Der Mann, der Mitt Romney entlarvte
Wegen seines Videos erlitt die Präsidentschaftskampagne von Mitt Romney einen herben Rückschlag: Ein US-Fernsehsender enthüllt die Identität des Mannes, der die «47 Prozent»-Rede heimlich mitschnitt.
Das Video brachte seine Präsidentschaftskandidatur nur zwei Monate vor den Wahlen gefährlich ins Wanken: In einem heimlich mitgeschnittenen Film lästerte der US-Republikaner Mitt Romney über die «47 Prozent der Menschen», die im November ohnehin für Barack Obama stimmen würden. «Mein Job ist nicht, mich um diese Leute zu kümmern.» Das Video war vom linksgerichteten Magazin «Mother Jones» online gestellt worden und hatte sich daraufhin rasend schnell verbreitet.
Wer für die Aufnahmen verantwortlich ist, die an einer Spendenveranstaltung entstanden waren, blieb bislang ein Geheimnis. Der US-Fernsehsender MSNBC hat es nun gelüftet: Beim Filmer handle es sich um den Amerikaner Scott Prouty. Er war als Barkeeper für die Veranstaltung gebucht worden.
«Keine politische Überzeugung»
Er habe nicht die Absicht gehabt, ein kompromittierendes Video von Romney zu machen, sagt Prouty im Interview mit MSNBC. Viele der Angestellten hätten an diesem Abend ihre Kameras bereitgestellt gehabt, um ein Foto mit Mitt Romney zu machen, falls dieser noch zum Händeschütteln bei ihnen vorbeikommen würde. Dahinter habe keine politische Überzeugung gesteckt, «ich hatte meine Meinung zur Präsidentschaftswahl noch nicht gemacht». Als er dann aber hörte, was Romney an diesem Abend zu sagen hatte, wurde ihm bewusst, dass die Wirkung seines Videos enorm sein könnte.
Zwei Wochen lang erzählte Prouty niemandem von seinen Videoaufnahmen, weil er Angst um seinen Job hatte. Schliesslich sei er aber zur Überzeugung gelangt, dass die Menschen «wissen sollten, was der Präsidentschaftskandidat tatsächlich denkt». Dies auch, weil er selber aus einfachen Verhältnissen stamme und nicht glaube, dass Romney die Probleme nachvollziehen könne, die sich dem durchschnittlichen Amerikaner stellen. Deshalb übergab er das Video schliesslich einem Journalisten von «Mother Jones», auf den er im Rahmen seiner Recherchen nach dem Spendenanlass gestossen war.
Prouty wollte seine Identität bis nach den Wahlen geheim halten, weil er die Aufmerksamkeit nicht vom Videoinhalt ablenken wollte. «Ich wollte Mitt Romneys Worte, und nur Mitt Romneys Worte.» Als schliesslich sogar Barack Obama in einer TV-Debatte sein Video erwähnte, sei er ausser sich vor Freude gewesen. Jetzt aber erwarte er, von den rechtsgerichteten Medien «in der Luft zerrissen» zu werden.
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