Der «grosse Coup» der UBS
Hochgradig vernetzt, Workaholic, extrem fordernd – und bisher Grossverdiener: Andrea Orcels Wechsel zur Schweizer Bank versetzt die Finanzpresse ins Staunen. Und er löst Spekulationen aus.

Mit der Verpflichtung von Andrea Orcel ist der UBS ein «grosser Coup» gelungen, schreibt die «Financial Times». Das «Wall Street Journal» setzt den Fokus beim Wechsel Orcels mehr auf die Bank of America, welche mit dem 48-jährigen Italiener einen absoluten «Top-Banker» verliert (beide Artikel online nicht verfügbar). Und ein ehemaliger Weggefährte sagt: «Andrea ist der beste Investmentbanker (...), mit dem ich je zu tun hatte.» Die Finanzpresse spricht vom «Rainmaker», also einem, der Grosses möglich macht.
Tatsächlich müssen die Amerikaner von der Bank of America – dort ist man wenig erfreut über den Abgang – mit Orcel auf einen Banker verzichten, der branchenweit bekannt ist. Kaum ein grosser Bank-Deal in Europa, bei dem Orcel nicht mitgemischt hat, so der Tenor der Finanzpresse. So hat er erst jüngst der italienischen Unicredit – dem früheren Arbeitgeber von UBS-Chef Sergio Ermotti – zu einer 7,5 Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung verholfen, was seinem Institut laut «Wall Street Journal» 50 Millionen Dollar an Gebühren eingebracht hat. Ein Deal, der offenbar nicht ohne Schweiss über die Bühne geht. Orcel soll gesagt haben, das sei das schwierigste Geschäft seiner Karriere gewesen. Er habe während zwei Wochen nicht geschlafen.
Anrufe um 5 Uhr in der Früh
Schlafen ist aber ohnehin etwas, das beim neuen Co-Chef der UBS-Investmentbank zu kurz kommt. So soll er ein Workaholic sein und seine Angestellten ab 5 Uhr in der Früh anrufen, um übers Geschäft zu reden – ganz im Sinne des UBS-Slogans «wir werden nicht ruhn». Sein hohes Arbeitstempo habe sich auch nicht reduziert, nachdem er vor 18 Monaten Vater wurde. Für die UBS würde es «ganz anders» werden, wird ein früherer Weggefährte Orcels in der «Financial Times» zitiert. Und: «Das wird ein hartes Erwachen bei der UBS», gar von «kulturellem Blutbad» ist die Rede.
Allgemein zweifelt die Finanzpresse nach der Orcel-Verpflichtung an den Plänen der UBS, die Investmentbank zu verkleinern. UBS-Chef Ermotti sende damit ein starkes Signal an seine Angestellten, an die ganze Branche und an die potentiellen Kunden. Die Investmentbank würde nicht geschrumpft. Allerdings, so das «Wall Street Journal», seien amerikanische UBS-Angestellte wenig angetan von der Verpflichtung des Italieners. Dieser habe den Fokus auf dem Europageschäft, dabei müsse in den USA die Sache wieder ins Rollen gebracht werden. Uneinig ist man sich unter Experten darüber, ob die Einsetzung Orcels als Co-Chef der Investmentbank nun die Position des amtierenden Leiters Carsten Kengeter festigt oder schwächt. «Diese Aufgaben-Teilung könnte Spekulationen nähren, wonach der amtierende Chef innerhalb von ein bis zwei Jahren aus dem Amt gedrängt wird», so die «Financial Times».
Schwieriger Deal
Über all den Lorbeeren für Orcel gibt es auch dunkle Flecken in der Karriere des Italieners. So erwähnt das «Wall Street Journal» dessen Rolle in der Aufspaltung des niederländischen Finanzkonzerns ABN Amro im Jahr 2008 kritisch. Die ABN-Teile wurden von anderen europäischen Finanzkonzernen, darunter die Royal Bank of Scotland (RBS), übernommen. RBS aber brachte der Deal an den Rand des Ruins, so das Blatt.
Nichtsdestotrotz gehört Orcel zu den Grossverdienern der Branche. 2008, just im Jahr des ABN-Deals, soll er 30 Millionen Dollar verdient haben. Und für die UBS dürfte die Verpflichtung des Starbankers auch nicht gerade billig zu stehen kommen. Sowohl «Financial Times» als auch «Wall Street Journal» wollen wissen, dass die UBS Orcel bei der Bank of America rauskaufen müsse. Auf 10 Millionen Pfund wird der Deal geschätzt. Dabei ginge es darum, dass die Schweizer Bank Orcels Beteiligungen an der Bank of America ablösen müsse. Glaubt man aber den Schätzungen der Experten, ist der Mann das Geld wert, er könne mehrere hundert Millionen Dollar an Gebühren jährlich generieren.
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