Nachruf auf Hansjörg HoferDer Kommunist, der selbst bei Bürgerlichen beliebt war
Er war Mitglied der Partei der Arbeit (PDA) und organisierte mit seinem Cosmos-Reisebüro Trips in den Ostblock. Dennoch war Hansjörg Hofer für Liberale kein Schreckgespenst.

Er war wohl Basels prominentester und schillerndster Kommunist. Hansjörg Hofer, geboren am 2. März 1925 in Biel, wuchs im Gundeldinger-Quartier auf. Dort hatten seine Eltern 1928 einen Coiffeursalon eröffnet. Bereits im Alter von acht Jahren trat Hofer, von seinem kommunistischen Elternhaus geprägt, dem Arbeiterkinderverband, der Jugendorganisation der Partei der Arbeit (PDA), bei.
Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde der gross gewachsene Mann nicht nur als Grossrat der PdA, für die er 1961 bis 1985 im Grossen Rat sass. Der diplomierte Kaufmann war auch Gründer und Inhaber des Reisebüros Cosmos an der Missionsstrasse, das er Anfang der 1960er-Jahre gegründet hatte. Dort konnte man Reisen in die Sowjetunion und andere Staaten des damaligen Ostblocks buchen, aber auch Trips nach Kuba und China. Sechs Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 ging auch Hofers Reisebüro, das zu seinen besten Zeiten 17 Angestellte beschäftigte, in Konkurs.
Obwohl am äussersten linken Rand politisierend, suchte und fand der kontaktfreudige, umgängliche Hofer stets das Gespräch mit den Bürgerlichen. Diese behandelten ihn nicht als politisches Schreckgespenst, sondern zeigten ihrerseits keine Berührungsängste und nahmen ihn ernst. «Hansjörg Hofer war nicht nur ein blendender Erzähler und brillanter Debattierer, er konnte und kann immer noch auch zuhören», konstatierte 1998 der Journalist Urs Hobi in der «Basler Zeitung».
Honecker und Tinguely
In Hofers Wohnung im St.-Johann-Quartier, über den Dächern Basels, hingen zwar Fotos, die ihn etwa zusammen mit dem DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker oder dem kubanischen Diktator Fidel Castro zeigten: Hofer im sommerlichen weissen Kittel, Castro im dunkelgrünen Kampfanzug. Man fand neben Bildern von Jean Tinguely, mit dem Hofer befreundet war, aber auch eine Fasnachtslarve und bürgerliche Insignien – zum Beispiel zwei Gartenzwerge in einem Blumentopf auf dem Balkon. Oder eine Wappenscheibe, auf der allerdings kein röhrender Hirsch prangte, sondern der marxistische Slogan: «Proletarier aller Länder, vereinigt euch!»
Hofer war ein vielseitig interessierter und darum interessanter Zeitgenosse mit künstlerischem Flair. Als Hobby kreierte er Collagen. Als ich ihn 1998 für einen Artikel zu Hause besuchte, sagte der damals 73-Jährige zum Abschied, er wolle mindestens 90 Jahre alt werden. Sein Wunsch ging in Erfüllung: Am 24. November ist Hansjörg Hofer 96-jährig in Basel verstorben.
Martin Furrer ist Autor und Kolumnist im Ressort Gesellschaft/Kultur. Er schreibt über Menschliches-Allzumenschliches, aber auch über Themen, die das politische Basel beschäftigen.
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