Defektes Rohr erfolgreich abgeschnitten
Mit einer Riesenzange haben Ingenieure im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko erstmals das erreicht, was geplant war.

Mit einer riesigen hydraulischen Zange durchtrennten sie am Meeresboden die defekte Steigleitung, aus der seit Wochen Öl ins Meereswasser strömt, wie Küstenwachen-Admiral Thad Allen mitteilte. Das soll in einem weiteren Schritt den Ingenieuren ermöglichen, über die Schnittstelle ein Trichter zu senken. Dieser soll das austretende Öl abfangen und an die Meeresoberfläche pumpen. Über den möglichen Erfolg dieses Vorhabens liessen sich zunächst noch keine Aussagen treffen. Allen sprach von einer «herausfordernden Aufgabe».
Am Mittwoch hatten die BP-Ingenieure zunächst versucht, das Rohr mit einer diamantbesetzten Säge zu durchtrennen. Die über Roboter ferngesteuerte Säge war aber am Mittwoch in dem Rohr stecken geblieben. Der Einsatz der Zange hat gegenüber der Präzisionssäge den Nachteil, dass die Schnittkante an dem Rohr weniger glatt ausfallen dürfte. Dadurch erhöht sich das Risiko, dass zwischen dem Rohr und dem Trichter weiteres Öl austritt.
Endgültig zum Stillstand gebracht werden kann der Ölfluss laut BP erst im August, wenn zwei Bohrungen zum Grund der Quelle vier Kilometer unter dem Meeresboden abgeschlossen sind. Die grösste Ölkatastrophe in der US-Geschichte nimmt ihren Lauf, seit vor mehr als sechs Wochen die Bohrinsel «Deepwater Horizon» nach einer Explosion versank.
BP verliert 35 Prozent an Wert
BP-Chef Tony Hayward gab zu, dass der Konzern auf das Leck am Meeresgrund nicht vorbereitet gewesen sei. «Es stimmt ohne Zweifel, dass wir nicht die Werkzeuge hatten, die in einen Werkzeugkasten gehören», sagte Hayward der Zeitung «Financial Times».
Die Ölkatastrophe schwächt BP zusehends; inzwischen haben sich die Ausgaben auf 1,35 Milliarden Dollar erhöht. Nach der Ratingagentur Moody's stufte nun auch Fitch die Kreditwürdigkeit des Unternehmens von AA& auf AA ab. Mit der Note AA ist BP trotzdem weiterhin als guter Kreditnehmer bewertet, doch warnte Fitch, der Ölkonzern riskiere eine weitere Abwertung.
Floridas Strände bedroht
Das Ölleck im Golf von Mexiko wird von der US-Regierung mittlerweile als grösste Umweltkatastrophe in der Geschichte der USA eingestuft. Nach einer Studie der Universität von Miami erstreckt sich der Ölteppich inzwischen auf einer Fläche von 24'435 Quadratkilometern - und ist damit fast drei Mal so gross wie auf den Satellitenbildern vom 1. Mai.
Die US-Behörden weiteten das Fischfangverbot auf rund 37 Prozent der US-Gewässer im Golf von Mexiko aus. Nach Louisiana, Mississippi und Alabama bereiteten sich nun auch die Behörden von Florida auf eine Verseuchung ihrer Küsten vor.
Ölflächen hätten sich den weissen Stränden des Badeortes Pensacola bedenklich genähert, hiess es aus dem Einsatzzentrum in Mobile (Alabama). Die Ferienindustrie in Florida setzt jährlich 60 Milliarden Dollar um und hat erhebliche Bedeutung für die Wirtschaft des Gliedstaates.
Kurswechsel in der Energiepolitik
Als Konsequenz aus der Ölpest will US-Präsident Barack Obama einen Kurswechsel in der Energiepolitik herbeiführen. Bei einer Rede am Mittwoch an der Carnegie Mellon Universität in Pittsburgh hatte er ein Ende der Steuererleichterungen für die Öl-Branche gefordert.
Wegen der Risiken bei der Ölförderung aus der Tiefsee müssten sich die USA stärker sichereren und umweltfreundlicheren Energien zuwenden. Gleichzeit räumte Obama ein, dass ein entsprechender Gesetzesentwurf für eine Abgabe auf Verschmutzung durch Kohlendioxid derzeit noch nicht über die nötige Mehrheit im Senat verfüge.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch