Der Diktator ist tot, es lebe der Diktator!
Die nordkoreanischen Medien feiern Kim Jong-ils Sohn als «grossartigen» Nachfolger. An einer Trauerfeier zeigte er sich medienwirksam der Öffentlichkeit.
Kim Jong-un begab sich gemeinsam mit Parteifunktionären, Regierungs- und Armeevertretern zum Leichnam seines Vaters, wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA meldete. Das Fernsehen zeigte in Standbildern den Leichnam des Verstorbenen, der in einem auf roten und weissen Blumen gebetteten Glassarg lag. Der verstorbene Machthaber trug demnach seine charakteristische khakifarbene Uniform. Sein Sohn sowie mehrere Staatsfunktionäre standen, teils in Schwarz gekleidet, teils in Uniform, um den Sarg herum.
Dem Staatsfernsehen zufolge wurde der Sarg im Kumsusan-Palast in der Hauptstadt Pyongyang ausgestellt. Dort ist an anderer Stelle bereits der einbalsamierte Leichnam von Kim Il-sung, dem Staatsgründer und Vater des Machthabers, in einem gläsernen Sarg zu sehen.
«Persönlichkeit vom Himmel»
Die staatlichen Medien in Nordkorea haben nach der Bekanntgabe des Todes von Machthaber Kim Jong-il erneut seinem Sohn und designierten Nachfolger Kim Jong-un den Rücken gestärkt. Er sei «als grossartige Persönlichkeit vom Himmel geboren», sagte die amtliche Nachrichtenagentur heute über Kim Jong-un. Bislang war diese Beschreibung nur Staatsgründer Kim Sung-il und seinem Vater Kim Jong-il vorbehalten, den Tausende weiter betrauerten. Nach Ausrufung einer elftägigen Staatstrauer wehten die Flaggen in Pyongyang auf Halbmast, Geschäfte blieben geschlossen.
Südkorea hat dem nordkoreanischen Volk sein Beileid bekundet. Es werde zwar keine offizielle Delegation nach Nordkorea reisen, aber die Familien des früheren südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung, der 2000 zu einem Gipfeltreffen mit Kim Jong-il zusammenkam, und des ehemaligen Hyundai-Chefs Chung Mong Hun, der enge Geschäftsbeziehungen zu Nordkorea unterhielt, könnten nach Nordkorea reisen, teilte Vereinigungsminister Yu Woo Ik mit.
Argwohn bei den Nachbarn
Japan und Südkorea beobachteten die Lage im Nachbarland sorgfältig, während die USA Nordkorea aufforderten, internationale Verpflichtungen einzuhalten. Südkorea erhöhte seine Alarmbereitschaft wegen möglicher Cyber-Attacken aus Nordkorea, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul heute der Nachrichtenagentur AFP sagte. Südkoreas Verteidigungsminister Kim Kwan Jin kündigte an, Pläne für eine Weihnachtsbeleuchtung an der Grenze zu Nordkorea zu überprüfen. Diese seien «nicht angemessen in der derzeitigen Situation». Pyongyang hatte die Pläne als «psychologische Kriegsführung» verurteilt.
Wie aus den südkoreanischen Streitkräften verlautete, unterbrachen nordkoreanische Armeeeinheiten nach der Nachricht vom Tod des Staatschefs am Montag Übungen und kehrten in ihre Kasernen zurück. Japans Kabinettssekretär Osamu Fujimura sagte indes, der japanische Geheimdienst habe in Nordkorea «keine beunruhigenden Veränderungen festgestellt». Gestern hatte Nordkorea zwei Kurzstreckenraketen getestet. Der Abschuss habe aber offenbar nichts mit Kims Tod zu tun, meldete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap.
Möglicherweise «hunderte Hinrichtungen»
Menschenrechtsorganisationen äusserten unterdessen ihre Sorge vor einer Verschärfung der Repressionen in Nordkorea nach Kims Tod. Die Vorbereitung der Machtübergabe könne Anlass zu «hunderten Hinrichtungen» geben, sagte der Verantwortliche für Asien und den Pazifikraum bei Amnesty International, Sam Zarifi. Der Vorsitzende von Human Rights Watch, Ken Roth, sagte, Kim Jong-il sei verantwortlich für Millionen Tote durch Hungersnöte, Arbeitslager oder Massenexekutionen.
Der 69-jährige Machthaber war nach offiziellen Angaben am Samstag gestorben. Er hatte zuvor seinen jüngsten Sohn, der noch keine 30 Jahre alt ist, zum Nachfolger auserkoren. Auch Kim Jong-il war durch den Tod seines Vaters 1994 an die Macht gekommen.
dapd/ sda/ AFP/kle
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch