Der grösste Knast der Welt
Einem Häftling ist beinahe die Flucht von Rikers Island gelungen – der berühmt-berüchtigten New Yorker Gefängnisinsel, wo auch schon viele Prominente einsassen.

Ausbrüche von Rikers Island sind selten. Doch in der Nacht auf heute ist einem Häftling fast die Flucht von der Gefängnisinsel im East River von New York gelungen. Wie verschiedene US-Medien berichten, entwischte der 24-Jährige vom Pausenplatz des Hochsicherheitstrakts. Er entzog sich der Aufsicht von mindestens vier Wachen, überwand einen Stacheldrahtzaun und verschwand. Den Polizisten fiel sein Fehlen erst auf, als sie die Insassen beim Reinkommen zählten.
Die ganze Insel wurde daraufhin abgeriegelt, die 1,2 Kilometer lange Francis-Buono-Brücke – der einzige Zugang – für den Verkehr gesperrt. Helikopter in der Luft, Einsatzkräfte auf dem Wasser und an Land suchten den Ausgebrochenen beim nahen Flughafen La Guardia ebenso wie auf Rikers Island selbst. Dort ist der Häftling inzwischen wieder aufgespürt worden. Er hatte es also nur geschafft, aus der Anstalt auszubrechen, aber nicht, die Insel zu verlassen.
Rikers Island ist mit 1,672 Quadratkilometern der grösste Gefängniskomplex der Welt und kein Ort, an dem man sich gerne aufhält. Mehr als 9000 Häftlinge sitzen in zehn verschiedenen Haftanstalten, die alle von Mauern und Stacheldraht umgeben sind und über elektronische Ausgänge verfügen, die von Beamten kontrolliert werden. Es sind Käfige innerhalb eines Käfigs. Denn hat es ein Häftling tatsächlich aus der Anstalt geschafft, befindet er sich immer noch auf der Insel, die von einer Meerenge mit starker Strömung und kaltem Wasser umgeben ist.
«Neues Alcatraz» wird Rikers Island in Anlehnung an die berühmt-berüchtigte Gefängnisinsel in der Bucht von San Francisco genannt. Das Gelände des New Yorker Hochsicherheitsknasts ist allerdings mehr als fünfmal so gross wie das Original, beherbergt unter anderem Kirchen verschiedener Konfessionen sowie Krankenhäuser – und kann auch bezüglich seines Rufs mit Alcatraz mithalten.
Hier sassen schon Prominente ein wie John-Lennon-Mörder Mark David Chapman, Rap-Legende Tupac Shakur oder Sid Vicious, Bassist der Punk-Vorreiter Sex Pistols, nachdem seine Freundin erstochen aufgefunden worden war. Für viel Aufmerksamkeit sorgte im Mai 2011 auch die Verlegung des damaligen Chefs des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, nach Rikers Island.
Denn die Gefängnisinsel hat immer wieder mit brutalen Fällen von Gewalt für negative Schlagzeilen gesorgt. In den 90er-Jahren waren Morde an der Tagesordnung. Insassen sagten, sie hätten sich sogar auf der Strasse sicherer gefühlt. Striktere Vorschriften verbesserten die Lage, doch die Gewalt konnte nie gestoppt werden. 2008 flog ein heimliches System der Wärter auf, die selbst Kämpfe zwischen den Häftlingen organisierten, um die Ordnung aufrechtzuerhalten und die Gangs bei Laune zu halten. Erst im September vergangenen Jahres wurden sechs Wächter wegen eines Angriffs auf einen Insassen zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
Nun will New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio die Gefängnisinsel schliessen. Er begründete seinen Entscheid Ende März mit der gesunkenen Kriminalitätsrate in der Metropole. Tatsächlich verringerte sich die Zahl der Insassen von etwa 14'000 im Jahr 2015 auf heute gut 9000. Mit einer Schliessung würden jährlich Kosten von mehreren Hundert Millionen US-Dollar wegfallen. Zudem könnte das frei werdende Land zum Ausbau der limitierten Kapazitäten des Flughafens La Guardia genutzt werden. Doch eine endgültige Einstellung von Rikers Island würde laut de Blasio «mindestens zehn Jahre» dauern. Vorerst bleibt die berühmt-berüchtigte Gefängnisinsel also erhalten.
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