Der Kunstfelsen von Riehen
Die Pläne für eine Erweiterung der Fondation Beyeler aus der Feder des Architekten Peter Zumthor werden konkret.

Das vom Architekten Peter Zumthor entworfene Erweiterungsprojekt für die Fondation Beyeler geht in die nächste Runde: Morgen wird ein generelles Baubegehren beim Bauinspektorat Basel-Stadt eingereicht. Es ist im Vergleich zu den Plänen, die man vor einem Jahr vorgestellt hat, bloss in einigen Details modifiziert worden. Nach wie vor sieht das Projekt drei Gebäulichkeiten vor: Einen Museumsbau, einen Bau für die Verwaltung und einen Veranstaltungspavillon. Die neuen Gebäude kommen entlang des Bachtelenweges zu stehen, der von der Baselstrasse in westlicher Richtung das um den Iselin-Weber-Park erweiterte Museumsgelände durchquert. Er kann auch künftig als öffentlich begeh- und befahrbarer Weg genutzt werden.
Das generelle Baubegehren ist Resultat von intensiven Diskussionen zwischen Bauherrschaft und Architekt sowie der Riehener Baukommission und der Denkmalpflege. Auch der Riehener Gemeinderat steht hinter dem Baubegehren. Nun können sich die zuständigen Bewilligungsbehörden in Basel mit dem Projekt befassen und gegebenenfalls Änderungen fordern. Zudem können von den Anwohnern Einsprüche erhoben werden. 2019 soll dann ein detailliertes Baubegehren folgen, das Grundlage für die Ausführung des Baus ist, mit dem 2020 begonnen werden kann.
Optimistischer Direktor
Noch ist das Geld nicht beisammen. Sam Keller, der Direktor der Fondation, ist aber zuversichtlich, dass es gelingt, bis Baubeginn die hundert Millionen Franken zu sammeln, die man sich vorgenommen hat. Er präzisiert auf Anfrage, dass vom anvisierten Betrag noch etwa vierzig Millionen Franken fehlen. Allerdings sollen die Bauten nur die Hälfte der hundert Millionen kosten, die andere Hälfte ist als Betriebsmittel für die ersten zehn Jahre budgetiert.
Die Neubauten bringen also eine Angebotsvermehrung, insofern mehr Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche erstellt werden, sie sollen aber gemäss Keller nicht zu einer Vermehrung der Nachfrage, sprich mehr Besuchern führen. Am erfolgreichen Geschäftsmodell der Fondation Beyeler, die mit drei grossen Ausstellungen im Jahr 300 000 bis 400 000 Besucher anzieht und die dieser Tage den siebenmillionsten Besucher seit ihrem Bestehen begrüssen kann, will man nichts ändern. Die Erweiterung muss also gänzlich fremdfinanziert werden.
Die wichtigsten Neuerungen gegenüber den ersten Entwürfen bestehen darin, dass man das neue Museum und den Veranstaltungspavillon etwas auseinandergerückt hat, sodass der Bachtelenweg mehr Raum bekommt. Das Museum ist um zwei Meter weiter in den Park hinein verschoben worden, näher zu den prächtigen Bäumen, von denen aber deswegen kein einziger gefällt werden muss.
Der Veranstaltungspavillon, dessen hintere Wand auf die bestehende Gartenmauer im Westen des Berowerguts gesetzt wird, zeigt sich gegenüber den ersten Entwürfen weniger langgestreckt und transparenter. Er ist leicht zum Park hin gedreht worden, mit dem Effekt, dass die Westgrenze mit Blick auf die Felder und den Tüllinger für den Besucher offener wirkt. Zudem erhält das zum Park hin verglaste Gebäude auf seiner Hinterseite, wo die Serviceräume untergebracht sind, ein durchgehendes Fensterband, sodass das Holzdach, das mit grossformatigen Schindeln aus Zinkblech gedeckt werden soll, förmlich zu schweben scheint.
Monolith mit Ausblick
Im Kontrast zu diesem federleichten Pavillon wirkt das dreistöckige Museum wie ein Fels. Es soll wie ein Monolith am Rande des Iselin-Weber-Parks stehen und mit wenigen, aber umso bewusster gesetzten Fenstern den Besuchern Ausblicke in den hinreissend schönen Park gewähren. Der Baumbestand dieses Parks stammt zum grössten Teil noch aus dem 19. Jahrhundert. Auf einem Ypsilon-förmigen Grundriss ergeben sich für das Museum drei Mal 500 Quadratmeter Ausstellungsfläche, auf denen die Kunstsammlung der Fondation gezeigt werden soll. Die Wechselausstellungen werden weiterhin im Bau von Renzo Piano stattfinden.
Besondere Aufmerksamkeit bei seinen Gebäuden widmet Zumthor den Baumaterialien. So sollen die Mauern des Museums aus sogenanntem Stampfbeton bestehen. Zumthor schreibt dazu: «Das wirkt natürlich und lebt von den unregelmässigen Schichtungen des Lage für Lage in der Schalung gestampften Betons, die man an den Fassaden ablesen kann. Die für den Stampfbeton verwendeten Kiese und der Sand sind aus Jurakalk gewonnen. Sie verleihen dem Baukörper einen warmen, hellen Farbton.»
Schliesslich bekommen Technik und Administration ein neues, vierstöckiges Haus, das auf der Dorfseite die Eingangssituation zum Park markiert. Es besteht aus Holz und Glas und wirkt im Vergleich zum Kunstmonolithen leicht und transparent. Auf einem Sockelgeschoss aus vorbewittertem Eichenholz (es besitzt von Anfang an die graue Farbe von altem Holz) thronen drei Etagen mit raumhohen Fenstern. Während im Erdgeschoss die Kunstwerke angeliefert werden sollen –sie gelangen durch einen Tunnel in das Museum –, erhält in den oberen Etagen die Museumsverwaltung, die mit der baulichen Erweiterung auch personell zunehmen dürfte, helle Büros. Zumthor sagt zur unterschiedlichen Ausgestaltung der verschiedenen Baukörper, dass auf diese Weise «dem historischen Gepräge der Umgebung Rechnung getragen werden könne».
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