werde, hätte ich nie gedacht», sagte Heutschi an der Preisverleihung scherzhaft. «Balsthal hätte nichts Besseres passieren können», sagte der damalige Gemeindepräsident.

Am 14. Januar ist Walter Heutschi knapp einen Monat vor seinem 79. Geburtstag verstorben, wie die «Solothurner Zeitung» am Dienstag mitteilte. Der Macher, Charismatiker und Familienmensch hinterlasse eine grosse Lücke, heisst es weiter. Seine Angehörigen schreiben in der Todesanzeige: «Wer ihn gekannt hat, kann ermessen, wie gewaltig der Verlust für uns ist.»
Der heutige Gemeindepräsident Freddy Kreuchi wird in der Zeitung mit den Worten zitiert: «Walter Heutschi hat für Balsthal extrem viel geleistet, seine Bedeutung für unsere Gemeinde ist riesig. Sein Engagement war nicht selbstverständlich, und wir sind ihm zu grossem Dank verpflichtet.»
red/nag
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