Kurioses im Schweizer SportDer FCB kann mit Sm’Aesch-Pfeffingen mitfühlen
Der Baselbieter A-Ligist darf wegen der verordneten Quarantäne und eines komplexen Reglements nicht um die Volleyball-Meisterschaft spielen. Es ist dies ein weiterer kurioser Fall im nationalen Sport.

Sm’Aesch-Pfeffingen wird auch 2021 nicht Meister werden. Weil sich das Team in Quarantäne befindet, zieht Konkurrent Düdingen in den NLA-Playoff-Final der Frauen ein. Das hat der Volleyballverband so entschieden.
Corona hat in der Welt des Sports in den letzten zwölf Monaten zu einigen sonderbaren Konstellationen geführt. Anders als Sm’Aesch-Pfeffingen durfte der THW Kiel in der Bundesliga der Handballer jubeln. Die Meisterschaft wurde sieben Runden vor Schluss abgebrochen und die Norddeutschen zum Meister ernannt.
Weg von Corona hat es in der Schweizer Sportwelt in den letzten Jahren ein paar kuriose Fälle gegeben, in denen die Funktionäre mit ihren Entscheidungen das sportliche Geschehen beeinflussten. Die BaZ blickt auf drei zurück, die alle Vertreter aus der Region Basel tangierten.
Der Fall Muntwiler

Die FCB-Fans mögen sich erinnern. Wie schon 2006 kristallisiert sich auch 2007 in der Super League ein Zweikampf um den Titel heraus. Die Protagonisten: Der FC Basel und der FC Zürich. Die Zürcher haben am Ende mit einem Zähler Vorsprung die Nase vorn. Dabei profitieren sie von einem Forfaitsieg über den FC St. Gallen, der als «Fall Muntwiler» in die Historie des Schweizer Fussballs eingegangen ist.
Was ist passiert? Im Erstliga-Match Seefeld gegen die U-21 St. Gallen kassiert Philipp Muntwiler zweimal Gelb. Einen Tag nach seinem Platzverweis wird der damals 20-Jährige in der Super League gebraucht. Beim 0:0 gegen den FCZ wird er eine Viertelstunde vor Schluss eingewechselt.
Danach wird publik, dass Muntwiler nicht spielberechtigt war. Ein Reglement sorgt für viel Diskussion: Es geht um die Auslegung einer Sperrperiode, die im Amateurbereich anders formuliert ist als bei den Profis. Die Liga entscheidet: 3:0 für den FCZ. Ein Forfaitsieg, der auch dem FCB nicht gefallen kann, ansonsten er in der Endabrechnung Meister gewesen wäre – wie vielleicht in dieser Saison die Volleyballerinnen von Sm’Aesch-Pfeffingen.
Der Fall Fischer

Marcel Fischer von der Fechtgesellschaft Basel ist an den Olympischen Spielen 2000 in Sydney mit seinen 22 Jahren der jüngste Degenfechter im Tableau. Das hält ihn aber nicht davon ab, munter anzugreifen. Er tut dies so erfolgreich, dass er plötzlich im Halbfinal steht und um die Medaillen fechten darf.
Doch im Gefecht der letzten vier sorgt ein Schiedsrichter aus Argentinien für einen kuriosen Ausgang. Beim Stand von 12:12 zieht Fischers Gegner, Frankreichs Showmann Hugues Obry, sämtliche Register. Fischer ist drei Treffer vom Finaleinzug und einem historischen Medaillengewinn entfernt, doch dann ereignet sich Sonderbares.
Obry, der Weltmeister von 1998, sackt bei Fischers spektakulären Angriffen jeweils theatralisch zu Boden. Jedes Mal fällt der Unparteiische auf das Schauspiel herein und verwarnt den Schweizer. Nach einer Gelben und zwei Roten Karten bedeutet dies, dass der Favorit aus Frankreich mit 15:13 in den Final einzieht. Fischer verliert also, ohne am Ende des Gefechts einen Treffer kassiert zu haben!
Das gibt unter den Degenfechtern an Olympia zu reden. Arnd Schmitt, der deutsche Weltmeister, findet für das Verhalten des Schiedsrichters klare Worte: «Keine der drei Verwarnungen war berechtigt. Über die eine kann man reden, die zweite war reglementarisch sicher keine und die dritte ein Skandal. Da reden die Verbandsfunktionäre davon, den Fechtsport populär zu machen, und dann geschehen an Olympischen Spielen solche Dinge.»
Der Fall Abplanalp

Es ist das grösste Puff im Schweizer Eishockey. Das schreibt der «Blick» im Februar 2003. Was ist geschehen? Fribourg-Gottéron setzt in der NLA gegen Zug mit Sandro Abplanalp von Partnerclub Düdingen einen Spieler ein, der gar nicht qualifiziert gewesen wäre. Der Verband bemerkt das und wandelt das Fribourger 4:2 später in eine 0:5-Niederlage um. Das hat zur Folge, dass die Auswirkungen auf Playoffs und Playouts riesig sind. Die einen Teams sind damit zufrieden, die anderen fühlen sich von der Liga betrogen.
Eine dieser Mannschaften ist Langnau, das sich eigentlich sportlich gerettet hat, nun aber gegen Lausanne ins Playout muss. Dagegen wehren sich die Emmentaler mit Erfolg: einige Spieler haben sie bereits wegtransferiert, andere weilen in den Ferien. Nach langem Hin und Her werden die Playouts sowie die Liga-Qualifikation gestrichen und für den Fall, dass Basel oder Biel NLB-Meister wird, die NLA auf 13 Teams aufgestockt.
Dieses Szenario trifft schliesslich ein. Der EHC Basel gewinnt im März 2003 Spiel fünf des NLB-Finals gegen Visp und steigt, ohne die Liga-Qualifikation gegen den NLA-Letzten bestreiten zu müssen, direkt in die 13er-Liga auf. Auch wenn die Promotion am grünen Tisch erfolgt, ist sie für den Traditionsclub ein historischer Moment. Erstmals seit 40 Jahren ist der EHC wieder erstklassig.
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