Dem Rotlichtviertel in Amsterdam droht das Aus
Massentourismus, organisierte Kriminalität und illegale Prostitution: Der Rotlichtbezirk sorgt für grosse Probleme in der niederländischen Stadt.

Amsterdams Bürgermeisterin Femke Halsema will nicht mehr tatenlos zusehen und schlägt Lösungen für die Probleme im Viertel «De Wallen» vor. «Wir müssen es wagen, über ein Rotlichtviertel ohne Prostitution nachzudenken», sagte Halsema gegenüber der niederländischen Zeitung «Het Parool». Die aktuelle Situation sei «inakzeptabel». Deshalb schlägt sie vier mögliche Zukunftsvarianten vor, die mit allen Beteiligten diskutiert werden sollen.
Der älteste Flecken der Stadt kannte in den letzten Jahren schon immer die Problematik mit der illegalen Prostitution und der organisierten Kriminalität. Doch neu kommt der Massentourismus dazu, der die Lage im Viertel verschärft hat. Die Prostitution in den Fenstern lockt Tausende von Schaulustigen in den engen Gassen an, was bei Bewohnern, der Stadtverwaltung sowie vielen Prostituierten für Ärger sorgt. Diese kritisieren, dass sie als «Touristenattraktion» herhalten müssen. Dass sie dabei im Handy-Zeitalter gefilmt oder geknipst werden, ist für das Geschäft, das eigentlich diskret ablaufen soll, nicht gerade förderlich. Oft werden die Frauen, so berichten niederländische Zeitungen, von den Touristen ausgelacht und verhöhnt.
Schon im vergangenen März hat die Stadt reagiert und respektlose Touristentouren durch das Rotlichtviertel gestoppt. Dieses sei zu sehr von Reisenden überlaufen, lautete die Begründung. Nun sollen weitere Massnahmen folgen.
Eine ziemlich radikale Lösung wäre ein Verbot des käuflichen Sex im Viertel. Das hätte allerdings zur Folge, dass an anderen Orten der bei Touristen sehr populären Stadt wohl Bordelle errichtet werden. Das würde bei den dortigen Bewohnern kaum eitel Freude auslösen. Und jene, die im Rotlichtviertel ihr Geld verdienen, werden sich bestimmt gegen diese Massnahme der Behörden wehren.
Mehrere Varianten
Halsema denkt zudem an das Schicksal der Frauen: «Wenn wir die Prostitution verlagern, müssen wir dafür sorgen, dass die Sicherheit der Frauen gewährleistet wird, sie unabhängig arbeiten könnten und wir organisiertes Verbrechen im Zaum halten.» Eine mögliche Alternative wäre die Errichtung eines grossen Gebäudes am Rande Amsterdams.
In der zweiten Variante wird die Fensterprostitution untersagt, das Geschäft müsste dann hinter verschlossenen Türen stattfinden. Variante Nummer drei sieht vor, dass einige Fenster in andere Stadtteile verlegt werden. Vorschlag Nummer vier geht in die Offensive: Er sieht mehr Fenster für den Rotlichtbezirk vor, allerdings bei geschlossenen Vorhängen. Halsema denkt diesbezüglich sozial und rational. «Dadurch wären weniger Prostituierte gezwungen, illegal zu arbeiten. Zusätzlich könnte man Eintritt in gewisse Teile des Viertels verlangen», erklärt die 53-jährige Bürgermeisterin.

Halsema zeigt sich gegenüber Kompromissen offen. «Auf jeden Fall müssen die Prostituierten unabhängig arbeiten können. Zudem müssen Menschenhandel, Betrug und Geldwäsche reduziert werden. Es braucht ein ruhigeres, saubereres und lebenswerteres Viertel», schliesst die Politikerin von Groenlinks ihre Ausführungen.
Prostituierte sprechen sich gegen Ende aus
Die Frage ist nun, ob die Bürgermeisterin ihre Reformen politisch durchbringen kann. Die linksliberalen Democraten 66 und die Sozialdemokraten haben sich bereits für eine Verlegung der Prostitution ausgesprochen. Gemeinsam mit den Grünen besitzen sie die Mehrheit in der Stadtregierung.
Gemäss einer Umfrage der Organisation Red Light United wollen 90 Prozent von 170 befragten Prostituierten im Rotlichtviertel weiterarbeiten.
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