Neuer Comparis-ChefDer heimliche Gewinner der Massen-Wechsel bei Krankenkassen
Am 1. Januar tritt Ingo Kopido an die Spitze des Schweizer Vergleichsdienstes Comparis. Er kündigt seinen Wechsel vollmundig an.

Sein Motto ist «Tu, was du sagst». Demnach hat er Grosses vor, denn Ingo Kopidos Worte vor seinem Antritt sind vollmundig. Seinen Wechsel zu Comparis kündigte der Swisscom-Manager so an: Er werde zu «einer der besten Marken der Schweiz» stossen. Sie sei «DER Pionier und die Nummer 1 der Vergleichsdienste wie auch DIE Plattform für die Ermächtigung von Konsumentinnen und Konsumenten», schreibt Kopido auf dem Internetnetzwerk Linkedin.
Was meint Kopido mit mehr Macht für Konsumierende? Bekannt ist Comparis bei den meisten durch den jährlichen Prämienvergleich der Krankenkassen. Dieses Jahr kommt es zu einem Massen-Wechsel: Mehr als jeder vierte Erwachsene wandert aufs neue Jahr zu einer günstigeren Kasse ab, wie eine repräsentative Umfrage von Comparis zeigt.
Auf den angekündigten hohe Prämienanstieg von im Schnitt 6,6 Prozent reagieren viele Versicherte mit dem Exodus zur günstigsten Kasse. Macht über die Prämien haben sie nicht, sondern einzig die Freiheit abzuwandern.
70 Franken pro Vertragsabschluss
Von jedem Kassenwechsel profitiert Comparis. Bislang bekam die Plattform für jede unverbindlich Offerte, die eine Kasse abgeben konnte, über 40 Franken, wie Krankenkassen-Experte Felix Schneuwly sagt. Seit diesem Herbst wird Comparis jedoch nur noch pro definitiv abgeschlossener Versicherung bezahlt. Hierfür erhält die Firma dann 70 Franken.
Über Geschäftszahlen gibt Comparis keine Auskunft. «Aber wir können sagen: Comparis hat seit mehreren Jahren rund 200 Mitarbeitende», so Sprecherin Andrea Auer.
Kopido muss sich auf härtere Rahmenbedingungen einstellen: Denn der heikle Punkt an der neuen Regelung ist, dass Comparis darauf angewiesen ist, dass die Kassen auch angeben, ob ein Vertrag zustande gekommen ist. «Diese Daten liegen Comparis nämlich nicht vor», sagt Schneuwly. Die Onlinefirma weiss bislang so auch noch nicht, wie viel sie dieses Jahr am Kassenwechselboom verdient hat.
Die grösste Konkurrenz von Comparis ist der Direktverkauf der Versicherer.
Einen wichtigen Teil der Einnahmen erzielt Comparis jedoch über Werbung wie auch über die Vermittlung von anderen Versicherungen, Hypotheken oder durch Inserate auf ihrem Marktplatz.
Der neue Comparis-Chef ist ein Software-Experte. Genau darauf liegt die Hoffnung des Vergleichsdienstes. Die Datenaufbereitung für die obligatorische Krankenkasse ist ein Kinderspiel, hier sind die Konditionen überall gleich. Kompliziert – und für Comparis und ihre Nutzerinnen und Nutzer interessant – wird es jedoch bei der Aufbereitung von verschiedenen Angeboten, die nicht direkt miteinander vergleichbar sind. «Dies ist bei Autoversicherungen, Hypotheken oder Säule-3a-Angeboten der Fall», sagt Schneuwly.
Bei der Swisscom hat Kopido für die Suchmaschine Localsearch die IT-Organisation geleitet. Davor hatte er mit Cloud Sphere Technologies 23 Jahre lang seine eigene Firma für digitale Transformation und Datenanalyse. Nun kann er bei Comparis für neue Tools sorgen und den inzwischen 26 Jahre alten Internetpionier gegen seine vielfältigen Konkurrenten hervorheben.
Die grösste Konkurrenz von Comparis ist der Direktverkauf der Versicherer. Diese sind mehr und mehr darauf aus, ihre Kunden selbst zu gewinnen – und sich die Provision für Comparis oder andere zu sparen. Die Plattform muss also einen besonderen Mehrwert bieten. Denn Konsumentinnen und Konsumenten haben die Wahl nicht nur darüber, wo sie sich versichern. Sondern auch darüber, wie sie Vergleiche anstellen und Verträge abschliessen.
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