Der Lachs beflügelt die Fantasie
Bis ins 19. Jahrhundert gab es in der Region reichlich Lachs. Von Überfluss konnte aber nicht die Rede sein.
Sie geistert immer wieder mal herum und hat aufgrund der neusten Lachs-Ereignisse wieder Hochkonjunktur: Die Geschichte, dass es in früheren Zeiten ein Gesetz gegeben habe, das den Basler Herrschaften vorschrieb, den Bediensteten nicht mehr als dreimal wöchentlich Lachs vorsetzen zu dürfen. Schöne Geschichte – nur stimmt sie leider nicht. Nicht ganz.
Ja, es gab in Basel früher reichlich Lachs und er war auch preiswert. Und ja, gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es Bedienstete, die vertraglich ein Lachs-Maximum bei der Verpflegung vereinbart hatten. Doch diese Angestellten waren nicht in Basel zu Hause, sondern in Norddeutschland. Allerdings wollten diese nicht mehr als zweimal in der Woche Lachs essen. «Die Fangmenge war hier viel zu klein, als dass es tatsächlich je eine solche Bestimmung in Basel gegeben hätte», sagt Urs Wüest, Projektleiter der Ausstellung «Lachs in Basel», die derzeit im Naturhistorischen Museum zu sehen ist.
Von 1920 bis 1931 wurden jährlich im Durchschnitt 122 Lachse gefangen. Diese entsprachen einem Gesamtgewicht von 730 Kilogramm. Von 1932 bis ins Jahr 1958 nahm die Fangmenge dann auf durchschnittlich 13 Lachse ab. Diese wogen zusammen noch 62 Kilogramm.
Durch den Aufenthalt im Meer sind die Lachse auf dem Rückweg an ihren Geburtsort gesättigt. Im Süsswasser nehmen die erwachsenen Fische keine Nahrung mehr zu sich. Deshalb ist das Fischen mit Angelrute und Köder praktisch chancenlos. «Es ist nicht ganz unmöglich», sagt Wüest. Aber es braucht sehr viel Glück. Weil die Angel in der Regel nichts taugt, dachten sich die Lachs-Fischer früherer Jahrhunderte Methoden mit Netzen und sogenannten Schnappfallen aus. Bei den Schnappfallen kamen sanftere und weniger sanfte – mit einem Spiess – zum Einsatz.
Die Lachs-Fischerei mit Netzen fand unter anderem bei den Galgenfischern Anwendung. Künstlich angelegte kleine Stauwehre etwas flussaufwärts des Galgens verursachten eine Rückströmung. Dadurch entstand für die wandernden Lachse ein Ruheplatz, wo sie sich vom anstrengenden Weg flussaufwärts erholen konnten. Zum Unglück der Fische befand sich unter ihnen im Wasser das ausgebreitete Netz. Sobald sich ein Fisch oberhalb des Netzes aufhielt, zogen die Galgenfischer dieses hoch und der Lachs zappelte im Netz.
Seit am Sonntag eine Lachs-Dame aus dem Rhein gefischt wurde, diskutieren die Experten darüber, wie dieser Fisch auf dem Weg flussaufwärts die Stauwehre überwinden konnte. Der Lachs hat im Rhein noch ein anderes Problem: Die für die Wanderung angelegten Fischtreppen funktionieren bisher nur auf dem Rückweg. Auf der Reise ins Meer birgt der Abstieg grosse Gefahren. «Die Lachse folgen der stärksten Strömung», sagt Urs Wüest. «Leider führt sie diese direkt in die Turbine.» Die Lachse würden diese Tortur kaum überleben, sagt Wüest. «Bis heute konnte kein geeignetes System gefunden werden, um die Lachse flussabwärts in die Fischtreppe zu locken.»
Die Vitrinenausstellung «Lachs in Basel» wird im Naturhistorischen Museum Basel noch bis 1. Februar gezeigt.
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