«Den Virus werde ich kaum mehr los»
Nach gewagten Äusserungen ist Werner Gerber mit seinem Rücktritt als Sportchef des FC Vaduz' einer Entlassung zuvorgekommen. Nun will sich der Thuner als Scout selbstständig machen.
Wie verbrachten Sie Ihr fussballfreies Wochenende? Werner Gerber: Ganz fussballfrei war auch dieses Wochenende nicht. Ich habe mir am Samstag das Spiel meines Sohnes angesehen, am Sonntag war ich auf einem regionalen Platz. Das Leben geht nach dem Kapitel Vaduz weiter. Und einen beträchtlichen Teil des Lebens werde ich nach wie vor mit Fussball verbringen.
Das Fussballfieber hat also trotz der jüngsten Vorkommnisse nicht nachgelassen? Den Fussballvirus werde ich kaum mehr los, egal, was passiert. Ich habe nach wie vor grossen Spass am Fussball.
Welche Reaktionen zog Ihr Abgang als Sportchef des FC Vaduz nach sich? Vorwiegend positive. Ich bekam viele SMS und Mails, in denen mir die Leute Mut machten.
Aus Liechtenstein dürfte sich der Zuspruch allerdings in Grenzen gehalten haben. Es gab schon ein paar negative Reaktionen, das ist so. Aber damit kann ich umgehen. Aber es ist nicht so, dass ich das Ländle von nun an meide. Ich habe in den letzten zweieinhalb Jahren viele Leute kennen gelernt, mit denen ich einen guten Kontakt habe und von denen ich mich in den nächsten Tagen persönlich verabschieden will. Ich will von meiner Zeit in Vaduz primär die positiven Sachen in Erinnerung behalten. Und Positives gab es doch einiges wie etwa in der vergangenen Saison den Aufstieg in die Super League.
Viele Liechtensteiner fühlten sich beleidigt, weil Sie im Interview mit der NZZ die Lebensqualität kritisierten. Das ist falsch. Ich habe nicht die Lebensqualität in Liechtenstein kritisiert, sondern meine persönliche Lebensqualität in Vaduz. Das ist ein Unterschied. Ich musste dort ohne meine Familie leben. Und die Familie spielt eine wichtige Rolle, wenn es um meine eigene Lebensqualität geht.
Hat Sie die Kritik an Ihrer Person mehr getroffen, als Sie vielleicht glaubten? Kritik gehört zum Geschäft. Ich wollte in Vaduz etwas aufbauen und das Leistungsdenken ins Zentrum gestellt. Mir war wichtig, vorwärtszukommen. Und ich habe mich nicht gerade beliebt gemacht, als ich sagte, dass man den Erfolg mit dem FC Vaduz nicht ausschliesslich mit Einheimischen erreichen kann. Dazu stehe ich.
Würden Sie mit dem Wissen von heute den Job noch einmal annehmen? Damals hat es für mich gestimmt, und ich würde heute wieder gleich entscheiden. Es war das interessanteste Angebot, das ich hatte. Als die kritischen Stimmen gegen mich aufkamen, gab es natürlich Momente, in denen ich mich fragte: Warum tue ich mir das an? Aber ich kam immer wieder zum Schluss, dass die Lust am Fussball weiterhin enorm ist.
War Ihr Rücktritt letzte Woche ein Vernunftsentscheid? Es war kein Herz-, sondern ein Kopfentscheid. Und nicht das Interview mit der NZZ war ausschlaggebend, sondern das, was von anderen Medien daraus gemacht wurde. Ich habe die Liechtensteiner nicht beleidigt.
Sie haben verschiedene Fakten angesprochen, zum Beispiel, dass kaum Begeisterungsfähigkeit vorhanden ist. Es sind Fakten, dass in Vaduz nicht die gleiche Euphorie herrscht wie in anderen Super-League-Städten, dass in Vaduz der Aufstieg halt nicht gleich aufgenommen wurde als andernorts. Und in den Strassen werden die Spieler nicht erkannt.
Wird es den Sportchef Werner Gerber in naher Zukunft wieder irgendwo geben? Das Wichtigste für mich ist in nächster Zeit die Familie. Mit 57 Jahren muss für mich die Lebensqualität stimmen. Ich will Freude haben an meinem Job, ich will mich auf meine Aufgabe freuen können, wenn ich am Morgen aufstehe.
Ihr Name wurde im Zusammenhang mit Thun und YB genannt. Ist davon auszugehen, dass Sie im Raum Bern einsteigen? Beide Vereine haben gewisses Interesse signalisiert, das ist so. In welcher Funktion eine Zusammenarbeit denkbar ist, muss diskutiert werden.
Wird es den Sportchef Werner Gerber noch einmal geben? Ich war lange in dieser Rolle aktiv. Vorstellen kann ich mir eher, dass ich im Mandatsverhältnis im Scoutingbereich arbeite und mich selbstständig mache.
Damit Sie für mehrere Vereine aktiv sein können. Ja, das kann ich mir durchaus vorstellen.
Klingt ganz, als würden Sie sich selbstständig machen. Das ist gut vorstellbar. Aber es kann sein, dass ich erst 2009 damit anfange. Vorher nehme ich vermutlich noch Ferien.
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