Das Wunder von San Francisco
305 von 307 Insassen überlebten die Bruchlandung der Boeing 777 an der US-Westküste. Die Gründe, warum der Unfall so glimpflich abgelaufen ist – es war nicht nur Glück.
Die Fachwelt rätselt über die Ursachen der 777-Bruchlandung in San Francisco sowie darüber, wie die beiden Passagierinnen aus China ums Leben kamen. Warum 305 Menschen das heftige Unglück überlebten, wird selten erwähnt. Eher findet man in den Medienberichten Aussagen von Leuten, die erstaunt oder erleichtert sind. «Wir haben sehr viel Glück, dass es so viele Überlebende gibt», sagte etwa der Bürgermeister von San Francisco, Ed Lee.
Als eines der wenigen Medien befasste sich Bloomberg.com mit den Gründen, warum der Unfall derart glimpflich abgelaufen ist. Laut dem Newsportal sorgten gleich mehrere Faktoren dafür, dass der Unfall vergleichsweise glimpflich verlaufen ist – eine Verkettung glücklicher Umstände im Unglück sozusagen.
Stabilere Flugzeugsitze
Weil zuerst das unbemannte Heck der Maschine auf dem Boden aufschlug, wurde das Flugzeug massiv gebremst. Dies schwächte das nachfolgende Schleudern ab und verkürzte den Bremsweg. Zur schnellen Verlangsamung trug auch bei, dass der Treibstofftank der Boeing 777 nicht mehr voll war nach dem zehnstündigen Flug aus Korea. Ausserdem waren am Unglücksort keine Hindernisse wie Gebäude oder Tanks im Weg, was ebenfalls Schlimmeres verhinderte.
Geschützt wurden die Passagiere auch von den Sitzgurten, weil sie sich wie üblich vor der Landung angeschnallt hatten. Die verbesserte Stabilität der Flugzeugsitze verhinderte ebenfalls einen schwereren Ausgang des Unglücks: Nach 1998 konstruierte Sitze können dem Sechzehnfachen der Schwerkraft standhalten, während es bei älteren Modellen nur das Neunfache ist. So wird besser verhindert, dass die Sitze aus ihren Halterungen gerissen werden, sich ineinanderschieben und Leute verletzen. Auch die Unfallmaschine von San Francisco, die 2006 von Boeing an Asiana ausgeliefert wurde, verfügt über die neuartigen Sitzmodelle.
Mehr Zeit für die Evakuierung
Dass fast alle Flugzeuginsassen überlebt haben, ist auch der schnellen Evakuierung zu verdanken, die rechtzeitig vor Ausbruch des Feuers stattfand. «Die Kabinenbesatzung hat exzellent reagiert. Sie wusste sofort, was Sache ist, und leitete die nötigen Massnahmen ein», sagte der österreichische Aviatikexperte Kurt Hofmann am Montag gegenüber Redaktion Tamedia. «Über Notrutschen konnten die Passagiere schnell das Flugzeug verlassen, sonst hätte es wegen des anschliessenden Brandes wohl viel mehr Opfer gegeben.» Es grenze an eine Sensation, dass es nicht mehr Tote und Verletzte gegeben habe, so Hofmann. Reaktionen in Sekundenbruchteilen seien bei der Evakuierung entscheidend gewesen, sagt auch der amerikanische Luftfahrtexperte Robert Mann gegenüber Bloomberg.com. «Es ist ein Wunder, wie es ausgegangen ist.»
Hilfreich für die erfolgreiche Evakuierung war zudem das verbesserte Material des Flugzeugs. In den letzten Jahren wurde es in der Kabine feuerfester gemacht, so sind etwa Sitzkissen, Teppich und Wände nicht mehr entzündlich. Auch das Isolationsmaterial in den Flugzeugwänden verlangsamt die Ausbreitung von Flammen, sodass mehr Zeit bleibt, um Leute zu evakuieren. «Wenn vor 30 Jahren ein eigentlich überlebbarer Unfall geschah, verbrannten oft Menschen im anschliessenden Feuer», wird Steve Wallace, früherer Leiter des staatlichen Unfalluntersuchungsbüros, von Bloomberg.com zitiert.
Bisher kein Absturz einer Boeing 777
Nach Meinung von Experten dürften auch die verbesserten Sicherheitsstandards bei der Boeing 777 ein grösseres Unglück bei der Bruchlandung in San Francisco verhindert haben. Insgesamt gilt dieser Flugzeugtyp als sehr sicher, «als Topprodukt in der Luftfahrt», wie Kurt Hofmann sagt. 1994 absolvierte eine 777 den Jungfernflug, im Juni 1995 ging der Typ in den Flugbetrieb. Bis Juni 2013 lieferte der US-Hersteller Boeing mehr als 1100 Maschinen des Modells an Fluggesellschaften in der ganzen Welt.
In all den Jahren absolvierten diese Langstreckenflugzeuge laut Boeing rund fünf Millionen Flüge in 18 Millionen Flugstunden. Dabei kam es neben den bisherigen zwei Bruchlandungen nie zu einem Absturz einer Boeing 777. Der erste Unfall passierte im Januar 2008, als eine Triple Seven von British Airways im Landeanflug war. Gut 300 Meter vor der Landebahn setzte sie auf und schlitterte anschliessend auf die Rollbahn. Dabei ging das Fahrwerk kaputt, 47 Menschen wurden verletzt. Untersuchungen ergaben, dass sich in hoher Flughöhe Eis im Treibstoff gebildet hatte, was letztlich den Zufluss zu den Triebwerken verhinderte.
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