Der Front National bricht mit seinem Gründer
Der Streit zwischen Front-National-Chefin Marine Le Pen und ihrem Vater eskaliert. Die Nazi-freundlichen Äusserungen Jean-Marie Le Pens sind selbst für die französische Rechtspartei zu viel.

Die heutige Parteivorsitzende des Front National (FN), Marine Le Pen, gab in einer Erklärung bekannt, dass sie sich einer Kandidatur ihres Vaters bei den Regionalwahlen im Dezember widersetzen werde. Der 86-Jährige betreibe eine Politik «zwischen Strategie der verbrannten Erde und politischem Selbstmord», erklärte die FN-Chefin.
Le Pen bezeichnete Gaskammern als «Detail»
Damit eskaliert ein länger schwelender Streit zwischen Parteigründer Jean-Marie Le Pen und seiner Tochter. Der Konflikt hatte sich in den vergangenen Tagen zugespitzt, nachdem Jean-Marie Le Pen die Gaskammern in den NS-Konzentrationslagern erneut als «Detail» der Geschichte bezeichnet hatte.
Zudem gab er der rechtsextremen Zeitschrift «Rivarol» ein Interview, in dem er insbesondere Marschall Philippe Pétain verteidigte, der im Zweiten Weltkrieg Staatschef des mit Nazideutschland kollaborierenden Vichy-Regimes gewesen war.
Die 46-jährige Marine Le Pen versucht seit ihrer Wahl zur FN-Vorsitzenden Anfang 2011, der Partei ein gemässigteres Image zu verschaffen. Sie vermeidet verbale Entgleisungen, die ihrem Vater wiederholt Verurteilungen wegen Leugnen des Holocausts oder Aufrufs zu Rassenhass einbrachten. Ausserdem liess sie mehrere Mitglieder nach rassistischen Äusserungen aus der Partei ausschliessen.
Gemässigte Strategie zieht
Mit ihrer Strategie schaffte sie es, den FN im vergangenen Jahr bei den Europawahlen mit rund 25 Prozent zur stärksten Kraft in Frankreich zu machen. Auch bei der ersten Runde der Départementswahlen im März kamen die Rechtsextremen auf rund 25 Prozent. Bei der Präsidentschaftswahl 2017 hat die FN-Chefin gute Chancen, in die Stichwahl zu kommen.
Ihre Linie wird von den führenden Front-National-Politikern unterstützt. FN-Vize Louis Aliot, der zugleich der Lebensgefährte von Marine Le Pen ist, erklärte am Mittwoch über den Kurznachrichtendienst Twitter, die politischen Gegensätze mit Jean-Marie Le Pen seien «von nun an unversöhnlich». FN-Vize Florian Philippot gab über Twitter einen «völligen und endgültigen Bruch» mit dem Parteigründer bekannt.
Marine Le Pen kündigte an, dass «rasch» eine Sitzung der neunköpfigen Partei-Führung einberufen werde, der auch ihr Vater angehört. Nach Angaben aus ihrem Umfeld könnte dies bereits am Donnerstag sein.
Demnach steht ein Entzug der Ehrenpräsidentschaft eher nicht an, möglicherweise werden aber disziplinarische Massnahmen beschlossen. Während in den Parteistatuten ein Entzug der Ehrenpräsidentschaft nicht vorgesehen ist, ist ein Parteiausschluss rechtlich möglich.
Kandidatur verhindern
Auf jeden Fall will die Spitze der Rechtspartei verhindern, dass Jean-Marie Le Pen bei den Regionalwahlen die FN-Liste in der südfranzösischen Region Provence-Alpes-Côte d'Azur anführt, wie der 86-jährige Europaabgeordnete dies selbst wünscht. Sie werde sich dieser Kandidatur bei einer FN-Sitzung am 17. April «widersetzen», kündigte Marine Le Pen an.
Sein Status als Ehrenpräsident gebe ihrem Vater nicht das Recht, die Partei als «Geisel» zu nehmen und «solch unflätige Provokationen» von sich zu geben, «die anscheinend das Ziel haben, mir zu schaden, aber die leider der ganzen Bewegung einen sehr harten Schlag versetzen».
Jean-Marie Le Pen hatte die Partei im Jahr 1972 mitbegründet. Bei der Präsidentschaftswahl im Jahr 2002 schaffte er es mit fast 17 Prozent in der ersten Runde in die Stichwahl.
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