Der Mann, mit dem Hoeness in der Schweiz zockte
Hoeness-Freund Robert Louis-Dreyfus führte ein schillerndes Leben. Er baute sich ein Vermögen auf, führte eine Werbeagentur zum Erfolg und verstrickte sich schliesslich in den Geschäften von Olympique Marseille.
Es muss schon ein sehr ungewöhnlicher Freund sein, der so einfach ein paar Millionen locker macht und bereitwillig zum «Zocken» an der Börse abgibt. Bayern-Präsident Uli Hoeness soll einen solch besonderen Freund gehabt haben: Der langjährige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus soll dem Fussball-Manager nach einem Bericht der «Süddeutschen Zeitung» insgesamt 20 Millionen Mark «Spielgeld» auf einem Konto in der Schweiz zur Verfügung gestellt haben. Die Ermittler, die gegen Hoeness wegen Steuerhinterziehung vorgehen, werden Louis-Dreyfus jedoch nicht mehr als Zeugen befragen können.
Denn der milliardenschwere Unternehmenserbe starb im Sommer 2009 in der Schweiz im Alter von nur 63 Jahren an Leukämie. Bis dahin hatte sich Louis-Dreyfus ein mächtiges Vermögen aufgebaut – neben den ohnehin ererbten Millionen aus dem traditionsreichen Familienunternehmen für Rohstoffhandel.
Pokerliebhaber
Der in Paris geborene Unternehmersohn pflegte als junger Mann eine ausgeprägte Leidenschaft für das Pokerspiel. Er rasselte prompt durchs Abitur, ging ins Ausland und schaffte doch noch einen Abschluss an der renommierten Harvard Business School in den USA. Ohne die Millionen seiner Familie kaufte er sich in den USA in das Pharma-Marktforschungsunternehmen IMS ein, mit dem er in den 1980er Jahren viel Geld machte. Seine Anteile verkaufte er später wieder und führte dafür die Londoner Agentur Saatchi & Saatchi als Chef von 1989 bis 1993 zum Erfolg.
International bekannt wurde Louis-Dreyfus aber durch sein Engagement im Sport. Denn im Jahr 1993 stieg der begnadete Manager beim kränkelnden fränkischen Sportartikel-Hersteller Adidas ein und übernahm Ende 1994 die Kontrolle der Firma. Rund 700 Millionen Euro zahlte Louis-Dreyfus damals für Adidas, führte das Unternehmen mit einer drastischen Erhöhung des Werbeetats aus der Krise.
Dubioser Verkauf
Der damalige Adidas-Verkauf beschäftigt noch heute die Justiz in Frankreich: Der französische Skandalunternehmer Bernard Tapie hatte beim Verkauf von Adidas über die staatliche Bank Crédit Lyonnais weit weniger Geld erhalten und daher später eine Entschädigung in dreistelliger Millionenhöhe zugesprochen bekommen. Der damaligen Finanzministerin und heutigen IWF-Chefin Christine Lagarde wird deshalb Veruntreuung staatlicher Gelder vorgeworfen.
Louis-Dreyfus aber brachte Adidas 1995 für einen noch weit höheren Wert an die Börse. Der Sportartikelhersteller stieg rasch weltweit auf, machte wieder Gewinn, 1997 kaufte er den französischen Wintersportausrüster Salomon hinzu. Das «Manager-Magazin» kürte Louis-Dreyfus sogar zum «Manager der Jahres 1997». Dennoch vermied der Firmenchef zeit seines Lebens ein protziges oder gar arrogantes Image. Vielmehr war er bekannt dafür, in schlichter Kleidung, oft auch einfach mit Turnschuhen und T-Shirt aufzutreten.
Wegen illegaler Zahlungen verurteilt
Weniger Glück hatte Louis-Dreyfus mit seinem Einsatz für den südfranzösischen Fussballclub Olympique de Marseille, den zuvor ebenfalls Tapie geführt hatte. Als Präsident des Clubs gab «RLD», wie er in Frankreich kurz genannt wurde, ab 1996 Millionen aus. Doch 2006 wurde Louis-Dreyfus wegen illegaler Transfer-Zahlungen zwischen 1997 und 1999 zu drei Jahren Haft auf Bewährung und 375'000 Euro Geldstrafe verurteilt. Der Erfolgsmanager hatte sich im Prozess mit dem Hinweis verteidigt, er habe als Präsident nicht die Tagesgeschäfte geführt und nichts von den obskuren Praktiken gewusst.
Der mit einer Russin verheiratete Vater von drei Söhnen soll auch etwa zur selben Zeit – im Jahr 2000 – insgesamt rund 20 Millionen Mark für Bayern-Star Hoeness auf ein Schweizer Konto überwiesen haben, wie die «Süddeutsche Zeitung» berichtete. Beide sollen mit diesem Geld an der Börse gezockt haben. Hinweise, dass dieser «Freundschaftsdienst» von Louis-Dreyfus mit einem Einstieg von Adidas beim FC Bayern München oder dem Ausrüstungsvertrag für Adidas im Jahr 2001 zusammenhing, gibt es nicht.
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