Nach der Dopingsperre gegen Alex Wilson «Das wirft ein ganz anderes Licht auf die Karriere eines Athleten»
Das Urteil im Fall Alex Wilson erschüttert die Basler Leichtathletik. Olivier Frey, Präsident von Wilsons Verein LAS Old Boys, erklärt, was die Dopingsperre für den Club bedeutet.

Olivier Frey, am Dienstag wurde OB-Athlet Alex Wilson wegen Dopings zu vier Jahren Sperre verurteilt. Wie haben Sie das Urteil aufgenommen?
Klar, die Information ist alles andere als erfreulich. Die Maximalsperre von vier Jahren zeigt, dass es ein klarer Fall zu sein scheint. Grundsätzlich ist es gut, dass endlich ein Entscheid getroffen wurde. Die Situation mit Alex hat sich nun über elf Monate hingezogen und war für alle Beteiligte belastend.
Hatten Sie in diesen Monaten Kontakt zu Alex Wilson?
Nein, ich hatte schon seit einem Jahr keinen Kontakt mehr zu Alex. Ich habe wiederholt versucht, den Kontakt aufzunehmen. Verständlicherweise hat sich Alex aber offenbar entschieden für diese Zeit unterzutauchen.
Sind Sie enttäuscht?
Enttäuscht bin ich über die ganze Situation. Erstens wirft ein solcher Fall ein ganz anderes Licht auf die ganze Karriere eines Athleten, was nicht rückgängig gemacht werden kann. Zweitens sorgt er natürlich für negative Schlagzeilen rund um den Verein und die Leichtathletik.
Was bedeutet der Fall für den Verein Old Boys?
Wir distanzieren uns natürlich vorbehaltlos von Doping. Dies steht auch klar in unseren Statuten. Wir versuchen bei uns im Verein unser Bestmögliches, dass unsere Athleten über die Regeln informiert sind und nach diesen unseren Sport betreiben.
«Ich habe wiederholt versucht, den Kontakt aufzunehmen. Verständlicherweise hat sich Alex aber offenbar entschieden für diese Zeit unterzutauchen.»
Wie waren die Reaktionen aus dem Umfeld des Vereins?
Ich denke, sie waren überall sehr ähnlich. Wir müssen versuchen richtig mit der Situation umzugehen. Für uns ist es schwierig, die ganze Situation einzuschätzen und wir müssen uns auf Medienberichte stützen. Alex war zuletzt relativ weit weg vom Verein, wir hatten nicht mehr so viel Kontakt.
Wie reagiert der Verein auf diese Dopingsperre von einem seiner Athleten? Starten Sie eine Präventionskampagne?
Wir versuchen die Mittel, die uns der Verband zur Verfügung stellt, so gut wie möglich umzusetzen. Auch der Verband nimmt Dopingprävention und -information sehr ernst. Eine eigene Kampagne aber übersteigt unsere Möglichkeiten. Wir versuchen unsere Athleten über diese Thematik zu informieren. Doch wenn ein Sportler vorsätzlich Doping nutzt, können wir uns nur davon distanzieren.
Hätte es vom Verein aus irgendeine Möglichkeit gegeben, so etwas zu verhindern, Alex Wilson zum Beispiel besser zu unterstützen?
Als Verein können wir Unterstützung nach unseren Möglichkeiten anbieten, ob diese aber genutzt wird, muss jeder Athlet selbst entscheiden. Jeder wählt sein Umfeld selbst.
Wird Alex Wilson nun vom Verein ausgeschlossen?
Derzeit ist das Urteil noch nicht rechtskräftig. Von Swiss Olympics haben wir als Verein klare Instruktionen erhalten, wie wir mit Alex umgehen müssen. Er darf nicht mehr Teil des Vereinslebens sein und keine Vereins-Trainings besuchen. Er darf sich fit halten, allerdings nur ausserhalb des allgemeinen Trainingsbetriebs auf privaten und öffentlichen Anlagen. Nach seiner Sperre kann man sich wieder an einen Tisch setzen und die Situation besprechen. Rein rechtlich ist er danach wieder startberechtigt.
Was bedeutet dieser Fall für die Basler Leichtathletik? Sorgen Sie sich um den Nachwuchs, der sich durch solche Schlagzeilen von der Sportart abwenden könnte?
Es geht um das Verhältnis von positiven und negativen Schlagzeilen und wie diese Schlagzeilen gewichtet werden. Wir betreiben sehr viel Aufwand, um unsere Athleten zu unterstützen, so dass in unserem Verein Leistungsträger und positive Vorbilder entstehen. Das ist eine grosse Motivation für unsere Arbeit. Die positiven überwiegen schon heute bei weitem die negativen Beispiele. Wie darüber öffentlich berichtet wird, liegt auch bei den Medien.
Alex Wilson kam als Kind in Ihren Verein und wurde nun zu einer Sperre verurteilt. Wie gehen Sie auf persönlicher Ebene mit der Situation um?
Hinter dem Sprinter Alex Wilson steckt auch ein Mensch. Das wird in den Medien oft vergessen. Wir müssen uns von seinem Vorgehen klar distanzieren. Gleichzeitig hat dieser Athlet eine Familie und ein Umfeld. Es ist schwierig, hier die richtige Balance zu finden. Als Verein sind wir nicht nur ein Dienstleistungszentrum für Spitzenathleten, sondern sehen auch eine soziale Verpflichtung in unserer Arbeit, der wir so gut, wie es geht, nachkommen wollen.
Wie sind Sie dieser sozialen Verpflichtung rund um Alex Wilson nachgekommen?
Wir können auf persönlicher Ebene unsere Hilfe anbieten. Es liegt dann am Athleten, ob dieser die Hilfe auch annehmen will.

Fehler gefunden?Jetzt melden.