Der Flughafen Zürich wird zum grössten Warenhaus der Schweiz
Dank mehr Passagieren und ausgedehnten Öffnungszeiten überholt der Airport das Glattzentrum.

Als 1948 die ersten Flieger am Zürcher Flughafen abhoben, waren sie die Sensation, die zig Schaulustige anlockten. Rund 70 Jahre später haben sie Konkurrenz erhalten: Tausende zieht es – etwa an einem regnerischen Wochenende – wegen der Läden an den Airport. Deshalb liefert sich nun der Flughafen ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Glattzentrum in Wallisellen ZH: Die beiden kämpfen um den Titel des umsatzstärksten Einkaufszentrums des Landes. Seit Jahren ist das Glatt die unbestrittene Nummer eins, doch nun läuft ihm der Airport den Rang ab. Der Vorsprung des Shoppingcenters ist Jahr für Jahr geschrumpft: Vor fünf Jahren hatte es noch um 77 Millionen Franken Umsatz die Nase vorn, Ende 2018 lag der Flughafen gerade noch um 3 Millionen Franken zurück.
Das Glattzentrum wird den Spitzenplatz dieses Jahr an den Flughafen abgeben müssen, denn: Während sich dieser im Steigflug befindet, kann das Walliseller Center seine Flughöhe kaum halten. Es kämpft seit fünf Jahren gegen kontinuierlich sinkende Zahlen und ist damit nicht allein. Wie die Statistiken des Marktforschungsinstitutes GFK Switzerland zeigen, ist der Gesamtumsatz der grossen Schweizer Einkaufszentren seit drei Jahren rückläufig.
Nur schwaches Wachstumprognostiziert
Zwar hat sich der Geschäftsgang seit 2015 ein wenig erholt – damals schrieben die grossen Center ein Minus von 3 Prozent. Doch im Minus waren die Umsatzzahlen auch 2017. Die GFK-Statistik liegt für letztes Jahr noch nicht vor, doch der «Retail Outlook 2019» der Credit Suisse prognostiziert der Branche für das laufende Jahr ein Umsatzwachstum von gerade mal 0,4 Prozent.
Dieser Entwicklung steht ein wachsendes Geschäft am Zürcher Flughafen gegenüber. Der Anstieg des Umsatzes hat zweifelsohne einen direkten Zusammenhang mit den kontinuierlich höheren Passagierzahlen: Im Juli 2016 registrierte der Airport erstmals 100'000 Fluggäste an einem einzigen Tag. Und inzwischen ist dies längst kein Ausnahmefall mehr: 2017 flogen an 22 Tagen mehr als 100'000 Passagiere, und im letzten Jahr wurde die 100'000er-Marke bereits 63-mal erreicht. Seit Jahren vermeldet der Flughafen Passagierrekorde und erzielte 2018 mit 31 Millionen erneut einen Höchstwert. Tendenz steigend: Flughafenchef Stephan Widrig prognostizierte für das nächste Jahr nochmals drei Prozent mehr Fluggäste. Was bedeutet, dass auch die Retailkasse des Airports immer lauter klingeln wird, denn neben den Ausflüglern lassen auch die Fluggäste zünftig Geld liegen – etwa in den Duty-frees. «Wenn nichts Ausserordentliches geschieht, wird dieser Trend auch in den kommenden Jahren weitergehen», ist Flughafen-Sprecherin Sonja Zöchling überzeugt.
Auch Geschäfte am Zürcher Hauptbahnhof legen zu
Die zunehmende Mobilität lässt auch die Geschäfte am Zürcher Hauptbahnhof brummen. Er ist inzwischen die Nummer 3 der Shoppingcenter-Rangliste: 2018 reisten 443'000 Menschen täglich über den grössten Schweizer Bahnhof, das sind 6000 mehr als vier Jahre zuvor. Und sie zücken dabei auch ihr Portemonnaie; so hat der Bahnhof 2018 einen Bruttoumsatz von 489,2 Millionen Franken erzielt und damit das dritte Jahr in Folge zugelegt.
Trotz der Konkurrenz durch die Verkehrsdrehscheiben will man sich im Glattzentrum noch nicht geschlagen geben. Auf Anfrage heisst es: «Das Glatt ist nach wie vor das umsatzstärkste Shoppingcenter der Schweiz.» Im April wurde dort der erste und einzige Standort in der Schweiz der japanischen Modekette Muji eröffnet. «Wir gehen davon aus, dass dies zu zusätzlichen Frequenzen führt», sagt Sprecherin Nicole Kircher. Der Flughafen profitiere von seinen Öffnungszeiten am Wochenende, der natürlichen Frequenz durch den Flugbetrieb, aber auch von Flächenerweiterungen.
Diese dürften im nächsten Jahr dafür sorgen, dass der Airport seine neu erlangte Spitzenposition ausbauen kann: 2020 wird sein Grossprojekt The Circle eröffnet. Auf 180'000 Quadratmetern entstehen dort derzeit neben grossen Büroflächen Läden, ein Gesundheitszentrum, zwei Hotels und ein Kongresszentrum. Zwar haben 40 Prozent der Flächen noch keinen Mieter, doch bei Vollauslastung rechnet der Flughafen mit 6000 Arbeitsplätzen, die der Gebäudekomplex beheimaten wird.
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