Stimmenfang in der St.-Jakob-ArenaDas halten die Fans von ihrem EHC Basel
Während des Heimspiels des EHC Basel gegen den HC La Chaux-de-Fonds – das für die Basler 1:2 verloren geht – fühlt die BaZ ausnahmsweise nicht den Spielern oder dem Trainer auf den Zahn, sondern den anwesenden Zuschauern.

Die sportliche Geschichte zur Swiss-League-Partie zwischen dem EHC Basel und dem HC La Chaux-de-Fonds ist relativ schnell erzählt. In der Anfangsphase war das Heimteam weitestgehend das spielbestimmende Team und vergab mehrere aussichtsreiche Chancen auf den Führungstreffer. Für diesen Aufwand belohnt wurden die Basler jedoch erst zu Beginn des Mitteldrittels: Eine Hereingabe von Thomas Büsser lenkte Brett Supinski entscheidend in das Gehäuse der Westschweizer ab.
Auch in der Phase nach dem 1:0 hatte man das Gefühl, als ob der EHC gegen den Tabellenzweiten alles im Griff hätte. Da fiel das Ausgleichstor von La Chaux-de-Fonds ein wenig aus dem Nichts. Geschockt über dieses Ereignis liessen es die Basler zu, dass nun die Gäste das Spielzepter an sich rissen. Und jene münzten ihre Dominanz im Schlussdrittel dann auch in den Siegtreffer um. Damit zieht der EHC Basel seine vierte Niederlage in Folge ein.
Zum Spiel, zur Saison oder zur generellen Situation im Verein wurden im Anschluss an diese Begegnung aber nicht die Akteure auf dem Eis befragt. Für einmal sollen die Personen im Mittelpunkt stehen, die das Team von Trainer Eric Himelfarb Woche für Woche auf den Zuschauerrängen anfeuern: die Fans. Und sie haben klare Meinungen dazu, wie sie ihren EHC aktuell sehen und wo es für den Club in Zukunft noch hingehen kann:
Remo aus Basel

Wenn man Remo aus Basel im Foyer der St.-Jakob-Arena begegnet, merkt man schnell, dass er nicht das erste Mal ein Spiel des EHC Basel besucht. Eingekleidet in den schmucken rot-schwarzen Heimdress des Clubs zieht er in der ersten Drittelspause der Partie ein rasches Zwischenfazit: «Bis jetzt spielen sie nicht schlecht.» Die Chancenauswertung könne aber besser sein. «Machen sie das 1:0, ist es ein anderes Spiel.»
Ebenjene Ineffizienz macht Remo auch als Basler Hauptdefizit in der bisherigen Saison aus. Gelingt es ihnen, diese auszumerzen, könnte für den EHC irgendwann sogar der Aufstieg möglich werden. Doch er betont: «Daran denke ich momentan noch nicht.» Das Team müsse sich erst einmal in der Swiss League durchsetzen. «Es ist noch ein langer Weg.» Ein Weg, den Remo – als treuer Fan seit 15 Jahren – bestimmt mitlaufen wird.
Markus aus Allschwil

Allzu oft ist Markus aus Allschwil bei Partien des EHC Basel nicht anzutreffen. Bisher war er in dieser Spielzeit zweimal in der Arena, «pro Saison gehe ich durchschnittlich etwa vier- bis fünfmal». Und es gab auch noch Zeiten, als Markus aus Berufsgründen mit dem EHC in Berührung kam: «In den 1980er-Jahren war ich als Journalist bei den Begegnungen.» Heute geniesst er den Sport nur noch als Privatperson. Wenngleich es erst kürzlich innerhalb des Vereins zu Vorkommnissen kam, die Markus nicht sonderlich schmeckten.
Insbesondere die Entlassung von Trainer Christian Weber während der laufenden Saison war für ihn überraschend und unverständlich. Er gesteht jedoch auch ein, dass die jüngsten Resultate dem neuen Coach Eric Himelfarb recht geben würden: «Die Mannschaft spielt engagiert und mit hohem Tempo.» Ein baldiger Aufstieg hält Markus aber ebenfalls für unwahrscheinlich: «Dafür braucht der Club noch fünf Jahre – und noch mehr finanzielle Mittel.» Besonders in den Nachwuchs müsse nachhaltig investiert werden.
Helga und Marianne aus Basel

