USA-Reisen werden teurer Der Franken verliert an Wert
Die Schweizer Währung ist weniger wert als die amerikanische. Was heisst das für Ferienreisende und was für die hiesige Wirtschaft? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Das erste Mal seit drei Jahren ist der Dollar wieder mehr wert als ein Franken. Der Dollar-Franken-Kurs erreichte kürzlich die sogenannte Parität. Seitdem hat der Franken gegenüber der US-Währung weiter an Wert verloren. Was sind die Gründe für die Dollarstärke? Welche Folgen hat sie für Reisende und Unternehmen? Hier die wichtigsten Antworten:
Was sind die Gründe für die Aufwertung des Dollars?
Der Kurswechsel der US-Notenbank Fed ist für den Aufschwung des Dollars entscheidend. Um die hohe Inflation zu bekämpfen, hat die Fed ihre Zinsen erhöht, weitere Zinsschritte hat sie bereits angekündigt. Dadurch steigt die Zinsdifferenz zu anderen Volkswirtschaften wie der Eurozone, Japan und der Schweiz. Das sorgt dafür, dass Kapital zurück in die USA fliesst.
«Eine ähnliche Bewegung gab es 2016, als die Fed letztmals einen Zinserhöhungszyklus startete. Damals stieg der handelsgewichtete Kurs des Dollars innert kurzer Zeit um 10 Prozent an», schreibt Thomas Stucki, Chefstratege der St. Galler Kantonalbank. Der Effekt hielt aber nicht lange an: Im Verlaufe des Folgejahres verlor der Dollar den Wertgewinn wieder, obwohl die US-Notenbank Fed ihren Leitzins weiter erhöhte.
Wie wichtig sind die USA für die Schweizer Wirtschaft?
Zwischen 2001 und 2021 ist der Warenhandel mit den USA «durch die Decke» gegangen, schreibt die Eidgenössische Zollverwaltung. Trotz der Finanz- und der Covid-Krise legten die Ausfuhren in die USA pro Jahr um durchschnittlich mehr als 6 Prozent zu. 2021 machten die Ausfuhren in die USA laut dem Zoll 47 Milliarden Franken aus. Dafür verantwortlich ist aber vor allem die Pharmaindustrie. Drei Viertel des Exportwachstums ist auf sie zurückzuführen. Die USA haben damit Deutschland als wichtigsten Exportmarkt verdrängt. Beim Handelsvolumen insgesamt – also Exporte und Importe zusammengerechnet – ist weiterhin Deutschland der wichtigste Handelspartner der Schweiz.
Welchen Einfluss hat der starke Dollar auf den Aussenhandel mit den USA?

Verbilligt sich der Franken gegenüber dem Dollar, hilft das der Exportindustrie. Da allerdings die USA nur für relativ wenige Schweizer Firmen ein entscheidender Absatzmarkt sind, ist der positive Effekt begrenzt. «Der Einfluss auf den Export ist gering – beinahe zwei Drittel der Exporte aus der Schweiz in die USA sind Pharma- oder Chemiegüter, bei deren Nachfrage der Preis eine untergeordnete Rolle spielt», sagt Claude Maurer, Chefökonom Schweiz der Credit Suisse. Auch der Effekt auf die Importe und die Teuerung sei hierzulande klein.
Mit Blick auf den Benzinpreis drohe keine Verteuerung, der Effekt der Dollaraufwertung sei weniger bedeutend verglichen mit den Ausschlägen beim Ölpreis. Die Auswirkungen auf den Aussenhandel insgesamt seien laut CS-Experte Maurer daher klein. Einzelne Unternehmen könnten aber stärker betroffen sein.
Wie sieht das Szenario für den Dollar-Franken-Kurs aus?
