Der globalisierte neudeutsche Slang
Die Anglizismen in unserer Sprache häufen sich.

Ich mag witzige Werbung. Das Huhn für die Migros-Fernsehwerbung zum Beispiel. Oder das Schild eines Kosmetiksalons in Leipzig: «Meine Herren, sprechen Sie keine Frau an, die unseren Salon verlässt, es könnte Ihre Grossmutter sein.»
Im Restaurant Bodega am Barfüsserplatz kam ich ins Gespräch mit einem Auslandschweizer.
Ihn ärgert, wie er sich ausdrückte, die «versaute» Werbesprache. Aus dem einstigen (Dorf-)Laden sei der «Shop» geworden. Schuhe würden keine mehr verkauft, sondern «Shoes». Das ist nicht nur in unserer Region so. Den Shop treffen wir auch in Lützelflüh an. Diese Anglizismen in unserer Sprache häufen sich. Ich nenne ihn den neudeutschen Slang.
Mein Gesprächspartner brachte mich auf die Idee, das Thema für meine Kolumne aufzunehmen. Angefangen, meine ich, hat es mit dem «Sale», jahrzehntelang Ausverkauf genannt. Der per Gesetz lediglich für je zwei Wochen im Juli und Januar bewilligt worden war. Jetzt haben wir das ganze Jahr Sale.
Material für diese Kolumne habe ich in relativ kurzer Zeit recht mühelos zusammengebracht. Anfang Jahr fiel mir das PKZ-Modehaus an der Falknerstrasse auf. Und zwar die Werbung an den Schaufensterscheiben: «Women – Fashion Profit Days». Ob da vor allem englischsprachige Kundinnen einkaufen gehen, fiel mir spontan ein? Auch wenn in den Pharmakonzernen Roche und Novartis Englisch die Umgangssprache ist, werden «unsere» Frauen in der Überzahl sein. Offenbar ist es schicker, sie als Women anzusprechen.
Die NZZ-Modebeilage in Luxusglanzpapier fällt natürlich auf. Fotografen schwelgen für «Coole Patches» oder «for real Watches for real People». Da darf Lidl nicht nachstehen. Im ganzseitigen Inserat lese ich: «Raten Sie mal, wer auch dieses Jahr wieder zum ‹Retailer of the Year› gewählt wurde»?
Seit vielen Jahren bin ich Mitglied der «Erklärung von Bern». Im Brief für den Jahresbeitrag heisst es: «Hinschauen statt wegschauen. Aktiv werden, wenn Wirtschaft und Politik die Menschenrechte in Gefahr bringen. Dies ist auch nach dem Namenswechsel der Erklärung von Bern zu ‹Public Eye› (öffentliches Auge) unser zentrales Anliegen.» Musste das sein – Public Eye?
Ungewöhnliche Werbung präsentierte die Neue Zürcher Zeitung vom 8./9. 10. 2016. Ein Vierzeiler mit Grossbuchstaben auf der Frontseite: «Courage Changes Everything. Der neue Panamera». Auf der Rückseite wird der neue Porsche-Flitzer mit Bild und Text vorgestellt.
Ein paar Inserate seien auch noch vorgestellt. Vom ABB-Konzern: «Let's write the future». Von der Happy Online-Shopping Siroop.ch: «Für das Work-out und das Chill-out». Die BaZ bietet «für unsere Abonnenten günstiger an: Offbeat – An Evening with Mister Soul-Jazz». Dosenbach machts kurz: «Bestprice». Die Firma Grohe ist für Badezimmer und Wasser zuständig. Und verspricht: «Pure Luxury Grohe Aquasymphony». Heid in Sissach fabriziert «Swiss Made Kitchen». Eine Heckenschere wird angeboten: «Akku Power Made by Stihl». Der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann des Landes Baden-Württemberg hat per Inserat angeboten: «Ein Beitrag zu Aging und Workforce». Das reicht.
Der Schweizerische Fussballverband nennt sich «Swiss Football League». Gespielt wird in der «Super League» wohl nur Superfussball. Da bin ich zufrieden, wenn die SBB nicht als Swiss Railway verkehren.
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