Der Mann im Magen
Der Künstler Abraham Poincheval verbrachte 13 Tage und Nächte im Innern eines Bären-Präparats. Zu Werbezwecken – aber nicht nur.
Wer gefressen wird, dessen Ende ist gekommen. So will es die unerbittliche Natur. Und doch ist die Vorstellung vom Überleben danach so weit verbreitet wie alt. Es geht um eine Symbiose der umfassenden Art, ein Zu-sich-Finden im abgedunkelten, warmen, ruhigen Bauch der Natur. Die Bibel berichtet vom Propheten Jona, der im Magen eines Wals («die Urflut umschloss mich / Schilfgras umschlang meinen Kopf») landet, dort drei Tage meditiert und so zu Gott findet. Fjodor Dostojewski erzählt in «Das Krokodil» die Geschichte des verschluckten Iwan Matwejewitsch; auch dieser fühlt sich im Urdunkel bestens aufgehoben und inspiriert. «So wisse denn, dass ich schon allein durch die grossen Ideen gesättigt werde, die die mich umgebende Nacht erhellen», sagt er zu einem Freund, der sich erkundigt, wie lange er denn noch im Magen zu verbleiben gedenke.