Wiedereröffnung in zehn TagenDas Waldenburgerli ist jetzt hochmodern
In nur 20 Monaten hat die BLT aus dem alten Bähnli eine Bahn gemacht, die neueste Technik verwendet. Ab 11. Dezember verbindet sie Liestal und Waldenburg wieder per Schiene.

In der neuen Remise der Waldenburgerbahn (WB) in Waldenburg; es ist jetzt eher ein Depot. Leicht nach innen geneigte Betonwände haben das Holz ersetzt. Alles ist nigelnagelneu, proper und zweckgerecht. Und statt Rollmaterial in den Farben Creme und Rot glänzen neue Züge in Gelb und Rot – den Farben der BLT (Baselland Transport AG). Sie stehen auf Schienen mit einer Spurweite von einem Meter. Vorher waren es 75 Zentimeter. Auf den ersten Blick könnten es die Drämmli der Linien 10, 11 oder 17 sein.
Doch da sind ein paar wichtige Unterschiede: Die neuen Fahrzeuge der WB, die seit 2016 zur BLT gehört, können ihre Türen auf beiden Seiten öffnen, also nicht nur in Fahrtrichtung rechts, wie im Nahverkehr der Stadt Basel. Und sie haben sowohl hinten wie auch vorne einen Führerstand. Denn obwohl vieles neu ist, ist auch einiges wie früher: Weder in Liestal noch in Waldenburg steht eine Wendeschleife zur Verfügung. Das heisst, der Wagenführer oder die Wagenführerin muss am Endpunkt der Fahrt jeweils das Cockpit wechseln.
Das Bähnli macht sich breit(er)
Dank der Umstellung von 75 Zentimeter Spurweite auf einen Meter sind die Wagenkasten 20 Zentimeter breiter als früher. Pro Fahrzeug haben jetzt 265 Fahrgäste Platz. Zu Spitzenzeiten können entweder in Liestal oder in Waldenburg zwei Fahrzeuge des Typs Tramlink aneinandergehängt werden (Doppeltraktion), also pro Fahrt maximal 530 Fahrgäste transportiert werden. Es wird in der Regel im 15-Minuten-Takt gefahren.
Betriebsbeginn der neuen WB ist Sonntag, der 11. Dezember, um 5.06 Uhr. Dann verkehrt offiziell das erste Fahrzeug ab Waldenburg in Richtung Liestal. Die Fahrzeit beträgt in den nächsten Monaten 23 Minuten – so wie früher. Denn noch sind nicht alle technischen Systeme abgenommen. Sobald dies der Fall sein wird, verkürzt sich die Fahrzeit auf 20 Minuten.
Die Bahntechnik, die zum Einsatz kommt, ist topmodern. Stadler Rail hat nicht nur die Fahrzeuge geliefert, sondern ist bei der WB auch bei der Steuerungstechnik Partner der BLT, mit Stadler Signaling. Wobei: Signale sind kaum mehr zu sehen auf der Strecke. Die Informationen werden direkt in den Führerstand – das Cockpit – übermittelt. Die Fahrzeuge wären dank CBTC (Communication-Based Train Control) theoretisch für autonomes Fahren vorbereitet. Also Fahren ohne einen Menschen im Cockpit.
Autonomes Fahren
Andreas Büttiker, Direktor der BLT, geht aber davon aus, dass es noch mindestens zehn Jahre oder mehr («auf jeden Fall im zweistelligen Bereich») dauern wird, bis das umgesetzt wird. Gerade in Hölstein und Oberdorf, wo die Gleise in die Strassen eingelassen sind, ist immer noch besondere Vorsicht geboten.
Bei einer ersten Fahrt auf der neuen WB fällt Verschiedenes auf: die erhöhte Laufruhe. Der hindernisfreie, ebenerdige Einstieg im ganzen Fahrzeug. Die grossen Fensterflächen. Die neuen und zum Teil verlängerten Abschnitte mit Doppelspur, sodass ein Kurs, der von Waldenburg nach Liestal unterwegs ist, und einer, der ihm entgegenkommt, sich problemlos aus dem Weg gehen können.

Die budgetierten Kosten von 320 Millionen Franken sind laut BLT um 8 Prozent, also 25 Millionen Franken überschritten worden. Dies vor allem wegen eines aufwendigen Hochwasserschutzes in Hölstein. Handkehrum kostete die Fahrzeugbeschaffung mit 54 Millionen Franken 6 Millionen weniger als vorgesehen. Zusammen mit Aargau Verkehr (AVA) hat man gleichzeitig 18 Stück des Typs Tramlink geordert. 10 für die BLT, 8 für AVA. Die Kosten der neuen Bahn insgesamt – inklusive des Teils, den der Kanton übernahm – belaufen sich auf 400 Millionen Franken.
Die letzte WB auf den alten Gleisen fuhr im April 2021. Das heisst, innerhalb von nur 20 Monaten wurde die 13 Kilometer lange Strecke mit 190 Meter Höhendifferenz vollständig und von Grund auf neu gemacht. Organisatorisch und logistisch eine herausragende Leistung. Was die neue WB für das Tal bedeuten wird? Ob sie zum Zuzug neuer Firmen oder mindestens neuer Bewohnerinnen und Bewohner führt? Die Zeit wird es weisen.
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