Der Kanton zehrt von Erdöl, Erdgas und Kohle
Die Regierung dämpft die Erwartungen an alternative Energieformen – zu stark hängt der Kanton am Erdöl-Tropf. Daran werde sich so bald kaum etwas ändern, sagt die Regierung.
Ein hohes Ziel haben sich die Initianten der Volksinitiative «Weg vom Öl – hin zu erneuerbaren Energien» gesetzt. Laut dem vor einem Jahr eingereichten Volksbegehren der Grünen soll im Kanton Basel-Landschaft bis zum Jahr 2030 «mindestens die Hälfte» aller verbrauchten Energie aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Heute beträgt deren Anteil erst 17 Prozent, wie aus einer Auflistung des Kantons hervorgeht. Und die Baselbieter Regierung ist skeptisch, dass sich dieser Wert bis in zwanzig Jahren massiv steigern lässt. Die Forderung der Grünen, den Anteil auf 50 Prozent zu erhöhen, bezeichnet die Regierung im Bericht zur Initiative als «nicht realistisch und mit von der Gesellschaft und der Wirtschaft akzeptablen Massnahmen zurzeit nicht erreichbar». Deshalb empfiehlt die Regierung die Initiative zur Ablehnung (die BaZ berichtete). Dies enttäuscht den Grünen Landrat Isaac Reber. «Die Berechnungen der Regierung sind mutlos.» Doch wenigstens gewährt der umfangreiche Bericht der Regierung einen tiefen Einblick in den Baselbieter Energiehaushalt. So hat sich der Gesamtenergieverbrauch im Kanton zwischen 1990 und 2006 um neun Prozent auf insgesamt 8341 Gigawattstunden (GWh) erhöht. Dies entspricht knapp der dreifachen Stromproduktionsmenge des AKW Beznau I. Dieses speist jährlich etwa 3000 GWh Strom ins Netz.
Wenig Atomstrom
Laut den Abschätzungen der Regierung macht die Nuklearenergie im Kanton etwa neun Prozent aus. Weitaus grösser ist der Anteil fossiler Energieträger: 50 Prozent der verbrauchten Energie stammen aus Erdölprodukten, 17 Prozent aus Erdgas, sechs Prozent aus Industrieabfällen/Kohle. Demgegenüber werden jährlich nur 17 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen verbraucht (vgl. Grafik).
Die Regierung geht davon aus, dass der Energiebedarf des Kantons in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird. Zwar werde gleichzeitig auch die Produktion erneuerbarer Energien wachsen, aber nicht in dem Masse, wie es sich die Initianten erhofften. Immer wieder verweist die Regierung auf ihre Energiestrategie. Diese geht allerdings von einem Zeithorizont bis 2050 aus. Zum Potenzial der erneuerbaren Energien hat die Regierung folgende Berechnungen angestellt:
›Wasserkraft: Heute produzieren die Kraftwerke an Rhein und Birs insgesamt 355 GWh Strom. Dies entspricht rund 18 Prozent des Baselbieter Stromverbrauchs. Mit aktuellen und aufgegebenen Kraftwerkprojekten könnten höchstens noch 34 GWh zusätzlich produziert werden. Das Potenzial im Kanton sei also erschöpft.
›Geothermie: Die Grünen setzen stark auf die Erdwärme. Bis 2030 soll deren Anteil am Gesamtenergieverbrauch auf 20 Prozent steigen. Doch heute wird nur gerade ein Prozent der verbrauchten Energie aus Umweltwärme gewonnen – Erdwärme- und Aussenluftwärmepumpen zusammengezählt. «Eine markante Steigerung ist nicht absehbar», schreibt die Regierung, auch wenn das Potenzial «unbestrittten hoch» sei. Viel hänge von der «risikoreichen» Tiefengeothermie ab.
›Windenergie: 16 Windenergiestandorte wünschen sich die Initianten der Energieinitiative bis 2030 im Kanton. Dieser erachtet aber höchstens sieben als geeignet. Konkrete Projekte gedeihen derzeit in Titterten (Vorderfeld), Pratteln (Itin) und Muttenz (Güterbahnhof). Weitere potenzielle Standorte gibt es in Pratteln (Löli), Muttenz (Auhafen), Bretzwil (Hinterberg) und Langenbruck (Schengi).
›Biomasse: Durch Holz und Biogas sollen bis 2030 zehn Prozent des Energieverbrauchs gedeckt werden, fordern die Grünen. Tatsächlich ist es für die Regierung denkbar, den heutigen Wert von zwei Prozent zu steigern.
›Sonnenenergie: Zwei Prozent der Gesamtenergie wollen die Grünen bis 2030 aus Sonnenenergie gewinnen. Der Kanton unterstütze zwar wohl die Sonnenenergie, ihre Entwicklung sei aber durch «hohe Produktionskosten» limitiert, relativiert die Regierung.
Reber kann die Argumentation der Regierung nicht nachvollziehen: «Der Kanton kann unser gestecktes Ziel erreichen – er muss nur wollen.» An einer Pressekonferenz von heute Dienstag wollen die Grünen nun aufzeigen, wie das Baselbiet doch noch vom Erdöl-Tropf wegkommen soll.
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