Der EuroAirport muss sich selber helfen
Steigen die nächtlichen Flugbewegungen weiter, könnte in naher Zukunft das Fass überlaufen.

Das Jahr 2017 ist eines der erfolgreichsten Jahre des EuroAirports Basel-Mulhouse. Angestiegen sind nicht nur die Passagierzahlen und die Frachttonnen. Auch die Zahl der Beschäftigten dürfte im Perimeter des Flughafens gestiegen sein. Entsprechend positiv wird das Fazit ausfallen, das die Betreiberin ziehen wird – wenn da nicht das leidige Thema Fluglärm wäre. Der EuroAirport kämpft um seine Betriebszeit, welche die Schutzorganisationen rund um den Flughafen einschränken wollen. Für die Region Basel sind die heutigen Betriebszeiten von 5 bis 24 Uhr aber wirtschaftlich von Vorteil. Die Betreiberin wird sich anstrengen müssen, will sie keine Einschränkung dieser Zeiten hinnehmen. Der Lärmanstieg zu den umstrittenen Nachtstunden muss deshalb unbedingt gestoppt werden.
Per Ende September konnte der EuroAirport ein Plus an Passagieren von 7,7 Prozent verkünden, bei der Fracht gar ein Plus von 11,2 Prozent. Auch die Zahl der Beschäftigten dürfte weiter ansteigen. Ende 2016 wies der EuroAirport 6400 Mitarbeitende bei den Unternehmen aus, die dort stationiert sind. Inzwischen dürfte sich die Zahl gegen 7000 bewegen. Angestiegen ist dabei – leider – auch der Fluglärm, vor allem in den umstrittenen Nachtstunden zwischen 23 und 24 und zwischen 5 und 6 Uhr. Der mittlere Durchschnittswert für den Fluglärm zwischen 23 und 24 Uhr nähert sich der 50-Dezibel-Grenze. In der Stunde vor Mitternacht ist auch die Zahl der Flugbewegungen stark angestiegen: Im Umwelt-Bulletin des EuroAirports für das zweite Quartal wird für die Zeit zwischen 23 und 24 Uhr eine Steigerungsrate von 12 Prozent angegeben.
Niemand plädiert freiwillig für den wirtschaftlichen Rückschritt.
Die heutige Betriebszeit des EuroAirports von 5 bis 24 Uhr hat ihren Teil zur erfolgreichen Entwicklung des Flughafens beigetragen. Entsprechend wollen vor allem die Unternehmen an der heutigen Betriebszeit festhalten. Das ist nachvollziehbar: Niemand plädiert freiwillig für den wirtschaftlichen Rückschritt. Die Handelskammern im Dreiland bezeichnen denn auch die Betriebszeiten logischerweise als unverzichtbaren Standortfaktor, damit der Flughafen auch in Zukunft im Wettbewerb bestehen kann.
Der EuroAirport wird dennoch nicht darum herumkommen, das Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichen Interessen und ökologischer Rücksicht zu verbessern. Sicher: Der Fluglärm ist weniger schädlich als etwa der Strassenlärm. Das zeigen auch die massgeblichen Studien. Aber der Fluglärm in den Nachtstunden bleibt schädlich. Gemäss der Schweizer Lärmstudie Sirene befinden sich Lärmwerte im Bereich der in Basel-Mulhouse gemessenen 50 Dezibel definitiv im sensiblen Bereich. Der Lärm kann mit entsprechenden Massnahmen bekämpft werden – auf der Strasse und in der Luft. Entsprechend wird sich die Betreiberin des EuroAirports auch darum bemühen müssen, den Lärm in Grenzen zu halten. Will sie kein längeres Flugverbot nachts riskieren, tut sie gut daran, den Lärm mit anderen geeigneten Massnahmen zu bekämpfen. Das Flugregime nachts ist unbedingt besser zu organisieren.
Erfolgreiche Massnahmen der Flughafenbetreiber wären ein starkes Argument im Kampf um den Erhalt der heutigen Betriebszeiten.
Die überproportionale Steigerung der Flugbewegungen in der sensiblen Zeit zwischen 23 und 24 Uhr zeigt auf, dass die Bemühungen des EuroAirports, die Flugbewegungen nachts einzuschränken, bisher ungenügend waren. Die eingeführten höheren Nachttarife verfehlen offensichtlich ihre Wirkung. Und die Möglichkeit, mehr Flugbewegungen im Norden durchzuführen, wurde kaum wahrgenommen – dem Vernehmen nach hat der EuroAirport bisher spätabends einzelnen Chartermaschinen stets die Landung von Norden bewilligt, obwohl deswegen eine Kaskade von Starts Richtung Süden nötig werden.
Der EuroAirport kann sich auf die französische Direction générale de l'aviation civile (DGAC) verlassen. Diese schützt die heutigen Flugzeiten. Doch der Druck der Schweizer Anrainer und die neue Allianz der Schutzverbände aus allen drei Ländern wird den Druck verstärken. Es wäre deshalb von Vorteil, wenn der EuroAirport seine Bemühungen, den Fluglärm einzuschränken, verstärkte. Dieser Tatbeweis ist zu erbringen. Steigen die nächtlichen Flugbewegungen weiter, könnte in naher Zukunft das Fass überlaufen.
Die Lärmklagen sind deshalb ernst zu nehmen. Erfolgreiche Massnahmen der Flughafenbetreiber wären ein starkes Argument im Kampf um den Erhalt der heutigen Betriebszeiten. Die positive Entwicklung des Flughafens als einer der wichtigsten Standortvorteile der Region muss fortgesetzt werden können.
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