Zunächst ist in der Nähe des Verpflegungstands nur Helga anzutreffen. Ob der Leistung ihres Vereins scheint sie zufrieden: «Dafür, dass sie vor dieser Saison aufgestiegen sind, machen sie ihre Sache gut.» Wo sich der EHC Basel noch verbessern kann, dazu findet sie ebenfalls deutliche Worte: «Sie könnten noch ein wenig schneller spielen.»
Kaum hat sie diesen Satz beendet, läuft gerade Marianne an ihr vorbei. Sogleich wird sie von Helga am Arm gepackt und in das Gespräch miteinbezogen. Laut Helga ist Marianne von ihnen beiden der wahre EHC-Fan. Es dauert nicht lange, da wird offensichtlich, wieso Helga diese Aussage tätigt: Marianne ist seit 1984 Anhängerin des Clubs und häufiger Gast in der Arena.
Und dabei gehörte ihr Herz ursprünglich einem anderen Verein: Aus Dübendorf stammend, unterstützte sie damals den dort ansässigen EHC und befand sich auf der Kunsteisbahn Margarethen in Basel noch unter den Gästefans, als die beiden Clubs aufeinandertrafen. Nachdem der EHC Dübendorf in der Zeit danach jedoch an Bedeutsamkeit eingebüsst hatte, richtete sie ihr Augenmerk dann auf das andere Team, das an jenem Tag auf dem Eis stand.
Natürlich kriegt auch Marianne die obligate Frage gestellt, wie sie das Auftreten des Teams in dieser Spielzeit bewertet. «Ich bin erstaunt, wie gut sie sich halten», antwortet sie. «Aber ich freue mich für sie.» Und die Leistung der Basler gegen den HC La Chaux-de-Fonds analysiert Marianne auf eine höchst humoristische Art und Weise: «Sie sind vermutlich noch ein wenig müde von Silvester.»
Gilles aus Allschwil

In der Brüglingerkurve gibt ab und an der 12-jährige Gilles aus Allschwil den Takt an. Obwohl sein älterer Bruder im Fanblock die Hauptverantwortung für die Trommel trägt, packt auch Gilles manchmal die Lust, den Schläger in die Hand zu nehmen. Sein Bruder war es auch, der ihm die Welt des EHC Basel näherbrachte. Mit sieben Jahren ging er das erste Mal an ein Spiel, von da an war er ein regelmässiger Besucher. Als solcher erlebte er auch den Aufstieg in die Swiss League im vergangenen Jahr hautnah mit.
Für ihn zählt in Verbindung mit seinem Verein stets nur das Sportliche. Sein Erfolgsrezept lautet: «Die Null halten ist das Wichtigste.» Und selbst wenn dies nicht gelingen sollte: Hauptsache, sein EHC Basel bringt Leistung und ist am Ende siegreich.
Peter aus Basel

Wenn man so will, hat Peter aus Basel beim EHC eine Doppelfunktion inne: Einerseits ist er Fan, andererseits beim Verein auch beruflich engagiert. So fungiert er seit bald drei Jahren bei EHC-Spielen als Sicherheitskraft und reist dafür mit den Spielern im Mannschaftsbus auch zu Auswärtsmatchs. Dadurch unterhält er einen engeren Kontakt mit dem Team als der Durchschnittszuschauer: «Ich kenne jeden Spieler persönlich.»
Zu seinen Aufgaben gehören Dinge wie die Einlasskontrolle oder der Parkplatzdienst. Während des Spiels muss Peter dann zumeist darauf achten, dass es zwischen den Besuchern zu keinen Auseinandersetzungen kommt. Anständiges Verhalten von allen Beteiligten hat bei ihm höchste Priorität. Ist dies gewährleistet, gibt das Peter die Möglichkeit, selbst einen Blick ins Rund zu werfen, um seinem EHC beim Spielen zuzuschauen. Sein Urteil zur aktuellen Saison fällt kurz, aber prägnant aus: «Die Mannschaft spielt überzeugend.»
Jörg aus Allschwil

Dem EHC Basel nähergebracht wurde Jörg aus Allschwil damals von einem Arbeitskollegen. Und er hält dem Verein die Treue bis heute. Bei Heimspielen glänzt er durch regelmässige Anwesenheit. In dieser Saison sei er mit dem Auftreten seiner Mannschaft überwiegend zufrieden gewesen, gibt Jörg stoisch Auskunft. Auf längere Sicht liegt es ihm besonders am Herzen, dass der Club erst einmal in der Swiss League Stabilität erlangt. Erst dann sei es Zeit für den nächsten Schritt: «Hoffentlich wäre der dann der Aufstieg in die NLA.»
Bis dahin gibt es jedoch laut Jörg für den EHC noch viel zu tun. Auch was Aktivitäten und Anschaffungen rund um den Verein betrifft: «Es braucht – neben den Spielen – noch mehr Events für die Fans.» Eine sinnvolle Investition liegt für ihn zudem im technischen Bereich: «In der St.-Jakob-Arena müsste zukünftig ein Videowürfel hängen.» So könnten sich die Zuschauer die Treffer ihres EHC auch in der Wiederholung zu Gemüte führen.
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