Laut den Experten dürfte sich der rasante Aufstieg des Dollars gegenüber dem Franken nicht weiter fortsetzen. «Wir erwarten eine Seitwärtsbewegung auf dem aktuellen Niveau», so CS-Ökonom Maurer. Stucki von der St. Galler KB sieht das ähnlich: «Eine Wiederholung von 2017 und damit ein Rückfall des Dollar-Kurses zum Franken in Richtung 0.92 ist wahrscheinlicher als ein dauerhafter Anstieg deutlich über die Parität.» Denn die Finanzmärkte hätten sich bald an die höheren Zinsen in den USA gewöhnt.
Wenn dann die Europäische Zentralbank im Herbst damit beginnen werde, die Zinsen in der Eurozone anzuheben, dürfte der Euro interessanter werden. Sollte zudem die Arbeitslosenrate in den USA steigen – was eine der Konsequenz der Zinspolitik sein könnte – wird der Dollar die Gunst der Anlegerinnen und Anleger rasch verlieren, glaubt Stucki.
Heisst das: Entwarnung für USA-Reisende?

Leider nein, denn zum teureren Dollar und den ohnehin steigenden Preisen für Reisen kommt noch die Inflation in den USA selbst hinzu. Sie verharrte zuletzt bei rund 8 Prozent. Die Preise in den USA steigen also rasant. US-Präsident Joe Biden musste jüngst das Problem eingestehen: «Familien überall im Land leiden.»
Der Leidensdruck der Bevölkerung ist gross, die Inflation wird daher zum entscheidenden Thema der Zwischenwahlen im November werden. Um die Wirkung der Inflation etwas abzuschwächen, wurde jüngst über die Aufhebung bestimmter Strafzölle für Importgüter diskutiert. Auch eine vorübergehende Aufhebung der Benzinsteuer wird als Option erwägt.
Leidet die US-Wirtschaft unter dem starken Dollar?
Laut St.-Galler-KB-Stratege Stucki reagiert die US-Wirtschaft anders als die Schweiz. «Was bei einer entsprechenden Frankenaufwertung für die Schweizer Wirtschaft eine harte Belastung wäre, ist für die US-Wirtschaft kein Thema.» Denn für die Wirtschaftsentwicklung der USA ist der Aussenhandel weniger wichtig, die Binnennachfrage dominiert. Die Schweizer Wirtschaft ist im Vergleich deutlich abhängiger von Exporten.
Wie sieht es beim Euro-Franken-Kurs aus?
Laut CS-Experte Maurer dürfte der Franken gegenüber dem Euro eher wieder leicht stärker werden: «Wir erwarten in den nächsten 3 bis 12 Monaten einen Kurs von 1.02.» Eine starke Bewegung des Wechselkurses in die eine oder andere Richtung könnte laut den Marktbeobachtern auch einen Einfluss darauf haben, wann die Schweizerische Nationalbank die Zinsen erhöht. Eine starke Aufwertung des Frankens würde die erste Zinserhöhung verschieben, während sie bei einer starken Abwertung vorverlegt werden könnte.
Welche Währung hat dieses Jahr eigentlich am besten abgeschnitten?
Der russische Rubel. Die russische Regierung hat eine Reihe von Massnahmen getroffen, um die angeschlagene Währung vor den westlichen Sanktionen zu schützen. Dazu gehören etwa Kapitalverkehrskontrollen und die Vorgabe, dass Erdgaslieferungen in Rubel bezahlt werden.
Laut Marktbeobachtern sei die Rubel-Rally aber unglaubwürdig, da die Währung vielerorts nicht mehr gehandelt werden könne. Der auf den Monitoren angezeigte Wert entspricht nicht dem Preis, zu dem der Rubel in der realen Welt gehandelt werden kann, schrieb kürzlich die Nachrichtenagentur Bloomberg.
Die Analysten der Zürcher Kantonalbank schreiben daher, dass der Anstieg des Rubels nicht nachhaltig sei. «Wenn dereinst die Marktkräfte wieder spielen werden, wird der Rubel an Wert verlieren.» Da die russische Wirtschaft unter den Sanktionen des Westens leide und an Wettbewerbsfähigkeit eingebüsst habe, werde die russische Währung kaum das aktuelle Niveau halten können.
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