Dem FCB bietet sich heute eine Riesenchance
Ein Sieg über Benfica und die Basler haben in der Champions League beste Aussichten auf den 3. Platz.

Luft anhalten, Bauch einziehen, Fäuste ballen: In Basel ist wieder Champions League. Es könnte ein grosser Fussballabend werden, FCB gegen Benfica. 33'400 Tickets sind schon weg, das Joggeli könnte proppenvoll sein. Und Tausende heissblütige Portugiesen werden ihre Lieblinge aus Lissabon lautstark unterstützen, wenn es um 20.45 Uhr losgeht (SRF 2 live).
Die letztjährige Kampagne des FC Basel in der europäischen Königsklasse war eine glatte Enttäuschung. Sie begann mit einem schlappen 1:1 zu Hause gegen Ludogorez Rasgrad. Am Ende schauten aus sechs Spielen mickrige zwei Punkte heraus.
In diesem Jahr hat es mit der erwartenden Niederlage gegen Manchester United angefangen. Das 0:3 im Old-Trafford-Stadion sorgte nicht für den rotblauen Weltuntergang – aber halt auch nicht für flächendeckende Euphorie. Doch das kann sich schon heute Abend ändern, dem FC Basel bietet sich eine Riesenchance. Denn der Spielplan und vor allem ein Resultat aus der ersten Runde sorgen für zusätzliche Dramaturgie in dieser Gruppe A.
Benfica unter Starkstrom
Ziemlich überraschend hat Benfica Lissabon vor 14 Tagen das Heimspiel gegen ZSKA Moskau verloren. Der Favorit tauchte gegen den Vertreter aus dem vierten Lostopf. Was zur Folge hat, dass die Portugiesen heute unter Starkstrom stehen. Verlieren sie auch in Basel, stehen sie weiter mit null Zählern da – und treten in den nächsten beiden Runden im Oktober zweimal gegen den Riesen Manchester United an, wo sich das Punktekonto garantiert nicht im Liegestuhl äufnen wird.
Den Baslern dagegen böte sich nach einem Sieg über Benfica die Chance, in den beiden Duellen gegen ZSKA Moskau nachzulegen. Vor allem im Heimspiel gegen die Russen sollte für die Rotblauen etwas drinliegen – und dann, ja dann wäre der dritte Platz in der Gruppe greifbar nah. Der FCB würde europäisch überwintern. Und hätte eines seiner Saisonziele erreicht. Für den Pessimisten hat es in diesen Gedankengängen etwas viele Wenn und Aber. Dennoch sagt Trainer Raphael Wicky: «Die Mannschaft weiss, welche Chancen sich ihr am Mittwoch mit einem Sieg eröffnen.»
Portugiesischer Aderlass
Die Frage, die sich natürlich auch alle Heimweh-Portugiesen in der Schweiz seit Saisonbeginn stellen: Wie stark ist dieses Benfica wirklich? Der Double-Sieger ist die neue Starfabrik Europas, er verkauft mittlerweile noch mehr Spieler gewinnbringend als der bisherige Branchenprimus FC Porto.
Der alljährliche Aderlass dünnt die Mannschaft aus. Es sagt doch schon einiges aus, wenn Haris Seferovic als neuer König im Benfica-Sturm gefeiert wird. Natürlich ist der Schweizer Nationalspieler in guter Form. Aber er gilt nicht als erster Anwärter auf Europas Torjägerkrone. Handkehrum segeln die «Adler», wie sie in Portugal liebevoll genannt werden, zum achten Mal in Folge durch die Gruppenphase der Champions League. Und lateinische Mannschaften liegen dem FCB tendenziell weniger; das belegen auch die Resultate der letzten Jahre.
Raphael Wicky hat bei Benfica einen Fussball festgestellt, der auf Ballbesitz und Dominanz ausgerichtet ist. Gegen ZSKA Moskau hatten sie 73 Prozent Ballbesitz – ein fabelhafter Wert. Dennoch verloren sie 1:2. Die Logik des Fussballs.
Und der FCB? Der knappe 1:0-Sieg im Klassiker gegen den FC Zürich war Nervennahrung für strapazierte Seelen. «Wir haben Leidenschaft gezeigt», sagt Flügelstürmer Renato Steffen, «aber nun müssen wir wieder unsere alte Form finden. Damit die Fans jenen FCB sehen, den alle sehen wollen.»
Steffens angriffige Worte
Nur – wenn Raphael Wicky vor einem FCZ-Match seine Mannschaft an die «Basics», also Laufen und Kämpfen, erinnern muss, dann steht es um den Serienmeister der letzten acht Jahre nicht allzu gut. Laufen und kämpfen in Ehren, aber der FC Basel muss spielerisch zulegen, will er zur alten Stärke finden – und zwischendurch eine magische europäische Nacht feiern.
«Wir sind nicht in Topform», sagt selbst Renato Steffen. Er selbst wartet weiter auf sein erstes Saisontor. Da und dort ist aus der Mannschaft zu hören, dass einige Spieler in den letzten Wochen zu sehr an sich selbst und zu wenig ans Team gedacht haben. Doch eine Egoismus-Debatte kann im Joggeli momentan keiner brauchen, am wenigsten Wicky. Er sagt: «Es ist unser Anspruch, eine Topleistung herauszukitzeln. Wir wollen europäisch überwintern.» Und es tönt sehr angriffig, wenn Steffen ergänzt: «Wir können das Spiel von Benfica zerstören.»
Ebenso spannend wird zu beobachten sein, wie Wicky seine verunsicherte Elf taktisch ausrichten wird. In einem 3-4-3-System wie gegen den FCZ mit dem frechen, schnellen Dimitri Oberlin am Flügel? Oder in einem eher konservativen 4-2-3-1 oder 4-4-2?
Spielmacher Mohamed Elyounoussi hat seinen Fieberschub, der ihn letzte Woche drei Tage lang ans Bett fesselte, überstanden und trainiert seit Sonntag wieder mit. Dennoch ist zu erwarten, dass der Norweger zunächst auf der Ersatzbank sitzt. Er kann im Verlauf des Spiels noch mithelfen, die Riesenchance zu nutzen, die sich dem FC Basel heute bietet.
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