Der Mond als Naturschutzpark
Noch ist ungeklärt, wer den Abfall aus dem All holt, oder wem die Rohstoffe auf dem Mond gehören. Internationale Experten suchen deshalb an einer Tagung in Köln nach Regeln für den Weltraum.

An der internationalen Tagung namens Wem gehört der Mond? in Köln mahnten die Experten, rechtliche Weichen jetzt zu stellen und Klarheit zu schaffen.
«Für Land, Luft und See gibt es Verkehrsregeln, nur für den Weltraum nicht. Man muss jetzt einen Aufschlag machen.»
Dem Juristen bereiten die vielen Hunderttausend Müllobjekte – ausgediente Satelliten, deren Fragmente oder ausgebrannte Raketen-Teile – grosse Sorgen, die mit 25'000 Stundenkilometern und mehr unterwegs sind. «Aktuell werden noch dazu viele Klein- und Kleinstsatelliten, für die ein schmales Finanzbudget ausreicht, hochgeschossen. Zum Teil in ganzen Schwärmen.»
Wer für Schäden aufkommt
Es müsse geklärt werden, in welche Höhen und Umlaufbahnen welche Satelliten gebracht werden dürfen, forderte Schmidt-Tedd. In geringeren Höhen ist die Erdanziehung grösser, die Teile verglühen bei Eintritt in die Erdatmosphäre. Der Hochrisikobereich beginne ab 600 Kilometern, wo sich besonders viel Müll befinde. Weniger problematisch sei der Geostationäre Orbit in einer Höhe von gut 36'000 Kilometern.
«Es muss auch geklärt werden, ob ein aktiver Satellit einem abgeschalteten Satelliten vorsorglich ausweichen muss – und wer dann diesen Energieverbrauch bezahlt», erläutert der DLR-Experte. «Und wer bei Kollisionen, die es vereinzelt ja schon gegeben hat, für die schwer nachweisbaren Schäden aufkommt.»
All verschmutzt
Professor Stephan Hobe vom Institut für Luft- und Weltraumrecht der Uni Köln fügte hinzu:
«Das All wird irgendwann so verschmutzt sein, dass die Raumfahrt gefährdet ist und auch Kommunikationssatelliten nicht mehr zum Einsatz kommen können.»
Trotzdem sei die Einsicht der Staaten noch gering, denn es würden Kosten im Milliarden-Bereich anfallen.
Es bestehe keine verbindliche Vorschrift, die Staaten zur Müllbeseitigung verpflichtet. Mehr Hoffnung hat Hobe beim Thema Vermeidung von neuem Müll. «Da fühlen sich die Staaten doch verantwortlicher, auch bei beteiligten Privaten Mitverantwortung einzufordern.»
Hobe hält Verkehrsregeln im All auch angesichts möglicher kommerzieller Unternehmungen für wichtig – zum Beispiel für den schnellen Transport von Gütern oder die Fabrikation bestimmter Werkstoffe oder Pharmazeutika unter Ausnutzung der verminderten Schwerkraft. Der Rahmen solle vorab verbindlich abgesteckt werden.
Auch der Weltraum-Tourismus könne rechtlich nicht ins Blaue hinein expandieren. «Es wird ein teures Hochrisiko-Unterfangen bleiben, aber zunehmen. Wir müssen zum Beispiel klären, ob sich die Anbieter weiter mit der Klausel 'auf eigene Gefahr' für den Kunden aus der Affäre ziehen dürfen.»
Wem gehört der Mond?
Und wem gehört nun der Mond? «Der Internationale Weltraumvertrag verbietet den Staaten die Aneignung von Himmelskörpern», betonte Hobe. Und im Mondabkommen wird dieser mit seinen Ressourcen als gemeinsames Erbe der Menschheit bezeichnet. Es gebe aber eine rechtliche Grauzone, die Verträge müssten überarbeitet werden.
Der Kölner Experte warnt: «Die Amerikaner wollen stark an das Thema Ressourcenabbau und Eigentumsrechte zur wirtschaftlichen Nutzung ran. Wir sollten in Alarmstimmung sein bei Alleingängen.» Er plädiert für Zurückhaltung. «Wir müssen uns gut überlegen, ob wir in der fernen Zukunft wirklich Schürfrechte für den Mond wollen oder eine Art Bergbaubehörde für den Mars. Die bessere Option könnte ein Status Naturschutzpark sein.»
SDA/pst
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