Der Grosse Rat debattiert den Fall Marie
In einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz verteidigt der Kanton Waadt ein weiteres Mal sein Vorgehen im Mordfall Marie. Zuvor hatte ein FDP-Grossrat mit einem Vorstoss für Unruhe gesorgt.

Der Kanton Waadt hat erneut Vorwürfe von sich gewiesen, die Gefährlichkeit des mutmasslichen Mörders von Marie nicht erkannt zu haben. An einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz wurden zwei Berichte veröffentlicht, die von einem Politiker kritisiert worden waren.
Der FDP-Grossrat Marc-Olivier Buffat hatte mit einem Vorstoss im Kantonsparlament einen Wirbel ausgelöst. Seiner Meinung nach waren die Berichte des Kantons Waadt zum mutmasslichen Täter zu positiv gewesen und er fragte sich, ob nicht Informationen unter Verschluss gehalten worden seien.
Antwort im Grossen Rat
Die zuständige Waadtländer Regierungsrätin Béatrice Métraux (Grüne) reagierte postwendend und verschickte am Mittwochabend eine Medienmitteilung, in der die Vorwürfe entschieden zurückgewiesen wurden. Die Antwort zum Vorstoss werde am kommenden Dienstag im Grossen Rat gegeben.
Anstatt die Debatte abzuwarten, lud Métraux am Freitagnachmittag kurzfristig zu einer Medienkonferenz ein und legte zwei Berichte der Bewährungshilfe vor. In einem Papier vom 28. März 2013 heisst es, man könne keine Prognose zum Rückfallrisiko abgeben.
Zu diesem Zeitpunkt befand sich der vorbestrafte Mörder und Vergewaltiger seit zwei Monaten wieder im Hausarrest. Er war Ende November 2012 zunächst wieder ins Gefängnis gebracht worden, weil er Morddrohungen ausgesprochen und Pornographie im Internet konsumiert hatte.
Die Einsamkeit schlecht vertragen
Das Straf- und Massnahmengericht gewährte dem Rekurs des Mannes jedoch Mitte Januar aufschiebende Wirkung, worauf er wieder in den Hausarrest durfte. Später hiess das Gericht den Rekurs gut. In einem Bericht der Bewährungshilfe heisst es, es sei nicht ausgeschlossen, dass der erneute Gefängnisaufenthalt eine gute Wirkung auf ihn gehabt habe.
In Notizen zu einer Sitzung am 24. April 2013 steht, dass er die Einsamkeit schlecht vertrage. Zudem habe er darunter gelitten, dass ihn eine Frau, die er im Internet kennen gelernt hatte, die Beziehung mit ihm beendete. Mit der Publikation dieser Berichte unterstrich der Kanton Waadt, dass man über den Häftling im Hausarrest Bescheid wusste.
Um ihn wieder ins Gefängnis zu bringen, hätte es jedoch «neue Elemente» gebraucht, sagte Regierungsrätin Béatrice Métraux. Sie betonte, dass das Amt für Strafvollzug keine Fehler beging.
Für den Kanton Waadt ist die Affäre damit noch nicht erledigt. Am kommenden Dienstag will die Regierung die neun im Vorstoss formulierten Fragen im Kantonsparlament endgültig beantworten.
SDA/fko
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