Fussball gibts auch noch in BaselDer FCB hat einen neuen Captain – dem neuen Sportchef gefällt Szalai
Mit einer Auswärtspartie beim FC St. Gallen und ohne einige verletzte Fixstarter geht der FC Basel am Sonntag in die erste Pflichtspiel-Partie 2023. Aber es gibt auch gute Nachrichten.

Beschäftigt hat sich Alex Frei schon mit der Thematik. «Vielleicht wäre es anders gewesen, wenn ich ein Trainer aus England oder Finnland wäre.» Ist er aber nicht. Sondern aus Biel-Benken. Schon immer irgendwie FC Basel, rotblaues Blut in den Adern und so … Also hat er sich sehr wohl mit dem Thema der Woche befasst, sich mit einigen Menschen über die Vorgänge zwischen Clubführung und Verein unterhalten und sich bestimmt eine Meinung zu einer Sanierungsmassnahme gebildet, bei der die Mitglieder mit zur Kasse gebeten werden. Aber weiter äussern darüber mag er sich nicht. Denn er ist ja nicht mehr Verwaltungsrat jener AG, die das beschloss. Sondern Trainer jener Mannschaft, die das Herzstück dieser AG ist. Und das, worum es bei ihm dabei geht, wurde dadurch nicht tangiert. Sagt er jedenfalls. «Im Training war das kein Thema. Ich stand nie unter dem Eindruck, dass es einen Einfluss auf unsere Arbeit gehabt hat.»
Wenn es anders gewesen sein sollte, dann lässt sich immerhin festhalten: Seit Donnerstagabend und der Abkehr der Clubführung von ihren ursprünglichen Plänen pendeln sich die Nebengeräusche sukzessive auf jener Phonstärke ein, die sich für einen FC Basel unter David Degens Führung als gewohnt bezeichnen lassen. Und das ist gewiss kein Nachteil für die Mannschaft, die am Sonntag wieder die Meisterschaft aufnimmt und in St. Gallen ihr erstes Pflichtspiel im Kalenderjahr 2023 bestreitet.
Gerissene Muskelfasern von Gewicht
Kein Vorteil ist allerdings die personelle Situation – unabhängig davon, wie sich diese beim Gegner gestaltet: Mit Arnau Comas fehlt dem FCB nicht nur sein bester Innenverteidiger der bisherigen Saison verletzt, sondern es fällt mit Topskorer Darian Males und Dan Ndoye auch das bevorzugte Flügelpaar aus. Sie alle haben genauso Muskelfasern gerissen wie der ebenfalls rekonvaleszente Stürmer Jean-Kévin Augustin. Wie lange es auch immer im Einzelfall dauert, über den sich der Trainer durchwegs ausschweigt: Es ist dies eine Information, die unweigerlich zum Schluss führt, dass der FC Basel geschwächt in die ersten Pflichtspiele geht.
Kompensieren muss er dies mit anderen Stärken, die Alex Frei in der Vorbereitung entdeckt zu haben glaubt. Das beginnt bei seinem neuen Captain. Der heisst zwar noch immer Fabian Frei. Aber der WM-Fahrer muss irgendwo zwischen Katar, Frauenfeld und Basel an einem Jungbrunnen vorbeigekommen sein. «Als es am 3. Januar wieder losging, habe ich einen ganz anderen Fabian Frei angetroffen», sagt der FCB-Trainer jedenfalls über den Routinier und versteht dies durchwegs als Kompliment. «Fabi hat alles dafür unternommen, um seine Position zu verbessern. So, dass sich von diesem 34-Jährigen einige andere ein Scheibchen abschneiden könnten, die erst 28 oder noch jünger sind.»
Bedeutet: Im Gegensatz zum Herbst ist Fabian Frei bis auf weiteres erste Wahl. Wenn auch zunächst wohl in der Innenverteidigung statt im Mittelfeld.
Es gibt allerdings noch einen anderen Trumpf, den Alex Frei in seinen Händen wähnt: das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Mannschaft. Dieses sei schon im vergangenen Jahr gut gewesen, aber zu seiner grossen Freude nehme er den Zusammenhalt seit dem Trainingslager noch verstärkt wahr. Einer für alle, alle für einen quasi – eine Grundeinstellung, die einem bestimmt nicht nur dann helfen kann, wenn man im Paris des 17. Jahrhunderts mit gezücktem Degen als Musketier unterwegs ist.
Apropos Degen: In Basel gehört dieser auch im 21. Jahrhundert zum Alltag und führt ab und an zu Verletzungen. Zum Beispiel bei Adam Szalai. Das ist der verstossene ungarische Stürmer mit juristischem Support, über den der Chief Football Officer im Dezember festhielt, dass er nie mehr für den FCB spielen werde. Und der dann ebenso wenig ins Trainingslager mitgenommen wurde wie vier andere Kaderspieler (Sène, Tushi, Marchand, Chipperfield), für welche die sportlich Verantwortlichen zumindest aktuell keine rotblaue Zukunft sehen.
Alex Frei hält – wie erwartet – fest, dass keiner der fünf in St. Gallen auf dem Matchblatt stehen werde. Weil neben ihm aber nicht nur Medienchef Simon Walter, sondern auch Heiko Vogel sitzt, folgt doch noch eine kleine Überraschung. Denn der neue Sportdirektor, der schon Mitte Dezember bei seiner eigenen Vorstellung hätte neben Alex Frei sitzen sollen, aber sich in München nicht loseisen konnte, hat von seiner Unbefangenheit als Neuling Gebrauch gemacht und ist sowohl mit Adam Szalai als auch dessen Berater zusammengesessen. Es sollen Gespräche gewesen sein, an denen der Pfälzer Ex-FCB-Trainer durchaus Gefallen fand, beschreibt er sie doch als angenehm und sachlich. Das bedeutet natürlich nicht, dass die Anwälte nun automatisch arbeitslos sind und es bestimmt zu einer für beide Seiten akzeptablen Lösung kommt. Und schon gar nicht, dass Adam Szalai eines Tages doch wieder für den FC Basel spielt. Aber es besteht zumindest Hoffnung auf ein baldiges Ende dieses monatelangen Theaters. Oder wie Heiko Vogel sagt: «Mein Gefühl ist positiv.»
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