Sie war bis 2009 das erotische Alibi der FDP Deutschland. Ihr Leben war ein Steigerungslauf nach oben, Diplomatentochter, Abitur, Studium, Doktorat, Frontfrau der Partei, erfolgreiche Politikerin, Europaparlamentarierin und dreifache Mutter, Superwoman. Dann brach das Konstrukt ihrer eklektischen Existenz zusammen. Sie versagte Europa ihren Dienst, aus welchen Gründen auch immer, indem sie kaum noch zu Sitzungen ging. Im Jahr 2011 besuchte sie keine einzige des Petitionsausschusses, des einzigen Ausschusses, in dem Koch-Mehrin noch Vollmitglied war.Der Verlust ihrer einst zahlreichen Ämter lag daran, dass ihre Doktorarbeit: «Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik – die lateinische Münzunion 1865–1927» sich als Plagiat herausstellte. Dennoch – das zeigt, wie das Amtseuropa funktioniert – wurde die heute 43-Jährige vier Tage nach Aberkennung des Titels als Vollmitglied in den europäischen Forschungsausschuss berufen. Es gab massive Kritik, und als endlich auch in Brüssel angekommen war, dass sie eine Fälscherin ist, flüchtete Koch-Mehrin in einen andern Ausschuss, den Petitionsausschuss, in dem sie dann zur Abwesenheitskönigin wurde. Aber das war nicht der peinlichste Auftritt ihrer Karriere. 2010 nahm sie an der Talkshow «Hart, aber fair» teil. Nach 75 Minuten Show wurde sie gefragt, um wie viel die deutsche Staatsverschuldung in dieser Zeit zugenommen habe: «6000 Euro», antwortete sie. Richtig wären 20 Millionen gewesen. 6000 Euro, das sind zwei Drittel ihres EU-Monatsgehaltes. mib
Keystone