
Forscher in den USA haben Mittel zur Heilung von Ebola entwickelt. Sie können die Infektion in bis zu 90 Prozent der Fälle besiegen, wie das staatliche Institut für Infektionskrankheiten (Niaid) diese Woche mitteilte. Je schneller nach einer Infektion die neuen Wirkstoffe verabreicht werden, umso erfolgreicher sind sie. Bisher starb mehr als die Hälfte aller Menschen, die sich mit Ebola infiziert hatten.
Grosse Erfolge gibt es auch bei der Entwicklung von Impfstoffen, die eine Ansteckung verhindern. Schon 2015 wurde in Guinea ein Impfstoff des Pharmakonzerns Merck eingesetzt, mit dem inzwischen auch im Kongo 160'000 Menschen geimpft wurden. Der WHO zufolge sind 97,5 Prozent der Geimpften gegen Ebola immun. Ein zweiter Impfstoff des Unternehmens Johnson & Johnson ist ebenfalls sehr vielversprechend. Er wurde bisher an 6000 Personen getestet.
Virus ist noch nicht besiegt
Die beachtlichen medizinischen Erfolge bedeuten allerdings nicht, dass das Virus besiegt ist. Denn die notwendigen Impfungen und Behandlungen lassen sich in einer Region, die von einer akuten Epidemie betroffen ist, nicht einfach umsetzen. Etwa im Osten des Kongo.
Dort brach vor einem Jahr eine Ebola-Epidemie aus. Mehr als 2700 Menschen haben sich angesteckt, mehr als 1800 sind gestorben. Die WHO hat im Kongo den internationalen Notstand ausgerufen, erst zum fünften Mal in ihrer Geschichte. Internationale Hilfe kam schnell und war vorbildlich organisiert. Beim bisher grössten Ebola-Ausbruch 2015 in Westafrika, bei dem über 11'000 Menschen ums Leben kamen, hat man viel über den Umgang mit der Krankheit gelernt.
Misstrauen gegenüber Fremden
Trotzdem hat sich das Virus im Kongo weiter ausgebreitet. Gerade wurden erste Todesfälle aus der Millionenstadt Goma gemeldet, einem Verkehrsknotenpunkt an der Grenze zwischen dem Kongo, Ruanda und Uganda. Ebola droht sich nicht nur in der Grossstadt rapide auszubreiten, sondern auch in den Nachbarländern.
Der Osten des Kongo ist unwegsam, geprägt von Flüssen, Regenwald, Bergen, die kaum durch Strassen erschlossen sind. Die Bevölkerung dort lebt seit Jahrzehnten im Krieg, wird von verschiedenen Milizen, wohl auch von Regierungstruppen, ermordet, vergewaltigt, ausgebeutet.
Nur die Hälfte der Infektionen wird überhaupt erkannt.
Die Menschen misstrauen Fremden – erst recht Fremden, die mit Flugzeugen, Helikoptern und Geländewagen einfliegen, für ihre Arbeit von Kopf bis Fuss vermummt sind und Behandlungsmethoden empfehlen, die allen Traditionen widersprechen, etwa bei der Beisetzung von Toten. Ebola-Kliniken wurden dutzendfach angegriffen, Hilfsorganisationen haben sich teilweise zurückgezogen. Auch die Kooperation mit den örtlichen Behörden ist oft schwierig.
Für das Virus bietet dieses Chaos ideale Voraussetzungen. Nur die Hälfte der Infektionen wird überhaupt erkannt. Unter Flüchtlingen, Vergewaltigern, Plünderern, Schiebern und Schmugglern findet Ebola immer Unterschlupf. Fledermäuse und Affen tragen den Erreger ebenfalls – und werden von Menschen gegessen, die daraufhin erkranken.
Natürlich müssen die neuen Medikamente eingesetzt werden, selbstverständlich sollten möglichst viele, die von dem Virus bedroht sind, geimpft werden. Aber die beste Medizin bleibt schwach, wenn Krieg herrscht.
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Das Virus liebt das Chaos
Die medizinischen Fortschritte im Kampf gegen Ebola sind beachtlich. Aber das reicht nicht, um die Krankheit zu besiegen.