Der erste grosse Streik gegen Papademos
Rund 20'000 Menschen versammelten sich vor dem Parlament in Athen, um gegen die Sparpläne der neuen griechischen Regierung zu demonstrieren. Der Verkehr lag zeitweise lahm.

Auch unter der neuen griechischen Regierung herrscht grosse Unzufriedenheit unter der Bevölkerung. Aus Protest gegen Massenentlassungen und weitere Lohnkürzungen haben heute erneut Streiks Teile des öffentlichen Lebens lahmgelegt.
Vor allem im Nah- und Fährverkehr kam es zu erheblichen Behinderungen. Züge und die Athener Vorstadtbahn sowie die Fähren fuhren nicht. Auch Ministerien und staatliche Unternehmen sowie viele Schulen wurden für 24 Stunden bestreikt. Ärzte behandelten in staatlichen Spitälern nur Notfälle, wie ihr Verband mitteilte.
Der Flugverkehr lief nach Angaben des Flughafens Athens normal. Die Fluglotsen nahmen am Streik nicht teil, um dem Tourismus keinen Schlag zu verpassen, hiess es seitens ihrer Gewerkschaft. Auch die zwei wichtigsten U-Bahnen von Athen und die Überlandbusse fuhren regulär.
Zum Streik hatten die beiden grössten Gewerkschaftsverbände des staatlichen und des privaten Bereichs aufgerufen. Die Beteiligung an der Arbeitsniederlegung war aber bei weitem kleiner als von den Organisatoren erwartet.
Viel weniger Demonstranten
Auch durch Kundgebungen trugen die Griechinnen und Griechen ihren Unmut über die Sparpläne an die Öffentlichkeit. Um die Mittagszeit versammelten sich vor dem Parlament von Athen laut Polizei rund 20'000 Menschen und demonstrierten gegen die Sparpolitik. Bei einem Streik im Oktober waren noch über 100'000 Menschen auf die Strasse gegangen.
«Den Gürtel können wir nicht enger schnallen - er hat keine Löcher mehr», skandierten viele Demonstranten. Auch in anderen Städten des Landes gingen Tausende Menschen auf die Strasse. In Thessaloniki waren es rund 6500 Protestierende. Die Demonstrationen verliefen überall friedlich.
Das Sparen geht weiter
Es war der erste umfangreiche Streik seit dem Start der Übergangsregierung unter Lucas Papademos Anfang November. Papademos hatte wiederholt erklärt, er werde alle nötigen Reformen und schmerzhaften Massnahmen in die Tat umsetzen, um einen «gesunden Haushalt zu sichern».
Erst am Mittwoch hatte Papademos dies in einem Brief an die EU, den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Europäische Zentralbank (EZB) erneut versichert. Er leitete zur Entlastung der leeren Staatskasse ein Programm zur Verschlankung des Staatsapparats ein. Rund 30'000 Staatsbedienstete sollen in den nächsten Monaten entlassen werden.
Gewerkschaft: Untragbare Situation
Viele Beobachter äusserten die Ansicht, dass die Protestaktionen kaum etwas bewirken werden, da der Staat am Tropf der Geldgeber hängt und die Sparpolitik vom Ausland vorgegeben ist. Dennoch wollen die Gewerkschaften weiter für die Bevölkerung kämpfen.
«Da wird eine Situation geschaffen, die nicht länger hingenommen werden kann», sagte Ilias Iliopoulos von der Gewerkschaft für Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes. «Die Menschen leben irgendwo zwischen Armut und Verzweiflung.»
Die Massnahmen der Regierung sollten helfen, die Situation im Land zu verbessern, stattdessen rutscht das Land Iliopoulos zufolge immer tiefer in die Schulden. Die Arbeitslosigkeit steige und die Rezession sei so hoch wie nirgendwo anders in Europa. Das Land «fällt auseinander», sagte der Gewerkschafter.
SDA/miw
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