Der Bund geht neu gegen alle sexuell übertragbaren Infektionen vor
Ehrgeizige Ziele: Der Bund will HIV-Neuansteckungen bis 2017 halbieren. Mit Safer-Sex-Regeln soll sich die Bevölkerung aber nicht nur gegen HIV schützen, sondern auch gegen andere sexuell übertragbare Infektionen.

Mit Safer-Sex-Regeln soll sich die Bevölkerung nicht nur gegen HIV schützen, sondern auch gegen andere sexuell übertragbare Infektionen (STI) wie Syphilis oder Gonorrhö. Der Bundesrat integriert erstmals auch STI in das Nationale Programm zu HIV 2011-2017.
Die Integration mache doppelt Sinn, erklärte Gesundheitsminister Didier Burkhalter am Mittwoch - dem Welt-Aids-Tag - vor den Medien in Bern. Erstens infizierten sich in der Schweiz immer mehr Menschen mit STI - mehr als im westeuropäischen Durchschnitt; zweitens funktionierten die Infektionen als «Motor für HIV».
Europäischer Trend
Mit der neuen Präventions-Strategie, die der Bundesrat vergangene Woche verabschiedete, folgt die Schweiz dem europäischen Trend. Ziel sei es, sämtliche Neuansteckungen deutlich zu senken, sagte Burkhalter. Bis im Jahr 2017 sollen die neuen HIV-Fälle halbiert werden.
Heute werden pro Jahr zwischen 600 und 800 Menschen positiv auf HIV getestet. Trotz verfügbarer Therapien bricht Aids jedes Jahr bei bis zu 200 Personen aus; zwischen 30 und 50 Patienten sterben daran.
9 Millionen Franken im Jahr
Obwohl die Thematik ausgeweitet wird, bleiben die Kosten für den Bund mit rund 9 Millionen Franken stabil. Die Mittel würden anders eingesetzt, erklärte der Bundesrat: Statt pauschaler Prävention soll sich die Arbeit vermehrt auf besonders betroffene Gruppen wie homosexuelle Männer und deren Angehörige konzentrieren.
Auch Migranten aus Herkunftsländern mit über 1 Prozent HIV- Infizierter, Drogenabhängige, im Sexgewerbe tätige Personen oder Gefängnisinsassen stehen im Fokus der Prävention.
Das Geld sei gut investiert, rechnete der Gesundheitsminister vor. Die lebenslange Behandlung eines HIV-positiven Menschen koste im Schnitt eine Million Franken. Wenn pro Jahr nur neun Ansteckungen verhindert werden könnten, sei das Geld bereits amortisiert.
Kultureller Wandel
Als weiteres Ziel hat sich das Bundesamt für Gesundheit (BAG) einen «kulturellen Wandel» im Umgang mit den Krankheiten gesetzt, wie Roger Staub, zuständig für Prävention und Promotion im BAG, sagte. «Es soll selbstverständlich sein, dass positiv getestete Personen freiwillig ihre Angehörigen informieren», erklärte er.
Im Zusammenarbeit mit Organisationen und Fachstellen will das BAG künftig die Angehörigen von Patienten informieren - allerdings nur, falls diese einverstanden sind.
Staub berichtete von einem Angebot für Homosexuelle der Zürcher Aids-Hilfe: Werde ein Mann in der Anlaufstelle «Checkpoint» positiv auf HIV getestet, biete die Stelle an, sämtliche Sexualpartner per SMS oder E-Mail zu informieren. So sollen weitere Ansteckungen vermieden werden.
25 Jahre Aids-Hilfe Schweiz
Das nationale Programm sieht eine enge Zusammenarbeit des BAG mit verschiedensten Organisationen vor. Eine der bekanntesten ist die Aids-Hilfe Schweiz. Vor 25 Jahren wurde sie gegründet. Sie seien angetreten, um eine HIV-Epidemie zu verhindern, sagte Geschäftsführer Daniel Bruttin.
Das sei zwar gelungen - dennoch würden viele HIV-positive Menschen immer noch diskriminiert. Die Aids-Hilfe müsse noch viel Aufklärungsarbeit leisten, folgerte Bruttin. Ins gleiche Horn blies der Bundesrat: «Es gibt noch viel zu tun», fasste Burkhalter das Programm bis 2017 zusammen.
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