Dario Cologna gibt Tour de Ski aufDer Bösewicht beendet jäh Colognas grosse Liebe
Wegen seines Reizhustens steigt der Bündner bei seiner 14. Teilnahme aus. Damit geht in seiner finalen Saison ein prägendes Kapitel seiner Karriere unschön zu Ende.

Die Tour de Ski und Dario Cologna: Es war grosse Liebe auf den zweiten Blick. Denn Cologna war lange der jüngste Gesamtsieger dieser wichtigsten Wettkampfserie seines Sports, mit 22 Jahren im Jahr 2009 – nachdem er seine Premiere im Jahr davor als 30. abgeschlossen hatte.
Cologna gewann die Edelserie viermal (2009/11/12/18), öfter als jeder andere Langläufer. Und er holte sich vor vier Jahren beim finalen Gesamttriumph noch einmal so richtig Selbstvertrauen, um ein viertes Olympiagold einzulaufen.
Nun ist dieses innige Verhältnis jäh beendet worden, von einem Bösewicht, der ihn seit Jahren begleitet: seinem Reizhusten. Bereits 2016 bellte Cologna andauernd und während der Tour so hörbar, dass er diese Liebe als beschädigt bezeichnete. Er stieg in jenem Jahr dann allerdings wegen einer Wadenverletzung aus, dafür 2019 wegen seines Reizhustens.
Bereits 2016 bellte Cologna so heftig, dass er diese Tour-Liebe als beschädigt bezeichnete.
Nun also rebellierte der Körper des 35-Jährigen nach mehreren Einsätzen in kurzer Zeit, davon zwei maximalen Reizen mittels Sprint, endgültig. Das habe seine Erholung behindert, liess er via Verband mitteilen.
Und: «Dazu kommt, dass leistungsmässig momentan noch ein paar Prozente fehlen. Ich denke, dass ich mit der vorzeitigen Regeneration und dem Einbau von gezielten Trainings diese Lücke besser schliessen kann als mit zwei weiteren harten Wettkämpfen an der Tour de Ski.» Schliesslich bleibt sein grosses finales Ziel: Olympia in vier Wochen.
Dass diese Spiele in grosser Höhe und wohl auch enormer Kälte stattfinden werden, hat trotzdem wenig zu bedeuten: Cologna hat zwischen den Einsätzen ausreichend Zeit, seine Lungen erholen zu lassen. Dennoch ist offensichtlich, dass er die ewige Baustelle trotz vieler Abklärungen nicht komplett in den Griff bekommen hat.

Insofern endet ein Schlüsselkapitel seiner Karriere unerfreulich. Schliesslich durfte man Cologna als Mr. Tour de Ski bezeichnen. Keiner hat sie geprägt wie er. Bei 14 Teilnahmen klassierte er sich fabelhafte 10-mal in den Top 10 – und nur bei der besagten Premiere vor 14 Jahren ausserhalb der Topränge (hinzu kommen die drei Aufgaben von 2016/19/22).
Nur schon darum wäre ihm ein harmonischerer Abschluss zu wünschen gewesen in einem letzten Winter, der ohnehin schleppend verläuft. Denn die Tour diente ihm auch meist dazu, sich in Form zu laufen und mit starken Resultaten viel Selbstvertrauen für den anstehenden Grossanlass aufzubauen.
Beides fällt nun weg und macht diese letzten Monate als Profi spannend und knifflig zugleich. Statt den gewohnten Erfolgsweg bzw. -ablauf der vergangenen Jahre wiederholen zu können, muss er auf die alten Tage hin zum Saisonhöhepunkt improvisieren.
Christian Brüngger ist Redaktor, kam mit 23 Jahren zum Sport-Ressort, reiste lange durch die (Sport-)Welt und sitzt nach der Geburt des ersten Buben vermehrt auf dem Bürostuhl. Schreibt gerne im Grenzbereich zwischen Sport und Gesellschaft. Studierte Geschichte und Filmwissenschaften in Zürich.
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