Das Traktandum Knüsel
Heute behandelt der Stiftungsrat der Pro Helvetia die Causa Knüsel. Was hat der Pro-Helvetia-Direktor zu befürchten?
Man soll die Hälfte der Museen, Theater und Bibliotheken schliessen, dann gäbe es Geld für Neues – zum Beispiel Laienkultur. Die Forderungen von Pro-Helvetia-Direktor Pius Knüsel, die er zusammen mit drei deutschen Autoren im Buch «Der Kulturinfarkt» veröffentlicht hat, sind zwei Wochen alt und sind seither täglich kommentiert worden. Mal wohlwollend, mal kritisch. Bloss die Pro Helvetia gab sich bedeckt. Nachdem der Präsident der Pro Helvetia, Mario Annoni, zuerst gesagt hatte, er könne seinem Direktor «keinen Maulkorb anlegen», schwieg er zuletzt zur Angelegenheit.
Inzwischen aber kommt der Stiftungsrat der Pro Helvetia nicht um eine Stellungnahme zu dem umstrittenen Buch Knüsels herum: Heute behandelt das Gremium einen Brief, in welchem der Schweizerische Kunstverein die Vertrauensfrage gegenüber Knüsel formuliert hat. Es geht also für einmal nicht darum, welche Kultur unterstützungswürdig ist, sondern um eine ganz konkrete Frage: Ist Pius Knüsel der richtige Mann an der Spitze der Pro Helvetia?
Antwort auf den Brief
Was den Kunstverein stört, ist ein vermeintlicher Rollenkonflikt Knüsels: Kann er als Direktor der Pro Helvetia glaubwürdig im Parlament für ein Kulturbudget einstehen und im gleichen Zug als Autor in einem Buch die Hälfte der kulturellen Institutionen in Frage stellen? Eine Frage, die auch die Mitglieder der eidgenössischen Kulturkommission umtreibt. Kathy Riklin (CVP) findet laut Radio DRS «solche Überlegungen dringend nötig». Otto Ineichen (FDP) wiederum heisst Knüsels Forderungen willkommen.
Laut Statuten ist der Stiftungsrat für die Ernennung und die Überwachung der Geschäftsleitung zuständig. Droht Knüsel in der heutigen Sitzung des Stiftungsrats also ein Verweis - oder gar Schlimmeres? Bei der Pro Helvetia gibt man sich gelassen: «Das Traktandum Knüsel wird heute innerhalb einer ordentlichen Sitzung behandelt», so Pro-Helvetia-Sprecherin Sabina Schwarzenbach: «Es geht in erster Linie darum, eine Antwort auf den Brief des Kunstvereins zu formulieren.» Das ist auch im Sinne von Peter Studer, Präsident des Kunstvereins. Wie dieser gegenüber Redaktion Tamedia sagt, gehe es ihm mit der Vertrauensfrage nicht um eine Absetzung oder einen Verweis an Knüsel, sondern darum, dass sich der Stiftungsrat jetzt zu seinem Direktor äussere.
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