«Der Beifahrer schrie, dass der Zug kommt»
Auf einem Bahnübergang in Horgen ist am Freitagmorgen eine S-Bahn in einen LKW geprallt. Niemand wurde verletzt. Ein Augenzeuge berichtet.
Kurz nach 9.30 Uhr ist es auf einem Bahnübergang in Horgen zu einem Unfall gekommen. Eine S-Bahn, die Richtung Ziegelbrücke fuhr, hat einen LKW erfasst. Direkt verletzt wurde – entgegen der ersten Meldung – niemand, doch der Lastwagenfahrer und sein Beifahrer erlitten einen Schock, wie Carmen Surber, Sprecherin der Kantonspolizei Zürich, sagt. Sie sind ins Spital gebracht worden.
Auf der Bahnstrecke liegen weit verstreut Getränkebehälter, der Lastwagen ist komplett zerstört. Auch am Triebzug entstand ein Schaden. Der Lokomotivführer sowie die Zugpassagiere blieben unverletzt. Die Aufräumarbeiten dauern noch an. Ob der Lastwagen auf dem Übergang blockiert war, ist offiziell noch ungeklärt. Die Unfallursache wird durch die Kantonspolizei, die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) und durch die Staatsanwaltschaft Limmattal/Albis untersucht.
Schranke senkt sich während Wendemanöver
Für Paul Camenzind ist die Sache klar. Der Inhaber eines Motorradgeschäfts gleich oberhalb des Bahnübergangs hat den Unfall beobachtet. Gemäss Camenzind war der Lastwagen am Manövrieren, als sich die Bahnschranke senkte. Solche Manöver seien nichts Ungewöhnliches, da die Verhältnisse eng sind, sagt Camenzind zu Redaktion Tamedia. Gerade grössere LKW können nicht in einem Schwenk den Übergang überwinden und in die Strandpromenade einbiegen – vor allem, wenn es in enger Kurve Richtung Badi Käpfnach geht.
Der Beifahrer war ausgestiegen und assistierte dem Fahrer beim Vor- und Zurückfahren. Da ging die Schranke nach unten. «Das geht sehr schnell hier, denn die Schranke geht aufgrund des regen Bahnverkehrs sehr oft rauf und runter», berichtet Camenzind.
«Die Harasse wirbelten durch die Luft»
«Der Beifahrer schrie Richtung Fahrer, der Zug komme, er müsse schnell aussteigen», so der Töffladenbesitzer weiter. Der Fahrer tat dies, sie brachten sich geistesgegenwärtig hinter einer Hausecke in Sicherheit. Dass der Fahrer nicht einfach in die Schranke fuhr, könnte damit zusammenhängen, dass der LKW von der Übergangsplattform abgerutscht war.
Der Lokomotivführer leitete eine Notbremsung ein, konnte den Zug aber nicht mehr rechtzeitig stoppen. «Es krachte, die Harasse wirbelten durch die Luft», erzählt Camenzind. Der Lastwagen wurde Richtung Au geschoben. Durch die Wucht wurde gar die Lärmschutzwand geknickt, welche die dahinter parkierten Autos beschädigte.
Enger Problemübergang
Es handelt sich um einen Bahnübergang, auf dem es immer wieder kracht, sagt ein anderer Anwohner. Die Sichtverhältnisse bei der Hirsackerstrasse nahe beim Sportbad Käpfnach seien nicht optimal. Viele Auto- und Lastwagenfahrer dächten, sie könnten den Übergang noch schnell überqueren, obwohl das Warnsystem der Schranke schon blinkt und tönt.
Der Unfall dürfte die in Horgen immer wieder aufflammende Diskussion über die Aufhebung der problematischen Bahnübergänge befeuern. Vor allem von Anwohnern werden seit langem Über- oder Unterführungen der Übergänge gefordert.
11-stündiger Streckenunterbruch
Die Strecke zwischen Horgen und Wädenswil war bis 20.45 Uhr unterbrochen oder nur einspurig befahrbar. Tausende Passagiere von internationalen Zügen, Intercity und S-Bahnen waren betroffen vom 11-stündigen Unterbruch.
Bis 22 Uhr gab es noch Verspätungen und vereinzelten Zugausfälle.
Nebst der Kantonspolizei Zürich standen die Gemeindepolizei Horgen, die Stützpunktfeuerwehr Horgen, das Interventionsteam der SBB sowie der Lösch- und Rettungszug der SBB und ein Ambulanzteam des Spitals Horgen im Einsatz.
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